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Stylianos G. Papadopoulos

Thomas in Byzanz

Thomas-Rezeption und Thomas-Kritik in Byzanz zwischen 1354 und 1435

THEOLOGIE UND PHILOSOPHIE, 49. Jahrgang; Heft 1/3, 1974; "Bonaventura Thomas von Aquin 1274 -1974. Herder Freiburg/ Basel/ Wien



Einleitung

Das Zusammentreffen von Denkströmungen und Kulturen ist in der Geistesgeschichte immer ein großes Geschehen. Ein solch mehrdeutiges Ereignis war auch die Begegnung der orthodogen östlichen Theologie mit der scholastischen und thomasischen-thomistischen Theologie in Byzanz im 14. Jahrhundert. Sie kam praktisch durch die Übersetzung von wichtigen thomasischen Werken in die griechische Sprache zustande. Die endgültige, in Tiefe und Breite gehende Bewertung der Ereignisse und der Konsequenzen dieses Zusammentreffens ist - wegen des Fehlens von ins einzelne gehenden Teilstudien - noch nichtmöglich. Das, was bis jetzt in diesem Bereich verwirklicht worden ist, kann weder als genügend noch als erschopfend betrachtet werden(1).

Ein Ergebnis steht auf jeden Fall fest: die byzantinisch-orthodoxen Theologen kommen in Kontakt mit der westlichen Theologie! Zum ersten Mal hat die orthodoxe Theologie in solcher Breite die westliche Scholastik und insbesondere die Theologie des Doctor communis der lateinischen Kirche kennengelernt, der mit seinem System wie kein anderer das ganze theologische Denken des Westens vom Mittelalter ab geprägt hat, das auch heute noch nicht ohne diesen Mann weiterwirkt. So vermochte die östliche Theologie tiefer und vollkommener als zuvor diejenigen Punkte auszumachen, die sie selbst von der damaligen westlichen unterschieden. Deshalb hatten auch die byzantinischen Theologen bei den wiederholten interkirchlichen Zusammenkünften, die die Einheit der Kirche zum Ziel hatten, bereits eine Kenntnis der aktuellen westlichen theologischen Thesen, dies eben durch die Werke des Thomas von Aquin, wie selbstverständlich auch die des hl. Augustinus. Von letzteren hat Maximos Planudes(2) einen Teil übersetzt. Jedenfalls erfuhr ein bedeutender Teil der orthodoxen byzantinischen Theologen mehr oder minder tief den Einfluß der thomasischen Theologie, wie wir noch sehen werden. Diese Fakten spiegeln sich klar in der Literatur wider, die die griechischen Übersetzungen von thomasisch-thomistischen Werken hervorgerufen haben und die die positive bzw. negative Reaktion zu dieser Theologie darstellt. Genau die Art dieser Reaktion macht diejenigen, die sich mit diesen thomistischen Werken mehr oder weniger beschäftigt haben, zu Prothomisten und Antithomisten.


I. Prothomisten (Proscholastiker) und Anthithomisten in Byzanz

1. Die Prothomisten (φιλοθωμισταί) repräsentieren die positive Reaktion der byzantinisch-theologischen Kreise gegenüber den Thomas-Übersetzungen, während die Antithomisten die negative Reaktion zum Ausdruck bringen. Diese Übertragungen weckten nämlich zwei antithetisch wirkende Kräfte bzw. zwei theologische Tendenzen in weiterem Sinne, die in sekundärer Weise die letzte Periode der byzantinisch-theologischen Literatur geprägt haben. Wir sagen "in sekundärer Weise", weil die Epoche vom 4. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts primär von der Theologie der Hesychasten beherrscht wurde.

2. Genau das Vorherrschen des Hesychasmus hat entscheidend dazu beigetragen, daß dem Phänomen des Pro- bzw. Antithomismus' in der zur Rede stehenden Epoche des byzantinischen Geisteslebens nicht die entsprechende Bedeutung beigemessen worden ist. Die zentralen Probleme der hesychastischen Theologie oder der Theologie der Gottesschau haben die Geister so ausschließlich beherrscht, daß die Frage, welche Stellung gegenüber dem philosophisch-theologischen System des Thomismus zu beziehen wäre, sekundär wurde. Dies um so mehr, als die positive bzw. negative Haltung gegenüber der Theologie des Aquinaten abhängig war von der Position, welche zu den Hauptpunkten des Hesychasmus bezogen wurde. Auf jeden Fall haben die Anhänger des Hesychasmus diesen als theologische Tendenz und nicht nur als asketische Methode verstanden und im allgemeinen in den Kategorien der orthodoxen Theologie gedacht. Aber insofern sie spezifisch hesychastisch dachten, konnten sie zum System des Aquinaten kein Verhältnis finden. Ein solches fanden vielmehr jene Männer, die sich aus verschiedenen Gründen gegen die hesychastische Theologie gestellt hatten. Sie neigten stark zur römisch-katholischen Kirche und Theologie hin, wie es mit allen Gegnern des Hesychasmus ab Mitte des 14. Jahrhunderts der Fall war. Letzteren war die Theologie des Aquinaten mit ihrer lateinischen Herkunft willkommen. Sie kam auch gelegen als Quelle von Argumenten, die sie zur Stützung ihrer antihesychastischen Thesen brauchten. Deshalb wurden die Theologen dieser Gruppe entweder erst zu Prothomisten und dann zu Antihesychasten, oder sie waren schon Antihesychasten und wurden im Laufe der Zeit zu Prothomisten, was sich logisch notwendig ergab. So können wir präzisieren:

Diejenigen Anhänger der hesychastischen Bewegung, die die Werke des Thomas von Aquin studierten und darauf negativ reagierten, nennen wir Antithomisten; und diejenigen unter den Gegnern des Hesychasmus, die beim Studium der gleichen Werke positiv reagierten, bezeichnen wir als Prothomisten. Mit letzteren sind auch jene, die aufgrund ihres Prothomismus erst zu Antihesychasten wurden, zu verstehen. In diese letzte Kategorie z.B. ist Demetrios Kydones einzustufen. Sonst können wir wegen des Schweigens der Quellen zu hier in Frage stehenden konkreten Personen nicht feststellen, ob bei ihnen der Prothomismus oder Antihesychasmus Priorität hatte.

3. Die Zahl der Theologen in concreto, bei denen wir den Pro-oder Antithomismus feststellen, ist klein. Diese Tatsache kann den Eindruck erwecken, daß konsequenterweise auch das Phänomen dieser beiden Richtungen von begrenzter Ausdehnung und Bedeutung war. Jedoch, dieser Eindruck trügt. Denn quellenmäßig entdecken wir zwar nur acht Prothomisten (sofern wir zu diesen auch Gennadios Scholarios zählen) und etwa zwölf Antithomisten. Wir müssen aber darüber hinaus den ganzen Kreis jener Theologen in Betracht ziehen, die sozusagen mit Vertrauen und Lernbereitschaft Männern wie z. B. Demetrios Kydones und Manuel Kalekas anhingen. So gewinnen wir wenigstens eine schwache Vorstellung von der wirklichen Zahl der Prothomisten. Dasselbe gilt für den Kreis, in dem Theologen vom Range des Neilos Kabasilas, Joseph Bryennios und Markos Eugenikos Widerspruch gegen die Theologie des Aquinaten erhoben, wie auch für Gennadios Scholarios. Dieser hat in einer zwar privaten, aber freien Schule Werke des Aquinaten vorgetragen. Das ergibt sich auch daraus, daß die Existenz dieser thomistischen Werke und die dadurch für die orthodox-hesychastische Theologie sich ergebende Gefahr von Kallistos Melenikiotes erkannt wurde, der zu jener Zeit in einem abgelegenen und schwer auffindbaren Kloster am Melenikon der Askese lebte. Er nahm an, daß es eine große Anzahl von gebildeten Klerikern, Mönchen, Asketen, Theologen und Intellektuellen gab, die die antithomistischen Tendenzen und Auffassungen der vorgenannten Koryphäen der byzantinischen Theologen teilten. Und wenn wir in Betracht ziehen, daß die Synode von 1368, die den Prochoros Kydones anathematisiert hat, ausdrücklich die Lehre des Thomas verurteilte, dann begreifen wir, daß die antithomistische Haltung auch ein Kennzeichen der gesamten oder mindestens des größeren Teils der orthodoxen Hierarchie war. Es steht fest, daß der Tomos dieser Synode von den Patriarchen von Alexandrien und Jerusalem unterschrieben wurde.

Besonders bezeichnend für die Ausbreitung, die die Diskussion um den Aquinaten in Byzanz angenommen hatte, ist, daß auf dem Athos, und zwar im größten der dortigen Klöster, nämlich in der Megiste Lavra, Prochoros Kydones an den Werken des Thomas von Aquin gearbeitet hat. In Kreta dagegen bemühte sich der große Joseph Bryennios als Abgesandter der "Großen Kirche" (Byzanz), die Ideen des Aquinaten in einer öffentlichen, im Freien gehaltenen Diskussion mit dem lateinisch denkenden Prothomisten Maximos Chrysoberges zu widerlegen.

Der Brief(3) des Demetrios Kydones an Maximos Chrysoberges deutet klar an, daß die Werke des Thomas von Aquin und deren Studium Freunde und auch Kritiker fand. Die letzteren bedrängten und verurteilten die ersteren, zu denen auch Maximos Chrysoberges zählte. Ihm hatte Demetrios geraten, das Studium der Werke des Aquinaten fortzusetzen, weil er dadurch imstande sei, sich jeder Diskussion zu stellen. Maximos folgte getreu dem Rat seines Lehrers, wie die erwähnte öffentliche Diskussion zwischen ihm und Joseph Bryennios beweist. Auseinandersetzungen solcher Art - so nehmen wir an - waren in der Zeit von 1354-1453 in Byzanz keine Seltenheit. Aufgrund dieser Fakten können wir uns nun ein deutlicheres Bild davon machen, wie sich fast alle gebildeten Kreise in dem damals kleinen Byzanz von der Problematik des Pro- und Antithomismus erfassen ließen. Nur, welches Ausmaß hatte die dem Problem entsprechende Literatur, und welches Schicksal wurde ihr zuteil? Das erhaltengebliebene Schrifttum ist nämlich mager und stellt praktisch nur ein Indiz für die faktische literarische Produktion dar.

Wir brauchen kaum zu bemerken, daß (a) nicht unbedingt alle an diesen einschlägigen Diskussionen Beteiligten literarisch dazu Stellung genommen haben, (b) nicht alles, was darüber geschrieben wurde, erhalten geblieben ist - ein für alle Literaturen der Vergangenheit geltendes Faktum! -, (c) Werke von byzantinischen Theologen des 14.-15. Jahrhunderts noch nicht ediert worden sind, deren Inhalt wir auch nicht genügend kennen, selbst wenn die Vermutung naheliegt, daß sie unter dem Einfluß der thomistischen Scholastik standen. Ein scrikter Nachweis dafür ist, eben wegen der Textlage, noch nicht möglich. Dies gilt z. B. für den byzantinischen Theologen der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Johannes Kyparissiotes(4).

4. Dazu eine Klarstellung: Unter den Pro- bzw. Antithomisten verstehen wir all jene Literaten, die sich in der Zeit von 1350 bis ca. 1454 zu der in Byzanz eingeführten Theologie des Aquinaten irgendwie geäußert haben. Diese Reaktion erfolgte entweder in ad hoc separat geschriebenen Werken oder im Rahmen anderer, aus verschiedenem Anlaß verfaßter Opera.


II. Prothomisten

1. Demetrios Kydones(5) (ca. 1324-1397/98): Demetrios sollte eine sehr starke Wirkung auf die Theologie und die religiöse Bewegung des Reiches ausüben, deren Breite wir noch nicht im ganzen feststellen können, (a) weil die meisten diesbezüglichen Quellen unediert sind, (b) weil vor allem die gesamte Frage des Einflusses des Kydones auf seine Zeitgenossen in Zusammenhang mit äußeren und inneren politischen Faktoren gebracht wurde, was notwendigerweise den Wert und die Qualität dieser Einwirkung minderte, zugleich aber zu ihrer Ausweitung beitrug. Fest steht, daß Demetrios Kydones der dynamischste und substantiellste Vertreter der scholastischen Theologie in Byzanz war. Als solcher hat er auf das zeitgenössische und spätere theologische Denken in einem Maße Einfluß genommen, wie sonst keiner der aktiven lateinisch Gesinnten vor und nach ihm.

In welcher Weise hat er aber selbst den Einfluß der scholastischen und lateinischen Theologie erfahren, so daß er imstande war, diese seinen Landsleuten mitzuteilen? Unter den Klerikern der westlichen Kirche, die auf der Höhe des 14. Jahrhunderts im Osten aktiv waren, befand sich ein Dominikanerpriester(6), der vermutlich in Pera, Konstantinopel gegenüber, lebte. Dieser war nach Demetrios Kydones "in höchstem Maße fähig, denen, die ihm folgen konnten, zum Führer in der Philosophie zu werden. Mit der Wissenschaft verband er auch die Lebensführung; er gehörte zu jenen Priestern, die Gott geweiht sind"(7). Mit diesem Priester unterhielt Demetrios freundschaftliche Beziehungen, bevor er die Werke des Thomas von Aquin zu übersetzen begann(8). Demnach scheint es, daß der Dominikanerpriester aus Pera s als erster in Demetrios die Achtung und Liebe für römisch-katholische scholastische Theologie geweckt hat. Der Initiative seines dominikanischen Freundes verdankt Demetrios auch die unmittelbare und tiefere Kenntnis der Theologie des Aquinaten selbst. Er war in seiner Position als Generalsekretär des Kaisers Johannes VI. Kantakuzenos befugt, den Kontakt mit den römischen Katholiken, die in Konstantinopel und Umgebung lebten, aufzunehmen, weshalb er auch entschlossen war, Latein zu lernen(10). Er nahm den Dominikaner zum Lehrer, der aus diesem Grunde zeitweilig sein Kloster verließ, um in der Nähe des Kydones sein zu können(11). Letzterer erzählt diese Tatsache wie folgt: "Indem er (der Dominikanerpriester) mir Wissen und Ansehen mehren wollte, gab er mir ein Buch, damit ich mich daran übe; dies war die Schrift eines Mannes, der in der Theologie alle in den Schatten stellte, die damit umgingen. Alle kennen schon Thomas von Aquin . . ."(12) Das Buch, durch das er einmal die lateinische Sprache erlernte und, dem Wunsch seines Lehrers entsprechend, in die scholastische Theologie und Philosophie eingeführt wurde, war die Summa contra Gentiles (=S.c.G.) des Thomas von Aquin. Demetrios war vom Studium dieses Werkes begeistert und wurde sogleich Anhänger des Aquinaten. Seitdem blieb er ein Bewunderer und eifriger Apostel der thomasischen Theologie, die er durch seine Übersetzungen in das allmählich absterbende Byzanz eingeführt hat. Er übersetzte 1. die S.c.G., der er bemerkenswerterweise den Titel "Buch gegen die Griechen"(13) gab; 2. die Summa Theologiae (= S.Th.); danach folgten Übersetzungen kleinerer thomasischer und anderer Werke.

Wie Demetrios uns berichtet, brachte die Übersetzungsarbeit ungewöhnliches Leben in seine Schreibstube: hauptsächlich die Vertreter der römisch-katholischen Kirche, besonders jene, "die zur Thomas-Gesellschaft (d.h. zum Dominikaner-Orden) gehörten" füllten täglich seine Wohnung und stellten alle Thomaswerke und solche von anderen westlichen Theologen zu seiner Verfügung.

Auf den Rat seiner Freunde und den des Kaisers Johannes VI. Kantakuzenos(14) hin arbeitete er immer intensiver darauf hin, die Theologie des Aquinaten aus ihrem natürlichen römisch-katholischen Milieu in den Boden der hesychastischen Lehre und der Theologie der Gottesschau zu verpflanzen, die selbstverständlich schon eine gewisse Ahnung von der Scholastik hatte. Diesem Ziel des Demetrios dienten nicht nur seine Übersetzungen, sondern auch seine eigenen Werke, die in der Hauptsache die Funktion einer Apologie für seine religiöse Neuorientierung erfüllten(15).

Das Studium der Theologie des Aquinaten und seine Beziehung zu den Vertretern der römisch-katholischen Kirche in Pera hatten zum Resultat, daß sich Demetrios im Jahre 1364 von der Orthodoxie abwandte und den römischen Katholizismus annahm, ein Schritt, zu dem er sogar eine schriftliche Gratulation und Ermutigung des Papstes Urban V. erhielt(16).

In einem unedierten Werk(17), in dem er Thomas von Aquin gegen Neilos Kabasilas verteidigte, drückte er sein absolutes Vertrauen zu seinem großen Lehrer aus und nannre ihn "einen großen Mann, der durch Weisheit und Tugend im Studium des göttlichen Wortes nicht nur unsere Zeitgenossen, sondern auch viele berühmte Theologen der Vorzeit in den Schatten gestellt hat"(18).

Solche Bezeichnungen sind nicht leicht hingeworfene Äußerungen, sondern gründen auf der wirklichen Kenntnis der Werke des Aquinaten, wie der Brief des Demetrios Kydones an Maximos Chrysoberges zeigt. Hier wird sehr gerafft und zutreffend die wissenschaftlich-theologische Methode des Aquinaten analysiert und anerkannt: "Was man ohne fehlzugehen als das Besondere an seinen Büchern bezeichnen kann, ist dies, daß er die Gründe, die seiner Untersuchung widersprechen und die seine Gegner erheben könnten, voranstellt und diese nicht nur beiläufig löst, sondern so, daß andere nicht weiter widersprechen können; welcher Beweise das Thema auch immer bedarf - er bringt sie bei: die Zeugnisse der Schrift, die alle seine Werke durchdringen, die zwingenden Gründe der Vernunft und der Philosophie; so verfügen wir um des Glaubens willen reichlich über alle möglichen Gründe. Wir kennen keinen, der eine solche Lehrmethode vor ihm benutzt hat."(19)

Die Philosophie im allgemeinen und die Syllogismen im besonderen, wie sie im System des Thomas von Aquin einen äußerst breiten Raum einnehmen, finden auch bei Kydones besondere Aufmerksamkeit und werden in seine Theologie eingeführt(20). Die Verwendung von Syllogismen im Dienste der geoffenbarten Wahrheit wurde im 14. Jahrhundert zum Teil auf seiten der orthodoxen byzantinischen Theologie bekämpft, und zwar unter anderen durch Neilos Kabasilas, und dies im Rahmen seiner Polemik gegen den Aquinaten(21). Auf dieses Werk des Neilos Kabasilas hat Kydones geantwortet und die thomistische These, die Kabasilas zu widerlegen versucht hatte, verteidigt. Leider ist dieser kostbare prothomistische Text des Kydones noch unediert. Beim Lesen des Codex Vat. gr.614, der ihn uns überliefert, konnten wir uns davon überzeugen, daß Kydones die thomistische Theologie vollkommen rezipiert hat; mit ihrer Hilfe hat er versucht, den Hesychasmus zu widerlegen(22).

2. Prochoros Kydones(23) (ca. 1330-1368/69): Einer der ersten Theologen, die Demetrios Kydones mit prothomistisch-scholastischen Ideen inspirierte, war sein Bruder Prochoros. Nach dem Beispiel des Demetrios lernte dieser so gut Latein, daß er nicht nur die Werke westlicher Theologen studieren, sondern diese auch übersetzen konnte, wie z.B. Werke des Augustinus(24), des Herveus Natalis(25), des hl. Hieronymus(26), des Boethius(27), und vor allem Werke des Doctor communis.

Bei dem Verhältnis zwischen Thomas und Prochoros handelt es sich nicht um eine alltägliche Beeinflussung, sondern um eine totale und substantielle Rezeption der Theologie des ersteren im Denken des letzteren. Dies erhellt aus dem systematischen Werk des Prochoros, das früher fälschlicherweise Gregorios Akindynos zugeschrieben und als eines seiner Werke zum Teil von J.P. Migne herausgegeben wurde(28).

Diese Schrift, die in der älteren und neueren Forschung viel Lob fand, trägt den Titel: "Über Wesen und Energie" (περί ουσίας και ενεργείας). Auf den ersten Blick beeindruckt sie gewiß durch die methodische Behandlung des Themas und durch die Tiefe ihrer Gedanken. Aber sie ist größtenteils nur ein Gefüge von Fragmenten aus thomasischen Werken, ohne daß dabei auch nur der Wortlaut der Vorlage geändert wird. Das Werk zeugt so von der geringen Fähigkeit des Prochoros, selbst Theologie zu treiben, wie auch von blinder Übernahme der in Byzanz neu eingeführten scholastisch-thomistischen Theologie. Beispielshalber verweisen wir zum Vergleich auf "Über Wesen und Energie" Buch I, Kap.3; PG 151, 1197AC und S. c. G. I 16 (griechisch in Vat. gr. 615 fol. 15); vgl. Verf., Griech. Übers. 92 f.

3. Manuel Kalekas (+ 1410)(29): Charakterlich sympathisch, gütig und zurückhaltend, hat Kalekas die Politik der Schärfe vermieden, welche die Brüder Kydones praktiziert hatten. Für seine ganze Laufbahn war die Verbindung mit dem Hauptvertreter des Prothomismus, Demetrios Kydones, entscheidend, die -wie es scheint- in den Jahren 1391-1396 erst so recht eng und intensiv wurde. In Kontakt mit Kydones und seiner Umgebung, die regelmäßig die lateinische Sprache pflegten, hat auch er Latein erlernt. Eine Folge seiner Freundschaft mit den Anhängern der scholastischen Theologie und seiner Beschäftigung mit lateinischen theologischen Werken war seine Konversion(30) zur westlichen Kirche um das Jahr 1396, und schließlich, um 1403, sein Eintritt in das Kloster der Dominikaner in Mytilene (31), wo er seine Kenntnisse der Theologie des Aquinaten vervollkommnen sollte. In der ganzen theologischen Bewegung am Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts war Kalekas für die Freunde der Lateiner und die Orthodoxen eine sehr bedeutsame Persönlichkeit. Nach dem Tode des Demetrios Kydones (um 1397/98) wurde Manuel Kalekas zum Theoretiker und gewissermaßen zum Vertreter der beiden Parteien. Auf deren Drängen hin versuchte er ein umfassendes und systematisches Werk(32) zu entwerfen, in dem alle christlichen Wahrheiten, wie sie von der westlichen Kirche gelehrt wurden, dargelegt werden sollten. Im Rahmen dieser Studie können wir nicht weiter darauf eingehen. Wir beschränken uns auf den literarhistorischen Hinweis, daß zusammen mit der Übernahme der thomistischen Sicht sich im Werk des Kalekas "Über den Glauben . . ." auch echte Auszüge aus Thomas finden, eine Tatsache, die auf die Bereitschaft zu einer weitgehenden, ja totalen Assimilierung des thomistisch-scholastischen Denkens hinweist (vgl. z. B. S. c. G. IV 8. 22 mit De principiis fidei cath.: PG 152, 516BC. 564BD). Eine Durchrmusterung des literarischen Nachlasses des Kalekas führt mit jedem Schritt auf das scholastische Denken(33). Außer der S.c.G. benutzt er auch das Werk des hl. Thomas: De rationibus fidei (contra Saracenos, Graecos et Armenos) ad Cantorem Antiochenum(34), und auch die Werke anderer lateinischer Autoren(35).

4. Andreas Chrysoberges (36) (Erzbischof von Rhodos, + 1451): Auch dieser hat - wohl mit Hilfe der Dominikanermönche und anhand von griechischen Übersetzungen der Werke des hl. Thomas - Zugang zu dessen Theologie gefunden. Von M. Candal wurde sein Werk herausgegeben, in dem er die thomasische Lehre von der Identität von Wesen und Energien in Gott und andere damit zusammenhängende Thesen verteidigt und behandelt(37). Diese Apologie wurde auf Bitten des Bessarion geschrieben, der damals noch Metropolit von Nikaia war. Er kannte aus unmittelbarer Beobachtung die theologische Bewegung seiner Zeit und war nicht zufrieden damit, von den Orthodoxen zu hören, daß Thomas von Aquin sich in seinen Werken selbst widersprache(38). Die Unhaltbarkeit dieser Behauptung sollte Andreas in einem eigenen Werk erweisen.

Wie aus dem Titel dieser Apologie erhellt, hat Andreas sich auf Texte des Thomas selbst gestützt, die er teils etwas modifiziert, teils aber auch unverändert übernahm. Dies zeigt ein Vergleich von entsprechenden Stellen aus Andreas, aus Thomas und aus Prochoros Kydones. Letzterer hat einen Text aus Thomas, den Andreas mit Quellenangabe einfach abgeschrieben hat, sich selbst zu eigen gemacht. Auf solche Weise ist die Theologie des hl. Thomas von Prochoros bis zu Andreas von Rhodos in den Osten eingedrungen.

Andreas verfaßte sein Werk hauptsächlich auf der Basis von S. c. G. Kap. 16. 18. 21-22. 29. 31. 36 und 73 des ersten Buches, Kap. 7-9. 23. 31 und 35 des zweiten Buches, Kap. 97 des dritten Buches und Kap. 11-13 des vierten Buches, ferner der S. Th. (Iq. 25 a. 1-5, q. 79 a. 9) und der Quaest. disp. de Potentia (q. I a. 1-15; q. 2 a. 4-6; q. 3 a. 15-17; q. 7 a. 1-5). Nur zu Anfang seiner Schrift nennt er die thomasischen Texte, die er vor Augen hatte und auf die er sich stützte, nicht mehr jedoch in deren Fortgang. Die ganze Thematik des Andreas ist streng scholastisch-thomistisch. So ist z. B. seine erste Sorge, die charakteristisch-thomasische Unterscheidung(39) von potentia passiva und activa zur Lösung des großen Problems der Beziehung zwischen Wesen und Energien Gottes in die Theologie einzuführen. Er drückt seine Verwunderung darüber aus, daß diejenigen, die sich mit diesem Problem beschäftigten, die besagte Unterscheidung nicht begriffen hätten, obwohl sie doch einen Ausweg und eine Lösung des Problems zu bieten vermag(40).

Im theologischen Denken des Andreas von Rhodos bekommt Thomas von Aquin die Stellung einer absoluten Autorität; er bezeichnet ihn zweimal als "von Gott inspiriert und als Schützer des wahren Glaubens"(41). Er scheint die Theologie des Aquinaten mit der Theologie der römisch-katholischen Kirche im allgemeinen zu identi- fizieren(42), obwohl er auch um die Reaktionen wissen mußte, die die thomistische Theologie innerhalb der westlichen Kirche erfahren hat. Hatte doch der bekannte Barlaam von Kalabrien(43) von solchen Vorgängen schon in der geistigen Welt von Byzanz berichtet.

Es ist noch auf die Abhängigkeit(44) des Andreas von Prochoros hinzuweisen. Dieser zählt zu den ersten Prothomisten von Byzanz, Andreas zu den letzten. Die Abhängigkeit nach Art eines Lehrer- Schüler-Verhältnisses ist also ein Indiz für die Bildung einer prothomistischen Schule im weiteren Sinn im Zentrum der orthodoxen Theologie.

5. Maximos Chrysoberges: Er gehörte zu jenem Kreis der Intellektuellen in Byzanz, der unter dem Einfluß des Demetrios Kydones stand(45). Von ihm ist uns ein Brief (nr. 333) erhalten, aus dem hervorgeht, daß Maximos sich in die Werke des Thomas von Aquin eingearbeitet hatte(46), bis er "den Worten des seligen Thomas verwandt" wurde(47). Das Studium der thomasischen Werke empfahl Demetrios vor allem als Schule für die Diskussion mit den orthodoxen Griechen(48). Maximos hielt sich an diesen Rat und konnte so nach einigen Jahren (gegen Ende des 14. Jahrhunderts) bei einem Aufenthalt auf Kreta eine öffentliche Diskussion mit dem Mönch Joseph Bryennios(49) führen. Den Inhalt dieser Diskussion kennen wir aus einem Werk des Bryennios, und zwar aus seinem ersten Buch über den Hervorgang des Heiligen Geistes(50).

6. Bessarion (1462-1472): Die gelegentliche Polemik des Markos Eugenikos(51) gegen Thomas von Aquin veranlaßte den berühmten (späteren) Kardinal Bessarion, für Person und Theologie des Aquinaten einzutreten. Im 25. Kapitel der "Syllogistischen Kapitel an die Lateiner"(52) hatte Markos Eugenikos versucht, die Lehre des Thomas(53) über die Unterscheidung der göttlichen Personen zu widerlegen. Bessarion verfaßte eine Widerlegung(54) einzelner der genannten Kapitel des Eugenikos. Zu Beginn erinnert er daran, daß schon vor Eugenikos andere gegen den Aquinaten geschrieben hatten: Barlaam von Kalabrien(55) und Neilos Kabasilas(56), "wovon auch dieser genommen hat und schreibt, was er schreibt"(57). Mit diesem Satz aberkennt Bessarion Markos die Originalität, ja, er verklagt ihn, daß seine ganze Untersuchung "viel schlechter und schwächer" als die der vorgenannten sei(58) und "seine Absicht verkehrt sich ins Gegenteil"(59).

7. Der prothomistische Autor der Widerlegung von 17 "Syllogistischen Kapiteln" des Markos Eugenikos: In der Patrologia Graeca von J. P. Migne wird eine Streitschrift veröffentlicht unter dem Titel (hier lateinisch wiedergegeben): 'Marci Ephesini Metropolitae Eugenici Capita Syllogistica adversus Latinos et Responsio Sapientissimi Domini Georgii Scholarii rogante B.N.D. Gregorio iuniore confessore C/politano Patriarcha elaborata'(60). Diese 'Responsio' stammt nach N.-G. Beck sicher aus der Feder des bekannten Scholarios(61). Der wirkliche Autor der zur Rede stehenden Kapitel gegen Markos bleibt aber unbekannt, muß jedoch, so meinen wir, unter den Pro-Lateinern und Thomas-Freunden Mitte des 15. Jahrhunderts gesucht werden. Die Eigenart dieses Autors liegt darin, daß er - bei aller Achtung vor Thomas - auch dessen Schwächen zugibt, wie aus einigen Bemerkungen zu thomasischen Thesen folgt(62). Er räumt ein, daß auch Markos Eugenikos gegenüber Neilos Kabasilas(63) eine objektive Haltung beziehen müßte, wie er sie selber Thomas gegenüber praktiziere. Dennoch wird Thomas von Aquin vom anonymen Verfasser unter die bedeutenden Theologen des Westens eingereiht(64), die "zu Verteidigern der gemeinsamen Dogmen der Kirche geworden sind und zum Maßstab der Theologie die göttlichen Worte und die Lehren der Väter genommen und sie niemals preisgegeben haben"(65). Der fall dieses anonymen Autors zeigt, daß einzelne Prothomisten durch die Kritik der byzantinischen Theologen auf Schwächen des Thomismus aufmerksam worden.




III. Antithomisten

1. Barlaam von Kalabrien(66) (1290-1350): Einen besonderen Fall stellt Barlaam in der Geschichte der Theologie des 14. Jahrhunderts in Byzans dar. Im Rahmen der Studie über Pro- und Antithomismus interessiert uns der Barlaam vor der Konversion zum römischen Kacholizismus, weil er innerhalb dieses Zeicabschnittes zwei Bücher gegen Thomas von Aquin verfaßre, in denen er ihn aufs schärfste angreift. Diese beiden noch unedierten Bücher werden aber von den Mss von Moskau 250 und 251 (saec. 17) und vom Vind. Theol. gr. 101 und anderen unter den Titeln überliefert: (1) "Gegen Thomas, der sagt, daß sich die göttlichen Personen nicht nur nach den Relationen (προς τι) untersrheiden" und (2) "Gegen Thomas, der sagt, daß nur die Varerschaft konstitutiv ist für die Hypostase der ersten Ursache, das, 'ungezeugt' aber auf keinen Fall". Die Stellung Barlaams Thomas gegenüber ist von ganz besonderem Interesse weil - im Gegensatz zu den übrigen byzantinischen Pro- oder Antithomisten -sein Antithomismus schon vor der Abfassung der Thomas-Übersetzungen, d. h. vor 1350-54, also vor den Jahren dariert während derer Demetrios Kydones die S.c.G. übersetzte(67). Barlaam hat also schon in Italien thomasisch-scholastische Werke im Original studiert. Dabei fand er, daß die theologische Argumentation des Thomas von Aquin über den Hervorgang des Heiligen Geistes vorwiegend philosophisch und infolgedessen für einen orthodoxen Theologen unannehmbar sei(68).

Folgender Abschnitt eines Briefes Barlaams zeigt den absoluten Gegensatz zu Thomas, die Verbindung philosophischer Argumentation mit der Theologie betreffend: "Uns wird - das wird deutlich - zurecht kein Syllogismus davon überzeugen, daß auch der Sohn Prinzip des Heiligen Geistes sei; ein solcher Syllogismus, mag er aus zwei oder mehreren Prämissen bestehen, muß entweder diese alle aus der Heiligen Schrift holen und keine aus der menschlichen Vernunft, oder alle aus der menschlichen ratio und keine aus den Schriftworten, oder schließlich einige aus den Schriftworten, andere aber aus der ratio (εκ των λογισμών), so wie die meisten Syllogismen des Thomas beschaffen sind. Wenn es also keine Prämisse im Syllogismus gibt, die den heiligen Worten (der Schrift) entnommen ist, so werden wir ihm billigerweise keinen Glauben schenken."(69)

Barlaam sieht im ganzen thomistischen System einen klaren und unverdeckten Rationalismus, der zu einer Vermischung von Geschaffenem und Ungeschaffenem, Materiellem und Immateriellem, Seiendem und Nicht-Seiendem führt(70). Man kann nicht leugnen, daß hier die Verschiedenheit der Grundhaltungen östlicher und westlicher Theologie in der Begegnung mit Thomas bewußt gemacht worden ist.

2. Neilos Kabasilas(71) (+ 1363): Während Demetrios Kydones es war, der in erster Linie die Theologie des Aquinaten in das orthodox- byzantinische Denken eingeführt hat, so war Neilos Kabasilas, von 1361-1363 Erzbischof von Thessalonike, der erste konsequente Gegner dieser Theologie, und dies mit einer großen Breitenwirkung auf seine Zeitgenossen. Er zählt zu den großen Theologen des 14. Jahrhunderts und nimmt in der Reihe der kirchlichen Schriftsteller überhaupt einen ausgezeichneten Platz ein.

Neilos schrieb unter anderem über den päpstlichen Primat(72) und über den Hervorgang des Heiligen Geistes(73). Letztere Schrift, in der er sogar ein Werk Barlaams aus dessen Zeit vor der Konversion zum Katholizismus benützte(74), diente der Widerlegung der "Syllogismen" über den Heiligen Geist und über die Identifizierung von Wesen und Energien in Gott durch die Theologie und im Denken der westlichen Kirche. Neilos schrieb mit dem Blick auf die Verbraitung solcher römisch-katholischer Auffassungen durch die in Konstantinopel ansässigen westlichen Mönche. Selbstverständlich war die Widerlegung der thomasischen Lehren nicht das Hauptziel dieses Werkes. Dies geschah darin vielmehr beiläufig, sooft sich Gelegenheit dazu bot. Neilos benutzte oder kritisierte nur ganz wenige thomasische Texte, und zwar (a) aus der S.Th. drei Artikel, der q. 1 der Pars Ia; (b) aus der S.c.G. zwei Kapitel aus dem ersten und vierten Buch, und (c) aus De rationibus fidei ad Cantorem Antiochenum das zweite Kapitel. Das Werk des Neilos hat seine besondere Bedeutung darin, daß es zum erstenmal die orthodoxe Theologie, wenn auch nur zum Teil, mit der thomistisch-scholastischen konfrontiert. Dreißig bis fünfzig Jahre später folgte eine umfassendere Konfrontation, vorgetragen nicht mehr von einem Bischof oder Laientheologen, sondern einem Theologen des Hesychasmus, namlich von Kallistos MeIenikiotes.

Das Werk des Kabasilas über den Hervorgang des Heiligen Geistes hat eine große Breiten- und Tiefenwirkung auf die nachfolgenden theologischen Generationen ausgeübt, wie u.a. auf Gennadios Scholarios(75) und Sylvester Syropulos(76). Ihm wurde auch die besondere Aufmerksamkeit des Manuel Kalekas(77) und des Demetrios Chrysoloras(78) zuteil, die davon eine Zusammenfassung erarbeitet haben. Obwohl Kabasilas in seinem genannten Werk oft ausdrücklich zum Angriff gegen den Aquinaten und seine Theologie überging(79), ließ er sich doch nicht daran hindern, auch gelegentlich die Übereinstimmung mit ihm hervorzuheben(80).

3. Matthaios Angelos Panaretos(81): Unter den ersten, die gegen Thomas geschrieben haben, ist auch Matthaios Angelos Panaretos. Er schrieb zwischen 1350 und ungefähr 1369, d.h. gleichzeitig mit oder etwas nach Neilos Kabasilas. Sein antithomasisches Werk besteht aus kleineren Büchern, von denen nur das eine veröffentlicht wurde. Das eine Buch zeigt ganz klar einen antithomasischen Zug und trägt den Titel "Gegen die Lehre des Thomas des Lateiners und scharfsinnigen Philosophen, über den Hervorgang des Heiligen Geistes(82). Das andere greift die Lehre des Thomas vom Fegfeuer an und beginnt: "Thomas des scharfen Denkers anderes Buch über die Beschaffenheit des besonderen Ortes, wo die Seelen durch das Fegfeuer gereinigt werden, bevor sie in das Paradies aufgenommen werden..., und Gegendarstellung dazu von Matthaios Panaretos, dem Quaestor"(83). In seinem edierten, antithomasischen Logos und in seinen übrigen Werken, soweit bekannt, gibt sich Panaretos als einen Mann von mittelmäßigem theologischem und philosophischem Format. Denken und Argumente sind in keiner Weise originell.

Trotzdem ist mit der Edition dieses Buches des Panaretos für das gegen den Aquinaten gerichtete Schrifttum eine neue, äußerst interessante Phase gekommen. Diese betrifft jedoch hauptsächlich die Geschichte der Philosophie, insbesondere die der aristotelischen. Matthaios Panaretos, Würdenträger am byzantinisch-kaiserlichen Hof, war Laie aus dem Kreis der Intellektuellen. Seine Beschäftigung mit der Philosophie war dilettantisch. Er zog sie dem Umgang mit der Theologie vor und bemühte sich so, in den thomasischen Werken die aristotelischen Elemente festzustellen, um sie anschließend zu widerlegen.

4. Indirekte synodale Verurteilung thomistischer Lehren: Es war ein Ereignis von großer Bedeutung, daß die Synode, die unter dem Patriarchen Philotheos (1353-54 und 1364-76) im Jahre 1368 in Konstantinopel zusammengekommen war, die Thesen und Fragen des Prochoros Kydones, die dieser wortwörtlich der philosophisch- theologisch angelegten S.c.G. des Thomas entnommen hatte, verurteilte. Diese Synode hatte sich zum Ziel gesetzt, der Polemik gegen die Lehre des hl. Gregorios Palamas, die ja schon durch die Beschlüsse der Synoden der Jahre 1341 und 1351(84), als die offizielle Lehre der Orthodoxen Kirche anerkannt war, Einhalt zu gebieten. Diesen Kampf hatten nach dem Tode des Palamas (1359), wenn auch in gemäßigter Form, die Protagonisten der antihesychastischen Bewegung geführt, wie Barlaam(85), Akindynos(86) und Gregoras(87), und nach ihrem Tode ihre Gesinnungsgenossen, unter ihnen die Brüder Demetrios und Prochoros Kydones, Johannes Kyparissiotes(88), Manuel Kalekas (89) und andere. Diese unterschieden sich von der zuerst genannten Gruppe der Antihesychasten nur dadurch, daß sie ihr streitbares Arsenal mit Argumenten füllten, die sie den Werken des Thomas von Aquin entnommen hatten. Seine systematischen Schriften waren ja im Jahrzehnt zwischen 1350 und 1360 ins Griechische übertragen worden. So haben die byzantinischen Theologen antipalamitischer Einstellung nach Gregoras mit Hilfe scholastischer Theologie den damaligen theologischen Horizont erweitert. Gegen diese Ausweitung, die eine wachsende Distanz zum orthodox- theologischen Denken zu schaffen imstande war, zielte mehr oder weniger der Tomos der Synode von 1368 ab, wenn er wiederholt betonte, daß Prochoros Kydones in seinem Denken "als viel schlechter, unangemessener und gottloser"(90) befunden wurde als Barlaam und Akindynos.

Hier stellt sich aber die Frage, ob der Verfasser dieses Tomos, der Patriarch Philotheos Kokkinos, schon die Quelle der neuen antihesychastischen Argumentation des Prochoros Kydones kannte. Allerdings ist zu beachten, daß dieser in seinem systematischen Werk" Über "Wesen und Energie"(91), das größtenteils ein Flickwerk aus Thomaszitaten darstellt(92), seine Quelle nirgendwo erwähnt. Der Text des Tomos, in dem Teile aus"Wesen und Energien" widerlegt werden gibt keine Antwort auf diese Frage, um so klarer aber auf die andere, welche das Hauptproblem darstellt: nämlich nach seiner gegnerischen Einstellung zur thomasischen Theologie. Diese wird ja in der Person des Prochoros verurteilt, da eben seine, den thomasischen Werken entnommenen Thesen verworfen werden. Die direkte Beurteilung seiner Thesen führen wir wie folgt an:

(1) Die geistige Tätigkeit Gottes ist sein Wesen.

(2) Die geistige Kraft Gottes ist sein Wesen.

(3) Die Weisheit Gottes ist sein Wesen.

(4) Die Wahrheit Gottes ist sein Wesen.

(5) Der Wille Gottes ist sein Wesen(93).

Diese Thesen finden sich wortwörtlich in S.c.G. I 45.46.8.22.45.60.73 und in IV 15.

So ist also die scholastische Theologie des Aquinaten nicht einfach auf die Reaktionen einzelnrer byzantinischer Theologen gestoßen, sondern mit der ganzen Orthodoxen Kirche und ihrer Theologie konfrontiert worden, wie diese auf der Synode durch ihre Bischöfe und Theologen vertreten waren.

5. Makarios von Ankyra(94): Zu den Antithomisten des ausgehenden 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts zählt auch der Metropolit von Ankyra, Makarios, ein Freund Manuels II. Palaeologos (1391-1425). Sein Hauptwerk ist gegen die Ansichten der westlichen Kirche gerichtet(95). Originalität ist kein Charakteristikum seines Werkes. Beachtenswert ist immerhin, daß dieses ein Kapitel (59) enthält, welches betitelt ist: "Wenn auch Thomas und die Lateiner in ihrer Aufgeblasenheit von den Weisen der Ursächlichkeit (τρόποι αιτιών) sprechen, nach denen einerseits der Sohn vom Vater gezeugt wird, der Heilige Geist andererseits hervorgeht, und zwar zugleich vom Vater und vom Sohn, so widerspricht dies in jeder Hinsicht der Lehre der Heiligen (Väter)."(96) In dem genannten Kapitel wird die Trinitätslehre des Aquinaten einer Kritik unterworfen, besonders die These vom Hervorgang des Heiligen Geistes, 'ad modum amoris'(97), um uns auf diesen Punkt bei Thomas -und bei Augustinus - zu beschränken, wo rationale Schemata zum Verständnis der processio S. Spiritus angewandt werden. Dieser Fall zeigt, daß die scholastische Theologie nicht nur von erst- rangigen Theologen in Byzanz beachtet wurde, sondern auch von durchschnittlichen Männern wie Makarios von Ankyra.

6. Joseph Bryennios(98) (ca. 1350 bis ca. 1431/32): Der Mönchspriester Joseph Bryennios, einer der repräsentativsten und bedeutendsten orthodoxen Theologen Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts, hat sich nicht besonders intensiv und ausführlich mit der Kritik thomasischer Werke abgegeben. Trotzdem bezieht er sich bei gegebener Gelegenheit auf Thomas und seine Theologie; ja, er übernimmt sogar in einem seiner Dialoge(99) größere Zitate aus Thomas, eine Tatsache, die erweist, daß Bryennios in ausreichendem Maße die in griechischer Sprache umlaufenden thomasischen Werke gekannt hat(100).

Dieses Faktum bekommt ein um so größeres Gewicht, als in der Epoche des Bryennios mehr als in jeder anderen der Austausch zwischen Orthodoxie und römischem Katholizismus über theologische und kirchliche Probleme an Intensität gewonnen hatte. Wenigstens die hervorragenderen unter den orthodoxen Theologen hatten Kenntnis von den theoretischen Voraussetzungen der westlichen Theologen und waren so imstande, die von den Lateinern gehaltenen Thesen leichter, sicherer und mit größerem Nutzen zu begreifen.

Bei einer öffentlichen Disputation, die auf Kreta Ende des 14. Jahrhunderts(101) zwischen Bryennios und Maximos Chrysoberges stattfand, versuchte Bryennios, die Argumente seines Diskussions- partners durch die Widerlegung der thomasischen Scholastik selber zu Fall zu bringen.

7. Die Antithomisten des Cod. Urbinatus gr. 155 (s.a. 1436): Auf dem ersten Blatt des Vat. Cod. Urb. gr. 155 werden folgende Antithomisten mit ihren Schriften erwähnt:

(a) Georgios Boïlas: Erstes Buch gegen die Lateiner.

(b) Matthaios Philaretos: 34 Bücher gegen Thomas.

(c) Angelos, genannt Aeidaros: 40 Bücher gegen Thomas.

(d) Kallistos Angelikudes: 40 Bücher gegen Thomas.

In Wirklichkeit aber enthält dieser Codex, wie wir genau feststellen konnten, keines dieser Werke, noch sind uns die Autoren - Kallistos

Angelikudes ausgenommen- von irgend einer anderen Quelle her bekannt. Das antithomistische Werk des Angelikudes aber, das wir aus dem Cod. 337 des Iwiron-Klosters(102) auf dem Athos kennen, wird fälschlicherweise als "40 Bücher gegen Thomas" bezeichnet; fälschlich deshalb, weil es nicht in Logoi aufgeteilt ist. Es ist möglich, daß der Autor, der die ersten Seiten des Urb. gr. 155 geschrieben hat, das Werk "Gegen Thomas" mit einem anderen Werk (Cod. Vat. gr. 736) des Angelikudes verwechselt hat (das in der Tat in 30 Bücher aufgeteilt ist); aufgrund eines lapsus calami hat er μ' statt λ' geschrieben, vielleicht, weil er sich nicht genau informiert hat. Auch ist möglich, daß Kallistos Melenikiotes noch ein anderes Werk -neben dem uns bekannten- geschrieben hat, also wirklich "40 Bücher gegen Thomas", von dem wir aber nicht das geringste Bruchstück besitzen.



Georgios Boïlas, Matthaios Philaretos und Angelos Aeidaros müssen zwischen 1354, dem letzten Termin der Vollendung der Übersetzung der S.c.G. durch Demetrios Kydones, und 1436, dem Jahr der Niederschrift des Urb. gr. 155, gelebt haben.




8. Demetrios Chrysoloras(103): Den Standpunkt des Chrysoloras, dem Aquinaten und seiner Theologie gegenüber, finden wir in einer seiner unedierten Schriften dargelegt, die in Dialogform verfaßt ist. Dabei sind die Personen des Dialogs der Verfasser selbst, Thomas von Aquin, Neilos Kabasilas und Demetrios Kydones. Dieses Werk ist betitelt: "Widerlegung des Buches, das Demetrios Kydones (+) gegen den seligen Neilos Kabasilas (+) von Thessalonike geschrieben hat"(104). Bekanntlich wurde das "Buch" des Demetrios Kydones<185>. 1. zur Verteidigung des Thomas, 2. zur Widerlegung des Neilos Kabasilas geschrieben. Das bedeutet, daß Demetrios Chrysoloras sich zum Ziel gesetzt hatte, die prothomasischen Argumente des Kydones zu widerlegen. So ist sein Werk im ganzen antithomasisch geprägt.

M. Jugie meinte nach einer oberflächlichen Prüfung des Manuskripts, daß "Thomas" zwar am Anfang des Dialogs als Teilnehmer dieser Disputation genannt werde, in Wirklichkeit aber nirgendwo im Dialog selbst als Diskussionspartner vorkomme(106). Dies ist ungenau, weil wir nach einer Prüfung des Cod. Vat. gr. 1109 "Thomas" als "Teilnehmer" an der Diskussion feststellen konnten, und zwar auf fol. 103b, 107b, 109, 110b, 115b, 117b, 119b, 121, 123b, 126 u. a. a. O.

Demetrios Chrysoloras verklagt(107), wie alle anderen Antithomisten auch, den hl. Thomas hauptsächlich wegen seines Rationalismus und betrachtet den zwischen Neilos und Thomas bestehenden Unterschied als unüberbrückbar. So konnte er schreiben: "Und jetzt schauen wir dieses Buch an. . . .Neilos ist im Schreiben und Denken ein Gegner des Thomas, und zwischen beiden besteht eine große Kluft in der Lehre (dogmata); es gibt keine Gemeinsamkeit zwischen den beiden."(108) Trotzdem gebraucht Chrysoloras bei seiner Thomas- Widerlegung keine scharfen Ausdrücke. Dies gilt vor allem vom Epilog seines Werkes, von dem es sich lohnt, einen kurzen Auszug als Beispiel der abnehmenden Schärfe zu bringen, die sonst seine Diskussionspartner in dogmatischen und kirchlichen Fragen kennzeichnet:

"Darüber sprechen wir weniger, als Gott lieb ist. Da ich (nur) das Nötige zur Sache gesagt habe, ist es nicht recht, weiter darüber zu reden. Ihr alle zusammen, du (Kydones), wunderbarer Philosoph, und Thomas und Neilos, ihr dient jetzt in anderer Weise Gott, und jeder von euch hat die ihm (d. h. Gott) angemessene Erkenntnis gefunden. Mit ihnen werden wir, so Gott will, in Kürze zusammensein und auch die Gott entsprechende Erkenntis erlangen. Dir aber (Kydones), dem es, freiwillig oder unfreiwillig, passiert ist, Unnötiges zu reden, sei Gott der Allmächtige gnädig, wie auch uns zusammen mit dir."(109)

9. Markos Eugenikos (1392/1393-1444)(110): Er hat die Werke des Aquinaten soweit studiert, daß er bei seiner Teilnahme an der Synode von Ferrara-Florenz (1438-1439) als Vertreter des Patriarchen von Antiochien in der Lage war, die Ansichten der westlichen Theologen und ihre Argumente, wie sie der Doctor communis der westlichen Kirche formuliert hat, zu verstehen. So kannte Markos - im Gegensatz zu einer da und dort vertretenen Meinung(111) der führende Geist unter den Vertretern der orthodoxen Bischöfe auf der Synode - die inzwischen sanktionierte und herrschend gewordene scholastische Theologie wenigstens in begrenztem Umfang. Werke, in denen Markos Eugenikos seine antithomistischen Ansichten vorträgt, sind z. B. die "Syllogistischen Kapitel gegen die Häresie der Akindynisten über die Unterscheidung von göttlichem Wesen und Energien"(112), die "Syllogistischen Kapitel an die Lateiner", die in Florenz verfaßt wurden, und die "Apologie an die Lateiner"(113).

10. Gennadios Scholarios (+1472)(114): Unserem Prinzip entsprechend, das wir der Behandlung der byzantinischen Theologen Thomas gegenüber zugrundegelegt haben, müssen wir den bekannten Gennadios Scholarios sowohl zu den Antithomisten als auch zu den Prothomisten rechnen. Seine Achtung und Bewunderung, die er für das theologische und vor allem philosophische Denken des Aquinaten hegte, hat er zum erstenmal schon als junger Mann in einer privaten Schule bekundet, als er vor Griechen und Lateinern(115) thomasische Werke mit großem Erfolg auslegte(116); wie er selbst bekennt, war er ja ein ausgezeichneter Lateinkenner(117).

Willens, jedes Mißverständnis oder jede Mißdeutung seiner prothomistischen Äußerungen auszuschließen, jeden Vorwurf zu beseitigen und gleichzeitig seine späteren Ansichten gegen die Wiedervereinigung im Gegensatz zu seinen früheren zu erklären (es ist bekannt, daß er zumindest vor dem Jahr 1443 ein Henotiker war), betont Scholarios emphatisch: "Niemand sei verwirrt; in den Punkten, in denen Thomas sich von unserer heiligen Kirche unterscheidet, unterscheiden auch wir uns von ihm."(118) Indessen dort, wo Thomas mit "unserer" (d. h. der Orthodoxen) Kirche übereinstimmt, "muß er von uns studiert werden"(119). Indem er aber "des Studiums wert ist", "lieben und verherrlichen wir ihn" als einen "weisen Mann"(120). So nimmt sich denn auch Gennadios die Zeit, um die scholastische Methode des Thomas zu analysieren(121).

In einem Schreiben an seinen Schüler Matthaios Kamariotes erinnert er diesen daran, "daß wir die Freundschaft mit Thomas und die Verehrung zu ihm dringend nötig haben, obwohl ihm viele Italiener, und zwar vom Orden der Franziskaner, kaum die ihm gebührende Ehrfurcht erweisen"(122). Eine seiner Bemerkungen ist besonders charakteristisch für seine Haltung Thomas gegenüber:

"Wärest du, Thomas, doch nicht im Abendland geblieben, um so nicht genötigt zu sein, die Fehler dieser Kirche zu verteidigen! Dann wäre es dir, unter anderem, auch nicht passiert, deine Lehren über den Hervorgang des Heiligen Geistes und die Unterscheidung zwischen göttlichem Wesen und Energien vorzutragen, und du wärest in deiner Gotteslehre so fehlerlos, wie du es in deiner Ethik bist."(123)

Mit anderen Worten: Gennadios nimmt die ganze Lehre des Thomas an, zwei Punkte ausgenommen: die Lehre über den Hervorgang des Heiligen Geistes auch vom Sohne (Filioque) und die Lehre von Identität von Wesen und Energien in Gott. Für Gennadios besteht also kein Unterschied an der Wurzel und in bestimmten Voraussetzungen der beiden Theologien, der orthodoxen und der westlich-scholastischen. Er meint weiter, daß dieser Unterschied seinen Ursprung in der je verschiedenen Antwort hat, die beide (Ost und West) auf Probleme geben, wie z. B. die Erbsünde, das Verhältnis zwischen menschlicher Vernunft und Offenbarung, die Voraussetzun- gen der Annahme der göttlichen Gnade im Menschen und die Unterscheidung zwischen Wesen und Energien in Gott usw.

11. Kallistos Angelikudes, Melenikiotes(124): Kallistos Angelikudes

beschäftigt sich eingehend mit der scholastischen Theologie und Philosophie des Aquinaten und hat ein Werk mit dem Ziel verfaßt, die thomasische Theologie zu widerlegen. Dabei wollte er auch die ~berlegenheit des orthodox-religiösen Denkens betonen. Es ist nicht genau bekannt, wann er geschrieben hat, auf jeden Fall in den drei oder vier letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts. Sein Werk von 360 Seiten ist uns schon bekannt. Es trägt den Titel: "Kallistos Melenikiotes, Über das sog. Buch des Thomas des Lateiners gegen die Griechen" und ist erhalten im Cod. 337 (fol. 1-185b) des Iwiron- Klosters auf dem Athos (Ende des 14., Anfang des 15. Jahrhunderts). Wir konnten keinen anderen Codex mit demselben Werk entdecken, obwohl wir die Manuskript-Kataloge und einige Bibliotheken an Ort und Stelle erforschten. Deswegen haben wir die Ausgabe dieses Werkes nur auf der Basis dieses einen Codex gemacht(125). Zur Grundlage seiner Kritik an der Theologie des Aquinaten macht Angelikudes die S.c.G. und nicht das Werk Contra errores Graecorum, auch nicht De rationibus fidei (contra Saracenos, Graecos et Armenos) ad Cantorem Antiochenum 126, wie allgemein angenommen wird.

G. Mercati(127) und M.Jugie(128) ließen sich vom Cod. Urb. gr. 155 irritieren, wo sie lasen: "Kallistos' des Angelikudes 40 Bücher

(Logoi) gegen Thomas"; ohne den Codex, der das Werk des Kallistos gegegen Thomas enthält, zu untersuchen, haben sie angenommen, daß es aus 40 Büchern besteht. In Wirklichkeit ist es aber nicht nach Logoi eingeteilt, folgende acht Unterabschnitte ausgenommen, die sogar am Anfang des Werkes erwahnt werden:

1. "Über den Titel des Buches" (fol. 4b).

2. "Über die Weisheit" (fol. 6). 3. "Über die Vorsehung" (fol. llb).

4. "Nochmals über die Vorsehung" (fol. 16b).

5. "Besondere Physiologie" (fol. 25b).

6. "Über die Bewegung" (fol. 26b).

7. "Darüber, daß der Himmel unbelebt ist" (fol. 39b).

8. "Über das letzte Ziel und die darauf gerichtete Dauerbewegung" (fol. 51b).

Soweit wir bis jetzt wissen, ist Kallistos Melenikiotes(129) der erste und einzige Schriftsteller, der als ausschließliches Ziel einer großen Schrift die Widerlegung thomasisch-theologischer Thesen gewählt hat, die den Interessen der Zeit entsprachen. Nach diesem seinem großen Werk zu urtailen, haben wir es mit einem wichtigen Theologen der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu tun, der die Theologie der Gottesschau vertreten und das persönliche Element in seiner Theologie besonders gut zu wahren verstanden hat.

Die Methode der Widerlegung bei Kallistos ist einfach und klar. Aus den 2000 thomistischen Loci, die er zitiert und mit denen er sich auseinandersetzt, ergibt sich, daß er den Text der S.c.G., wie sie Demetrios Kydones übersetzt hatte, mit großer Aufmerksamkeit studierte. In der Regel werden eine oder mehrere Stellen aus Thomas vorgelegt, damit die (thomasische) Meinung zu jedem Thema klar wird; darauf folgen die Gegenthesen und -vorschläge des Kallistos. Zur Widerlegung der thomasischen "Fehldeutungen" geht er einerseits nach seinen persönlichen theologischen Überlegungen voran, andererseits verwendet er die Kirchenväter, die gewöhnlich die Krönung seiner Argumentation und das letzte Kriterium darstellen, wogegen es keinen Einspruch gibt.


IV. Die Übersetzungen thomasischer Werke

Wie schon gesagt, waren im geistig-byzantinischen Raum die pro- und antithomistische Einstellung, Literatur, Tendenz und Schule das Ergebnis der Übersetzung thomasischer Werke. In aller Kürze sprechen wir jetzt von diesen Übersetzungen, deren ungeheure Bedeutung und philologische Akribie im allgemeinen anerkannt ist.

1. Summa contra Gentiles: Erster Übersetzer von Werken des Thomas von Aquin war Demetrios Kydones(130). Ein Dominikanerpriester hatte ihm die S.c.G. gegeben, damit er die lateinische Sprache erlerne. Von der theologisch-scholastischen Methode war Demetrios sofort angezogen, so daß er, sobald seine Lateinkenntnisse es ihm erlaubten, einige Kapitel dieses Werkes übersetzte. Gleichzeitig sah er es als zweckmäßig an, seinen kaiserlichen Freund Johannes VI. Kantakuzenos an seiner "Entdeckung" teilnehmen zu lassen. Als dieser die ersten Übersetzungsversuche seines Ministers gelesen hatte, riet er ihm, die Übersetzung des zur Rede stehenden Buches zu Ende zu führen. Darauf ging Kydones(131) ein und konnte nach kurzer Zeit befriedigt melden: "Und jetzt ist das Buch des Thomas auf Griechisch in vielen Händen; seinem Autor bring' es Lob und seinen Lesern großen Nutzen"(132).

So trat die scholastische Theologie und Philosophie des Thomas von Aquin in Byzanz, im Zentrum der Orthodoxen Kirche und Theologie, mit einer nicht abzuschätzenden Wirkung in Erscheinung. Die Zeit, in der diese Übersetzung verwirklicht wurde, wird zwischen die Jahre 1348 und 1354, auf jeden Fall vor dem 22. November 1354(133),

angesetzt. Die Verbreitung scheint sehr rasch vor sich gegangen zu

sein, wenn wir nach den ungefähr 40 Mss, in denen die Übersetzung

überliefert ist, urteilen dürfen(134). Es muß hier aber erwähnt werden ,

daß die S.c.G. des Thomas auch auf einem indirekten Wege nach Byzanz gekommen ist, d. h. durch die Übersetzung des Werkes Improbatio Alcorani des Italieners Ricoldo da Monte Croce aus Florenz durch Demetrios Kydones. Der Italiener stützte sich bei der Abfassung seines anti-islamischen Traktates in vielen Punkten auf die S.c.G. des Thomas, (135).

2. Summa Theologiae(136): Nach der S.c.G., einem Werk mit apologetischem und zugleich philosophischem Charakter, wandte sich Demetrios Kydones der S.Th. zu, dem systematischen Opus kat'exochen, dem theologischen Handbuch nicht nur des Aquinaten, sondern des ganzen westlichen Mittelalters. Von diesem Werk hat er nur die Pars Prima, die Prima Secundae und die Secunda Secundae übersetzt.

"Aus der S.Th. wurden auch sechs Artikel übersetzt, nämlich aus Quaestio 45, 49, 54, 55 der Pars Tertia, wie auch 76 Artikel aus verschiedenen Quaestiones des Supplementum, das nicht direkt aus der Hand des Aquinaten stammt, sondern der S.Th. von einem seiner Freunde und Schüler in Auswertung eines Kommentars des hl.Thomas zu den Sentenzen des Petrus Lombardus hinzugefügt wurde. Diese fragmentarischen Übersetzungen stammen nicht aus der Feder des Demetrios Kydones, sondern eher aus der seines Bruders Prochoros(137). Nach der großen Zahl der Codices zu schließen, die die S. Th. überliefern (ca. 30), fand sie eine genügende Verbreitung in Byzanz.

Neben der Übersetzung der zwei großen philosophisch-theologischen, handbuchartigen Werke des Aquinaten (der S.c.G. und der S.Th.) wurden auch andere Werke übersetzt und haben, nach der relativ kleinen Zahl der uns uberlieferten Manuskripte zu schließen, ebenfalls eine gewisse Verbreitung in Byzanz gefunden".

3. Quaestiones disputatae(138): In seinen beiden Kompendien, der S.c.G. und der S.Th., legte Thomas sozusagen seine Ergebnisse vor, um sie dann in den Quaestiones disputatae zu untersuchen und zu begründen. Aus dieser Reihe der elf verschiedenen Quaestiones disputatae wurden nur die Potentia und De Spiritualibus Creaturis ins Griechische übersetzt.

Bei den orthodoxen Griechen fand das Studium von De Potentia außerordentlich großes Interesse, weil Thomas darin das berühmte dogmatische Thema der Zeit untersuchte: die Frage des Hervorgangs des Heiligen Geistes. Als der Abschnitt dieses Buches, der sich auf den Heiligen Geist bezieht, übersetzt wurde, fand darin die kleine katholikenfreundliche Gruppe in Byzanz eine Beweisquelle, die sich für die Diskussionen zwischen ihr und den Orthodoxen als nutzlich erweisen sollte. Die Orthodoxen aber kamen auf diese Weise in einen neuen direkten Kontakt mit der scholastischen Theologie des Mittelalters.

"Wir wissen nicht, wer der Übersetzer der Quaestio disputata de Potentia war. Eines nur ist sicher, daß sich die Manuskripte dieser Schrift in zwei kleine Gruppen aufteilen: die eine überliefert fast den ganzen Text, die andere nur den 4. Artikel der q.10 und auch diesen nicht vollständig. Zur ersten Gruppe gehören die nn. 1-4 unseres Katalogs; zur zweiten die nn. 5-7(139). Die Unterscheidung der Mss in zwei Gruppen hat darüber hinaus noch einen anderen Grund: der Übersetzer ist je ein anderer; leider sind uns beide unbekannt.

Die Übersetzung der Quaestio de Potentia trägt grundsätzlich zwei Titel, je nach den Mss-Gruppen, die diese Quaestio überliefern. Der Titel der ersten Gruppe übersetzt hauptsächlich den lateinischen Terminus, quaestiones' ("Ζητήματά τινα Θωμά του Ακινάτου, διδασκάλου των Λατίνων") (Cod. Hierosol. 157, saec. 15, und Metochion des Hl. Grabes 331, saec. 17). Im Gegensatz dazu ist der Titel der zwei Manuskripte der zweiten Gruppe viel länger. Damit versucht der Übersetzer, die lateinischen Titel, sowohl des ganzen Werkes als auch der einzelnen Disputatio, wiederzugeben: "Θωμά του από της κηρύκων τάξεως... εκ των εν ταις διαλέξεσι ζητημάτων, εν τω περί δυνάμεως περί της του αγίου Πνεύματος εκπορεύσεως" (Cod. Budapest. 13 und Vindobon. Theol. 190). Der Übersetzer kehrt den Titel um, als ob es hieße: Disputationes quaestionum.

Während die Quaestio de Potentia in mehreren Manuskripten überliefert wird, ist die De Spiritualibus Creaturis -soweit wir wissen- nur in einem Manuskript erhalten, d.h. im Coisl. 96, der aus dem Kloster der Megiste Lavra auf dem Athos stammt. Die Herkunft des Coisl. 96 erlaubt es uns, die Hypothese aufzustellen, daß möglicherweise die in ihm erhaltene Übersetzung von Prochoros Kydones verfertigt wurde, der von Jugend an in diesem genannten Kloster gelebt hat."

4. De rationibus fidei (contra Saracenos, Graecos et Armenos) ad Cantorem Antiochenum(140): Diese Streitschrift des Aquinaten hat Demetrios Kydones übertragen. Dessen versichert uns die Überschrift seiner Übersetzung, die folgendermaßen lautet: "Des seligen Thomas 10 Kapitel an irgendeinen Antiochener Cantor, aus der lateinischen in die griechische Sprache übersetzt von Herrn Demetrios dem Kydones" (Cod. Vat. gr. 1122, fol. 84).

"Der Codex 14 des Xenophon-Klosters auf dem Heiligen Berg(141) überliefert aus dem obengenannten Werk die Kapitel 7-10, ohne aber irgend etwas vom Autor oder Übersetzer zu erwähnen. Deswegen hat S. Lampros, der die Mss des hagioritischen Xenophon-Kloster katalogisierte, diesem Codex die Bezeichnung gegeben: "Ohne Überschrift" und "Von einem unbekannten Schriftsteller". G. Mercati(142) hat als erster bemerkt, daß der Text dieses Codex ohne Überschrift ein Teil des Werkes des Aquinaten "Ad Cantorem Ant." und durch Demetrios Kydones ins Griechische übertragen worden sei. Diese Bemerkung des hochgelehrten Kardinals G. Mercati ist nur zur Hälfte richtig, weil es sich hier zwar um eine Übersetzung des Werkes Ad Cantorem Ant. handelt, sein Übersetzer aber nicht Demetrios Kydones ist.

Zu diesem Ergebnis kamen wir nach einem Vergleich der Übersetzung, die vom Cod. Vat. gr. 1122 dem Kydones zugeschrieben wird, mit der anderen, die der Cod. 14 des Xenophon-Klosters enthält. Der Unterschied der beiden Übertragungen liegt zutage. Wer aber der Verfasser der zweiten Übersetzung ist, bleibt im Dunkel. Es sei erwähnt, daß Matthaios Panaretos(143) in der Kritik, die er an der Theologie des Aquinaten geübt hat, schon die Übertragung des Anonymus vor Augen hatte.

So, wie das Werk De Rationibus Fidei . . . zwei Übersetzer hatte, kennen wir den Text dieser Übersetzungen auch unter zwei Titeln. Charakteristisch für beide Titel ist, daß sie versäumen, die lateinischen Worte 'contra Saracenos, Graecos et Armenos' wiederzugeben, während es Demetrios Kydones bei seiner Übersetzung der S. c. G. nicht unterlassen hatte, dieses Werk als "Buch gegen die Griechen" zu betiteln<144. Diese Tatsache wird verständlich, wenn wir sie als Vorsichtsmaßnahme betrachten, die eine Erregung der Geister verhüten und den polemischen Charakter des Buches gegen die Ostchristen verbergen sollte."

5. De Articulis Fidei et Ecclesiae Sacramentis ad Archiepiscopum Panormitanum(145): Dies kleine Werk des Thomas von Aquin, das in griechischer Übersetzung von zwei Codices in Moskau überliefert wird, scheint von Demetrios Kydones übertragen zu sein; der übersetzte Titel entspricht fast genau dem lateinischen Wortlaut. Im Vergleich zur Wiedergabe der Titel in anderen Übersetzungen aquinatischer Werke steht dieser seinem Original am nächsten.

6. Devotissima Expositio super Symbolum Apostolorum(146): Die griechische Übersetzung dieses thomasischen Werkes wurde vordem von Montfaucon(147) dem Mönch Maximos Planudes zugeschrieben; dieser aber hatte keine Kenntnis der thomasischen Werke. Der Text, soweit er uns bekannt ist und soweit wir nach eingehender Durchforschung aller uns bekannten Kataloge griechnacher Manuskripte wissen, ist nur von einem einzigen Codex überliefert, und zwar Ambros. 14 (saec. 15), fol. 1-89. Sein Inhalt ist: 'Thomae Aquinatis in XII. Cap. distributa Fidei Orthodoxae seu super Symb. Apostolorum in Gr. Conversa', fol. 1-89.

7. Sermo de Festo Corporis Christi habitus in Consistorio pleno: Diese Übersetzung von ungefähr zwei Dritteln des aquinatischen Originaltextes ist in drei Manuskripten erhalten: das erste, Escor. gr. Ψ IV 22, schreibt in späteren Randbemerkungen die Übertragung Demetrios Kydones zu: "Übersetzt aus dem römischen in den griechischen Dialekt von dem großen Philosophen und Geistesmann Herrn Demetrios dem Kydones" (fol. 1). R.-J. Loenertz spricht den Verdacht aus, daß die vorliegende Übersetzung vielleicht doch nicht von Kydones, sondern von Manuel Kalekas erstellt wurde, der seinerseits den Cod. Vat. gr. 1879 geschrieben hat, der auch die Übersetzung dieses Werkes bringt(148). Bisher wurde im allgemeinen von M. Jugie(149), G. Mercati(150), H.G. Beck(151) und anderen angenommen, daß diese Übertragung die eines anderen Werkes des Aquinaten darstellt, d. h. des Opusculum de Corpore et sanguine Domini. Doch wurde, soweit wir wissen, in Byzanz niemals eine griechische Übersetzung dieses Werkes vorgenommen.

8. Pange lingua (Hymnus): Dieser vom Aquinaten gedichtete Hymnus, der bis heute im Ritus der römischen Sakramentsandacht gesungen wird, hat eine rhythmische Übersetzung ins Griechische erhalten, die - unseres Wissens - nur von einem Manuskript, dem

Valicell. 218 (saec. 18), überliefert wird. Der Übersetzer ist bis jetzt unbekannt(152)

9. De Aeternitate Mundi contra Murmurantes: Dieses thomasische Opusculum "Über die Ewigkeit der Welt" wurde von Prochoros Kydones ins Griechische übersetzt, was ausdrücklich im einzigen Cod. Vat. gr. 1102 erwähnt wird. Darin wird dieses Werk als Autograph des Prochoros überliefert(153).

10. Prooemium des Kommentars zur Metaphysik des Aristoteles: Übersetzer dieses Prooemium ist ProchorosKydones; so nach dem eben genannten Codex, fol.146b.

11. Gennadios Scholarios Επιτομαί, Μεταφράσεις και Υπόμνημα:(154). Die eigene Achtung vor Thomas hat Gennadios Scholarios seinen Schülern mitgegeben, die von ihm erbaten, daß er hauptsäch1ich philosophische Werke des hl. Thomas übersetze und kommentiere. So gab er z. B. den Bitten des Matthaios Kamariotes nach und übersetzte und kommentierte das Opusculum, 'De ente et essentia'. Aus der Feder des Scholarios haben wir auch Epitomai hauptsächlich theologischer Werke des Aquinaten (S.c.G. und S.Th. p.Ia. und Ia IIae), andererseits Übersetzungen hauptsächlich philosophischer Werke (wie schon gesagt, von De ente et essentia), ferner des Kommentars zum Werk des Aristoteles "Über die Seele".

Diese Übersetzungen freilich und noch weniger die Epitomai haben keine breitere Wirkung auf das Zustandekommen der theologischen Strömungen in Byzanz ausgeübt, weil diese nur in einem engeren Kreis in Umlauf waren. Die Epitomai wurden von Scholarios für seinen ganz persönlichen Gebrauch verfaßt, wie er selbst gesteht(155). Trotzdem haben diese Übertragungen einigermaßen den kleinen philosophisch-theologischen Kreis um Scholarios beeinflußt. Seine Schüler haben vielleicht unter dem Einfluß des westlichen Denkens nach einer Art philosophierender Theologie gesucht, die sie in den thomasischen Werken finden konnten, unter diesen besonders in De ente et essentia und im Kommentar zu De anima des Aristoteles. Die Wirkung dieser Übersetzungen aber beschränkte sich grundsätzlich auf den Kreis und die Epoche der hier behandelten Personen. Zu dieser Einengung hat selbstverständlich auch das für die allgemeine Bildung ungünstige Klima beigetragen, das mit dem Fall der Kaiserstadt die Oberhand gewann.


Epilog

Der gelehrte Historiker Chrysostomos Papadopulos hat vor Jahren geschrieben: "Seit dem 14. Jahrhundert und darnach begannen. . . die Übersetzungen der Schriften der berühmteren scholastischen Theologen aus dem Lateinischen in die griechische Sprache. Diese aber haben keinen Einfluß auf die orthodoxe Theologie ausgeübt, wie die reiche Literatur jener Jahre bezeugt."(156)

Durch unsere Ausführungen wird deutlich, daß die Behauptung dieses hochgelehrten Erzbischofs von Athen unrichtig ist. Nicht nur Demetrios und Prochoros Kydones, Manuel Kalekas, Andreas Chrysoberges, Kardinal Bessarion und die übrigen in dieser Studie Genannten haben einen tiefgreifenden Einfluß der scholastischen Theologie und Philosophie des Fürsten der Scholastik erfahren, sondern vor allem auch Gennadios Scholarios selbst. Er wurde, wie wir gesehen haben, vom thomasischen System durch und durch geprägt. Die Auswirkungen und die Früchte dieses Einflusses blieben nicht auf das 14. und 15. Jahrhundert beschränkt, sondern haben auch Gültigkeit für die nachfolgenden Jahrhunderte erlangt(157), bis dann allerdings der Versklavung des Griechentums die geistige Lethargie folgte, in der jene, die darin lebten - mit wenigen Ausnahmen -, zu nichts anderem imstande waren, als abzuschreiben und nachzuahmen. Den Weg zu einer solchen, vornehmlich unbewußt und guten Glaubens geschehenden Hingabe an die Scholastik hat Gennadios Scholarios eröffnet.

Über diese Feststellung hinaus ist in diesem Zusammenhang zu sagen, daß heute noch - Jahrhunderte nach den Übersetzungen thomistischer Werke - wir Orthodoxen die scholastische Theologie und Philosophie des Mittelalters zu wenig kennen. Es trifft auch zu, daß die zeitgenossische westliche Theologie in vielem und mit Recht die scholastische Theologie anders bewertet, weil sie diese überwunden hat; dennoch lebt die scholastische Theologie mit ihr und in ihr - eine Tatsache, die bedeutet, daß unser Wunsch, die zeitgenossische westliche Theologie zu verstehen, nur in Erfüllung gehen kann, wenn wir ihre Wurzel und ihr Klima kennenlernen.




ANMERKUNGEN

1. H.G.Beck, Der Kampf um den thomistischen Theologiebegriff in Byzanz: DivThom (Fr.) 13 (1935) 1-22; E. Bouvy, Saint Thomas, ses traducteurs byzantins: RevAug 16 (1910) 401-408; C.Buda, Influsso del tomismo a Bisanzio nel secolo XIV: ByzZ 49 (1956) 318-331; ders., Il tomismo a Bisanzio nel secolo XIV. Una polemica Bizantina del secolo XIV: Archivio Storico per la Calabria e la Lucania: 26 (1957) 291-323; 27 (1958) 3-33; M.Candal Opus ineditum Nili Cabasilae de Spiritus Sancti Processione contra Latinos: OrChrPer 9 (1943) 245-306; ders., Nilus Cabasilas et theologia s. Thomae de processione Spiritus Sancti (ST 116) (Città del Vaticano 1945); H. Dondaine, O.P., Le Contra Errores Graecorum de S. Thomas et le IV. Livre du Contra Gentiles: ScPhilThéol (Paris 1941-42) 156-162; J.Gouillard, Les influences latines dans l'oeuvre théologique de Manuel Calécas: EchOr 37 (1938) 36-52; V. Grumel, S. Thomas et la doctrine des Grecs sur le Saint Esprit: EchOr 25 (1926) 257-280; ders , Grégoire Palamas, Duns Scot et Georges Scholarios devant le problème de la simplicité divine: EchOr 34 (1935) 84-96; S. Guichardan, Le problème de la simplicité divine en Orient et en Occident aux XIVe et XVe siècles: Grégoire Palamas, Duns Scot, Georges Scholarios (Lyon 1933); M. Jugie, Un Thomiste a Byzance au XVe siècle: EchOr 23 (1924) 129-136; ders., Démétrius Cydonès et 1a théologie latine a Byzance aux XIVe e XVe siècles: EchOr 27 (1928) 385- 402; ders., Georges Scholarios et Saint Thomas d'Aquin: Bibliothèque Thomiste 13: Mélanges R. Mandonnet I (Paris 1930) 423-440; J. Karmires, Σούμμα θεολογική A', τεύχη α'-β', (Athen 1935, 1940); R.-J. Loenertz, Manuel Calécas, sa vie et ses oeuvres d'après ses lettres et ses apologies inédites: ArchFrPraed 17 (1947) 195-207; G. Mercati, Notizie di Procoro e Demetrio Cidone, Manuele Caléca e Teodoro Meliteniota ed altri appunti per 1a storia della teologia e della letteratura bizantina del secolo XIV (ST 56) (Città del Vaticano 1931); A. Pertusi,Di alcune traduzioni Greche di inni attributi a S.Tomaso e a S. Ambrogio: Bolletino della Badia Greca di Grottaferrata 12 (1958) 142-150; M. Rackl, Demetrios Kydones als Verteidiger und Übersetzer des hl.Thomas von Aquin: Der Katholik 15 (1915) 21-40; ders., Die ungedruckte Verteidigungsschrift des Demetrius Kydones für Thomas von Aquin: DivThom 7 (Wien-Berlin 1920) 303-317; ders., Eine griechische Abbreviatio der Prima Secundae des hl. Thomas von Aquin: DivThom 9 (Wien-Berlin 1922) 50-59; ders., Die griechische Übersetzung der Summa Theologiae des hl. Thomas von Aquin: ByzZ 24 (1923/24) 48-60; ders., Der hl. Thomas von Aquin und das Trinitarische Grundgesetz in byzantinischer Beleuchtung: Xenia Thomistica 3 (Romae 1925) 363-389; ders., Thomas von Aquin im Werturteil eines byzantinischen Theologen: Aus der Geisteswelt des MA (Festschr. M. Grabmann: BeitrGPhThMA Suppl III 2 (Münster 1935) 1361-1372; S. Salaville, Un Thomiste a Byzance au XVe siècle. Gennade Scholarios: EchOr 23 (1924) 129-136.

Dazu siehe auch unsere Studien: St.G. Papadopulos, Ελληνικαί μεταφράσεις θωμιστικών έργων. Φιλοθωμισταί και αντιθωμισταί εν Βυζαντίω (Athen 1967) (hier abgekürzt: Griech. Übersetzungen); ders. Καλλίστου Αγγελικούδη κατά Θωμά Aκινάτου (εισαγωγή, κείμενον, κριτικόν υπόμνημα και πίνακες) Athen 1970); ders., Συνάντησις ορθοδόξου και σχολαστικής θεολογίας (Ανάλεκτα Βλατάδων, 4) (Thessalonike 1970); ders., Βυζάντιον (σχέσις προς την δυτικήν θεολογίαν): Θρησκ.κ.Ηθική Εγκυκ (= ΘΗΕ) Γ', (Athen 1963) 1087-1104.

2. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 45.92.

3. Epist. 333, ed. R. J. Loenertz, Démétrius Cydonès. Correspondance II (ST 208) (Città del Vaticano 1960) 266 f.

4. V.L. Dentakes,Ιωάννης Κυπαρισσιώτης, ο σοφός και φιλόσοφος (Athen 1965) 15f.

5. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 78-90.

6. Ebd. 27 und Β.Altaner, Die Kenntnis des Griechischen in den Missionsorden des 13. und 14. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Humanismus: ZKirchGesch 64 (1934) 476-487.

7. Apologie des D. Kydones, ed. G. Mercati, Notizie di Procoro e Demetrio Cidone (oben Anm. 1) 361; siehe auch R.-J. Loettertz, Les recueils des lettres de Démétrios Cydonès (ST 131) (Città del Vaticano 1947), 109; M.Jugie: EchOr 27 (1928) 390.

8. Apologie des D. Kydones, ed. Mercati 361.

9. Démétrios Cydonès, Correspondance, ed. G. Cammelli (Paris 1930) XIII.

10. Apologie des D. Kydones, ed. Mercati (oben Anm. 1) 361.

11. Ebd.

12. Ebd. 362.

13. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 32-33.

14. Apologie des D. Kydones, ed. Mercati 363.

15. H.G. Beck, Die "Apologia pro vita sua" des Demetrios Kydones: Ostkirch- Studn I (1952) 208-225, 264-282; vgl. die oben in Anm. 1 zitierten Studien von M. Rackl, ferner M. Candal, Demetrio Cidonio y el problema trinitario palamitico: OrChrPer 28 (1962) 75-120.

16. R. J, Loenertz, Note sur la correspondance de Barlaam, évêque de Gerace, avec ses amis de Grèce: OrChrPer 23 (1957) 201-202.

17. Das Werk wurde 1363 geschrieben; vgl. R. J. Loenertz, Les recueils des lettres de Démétrius Cydonès (Città del Vaticano 1947) 111.

18. Cod. Vat. gr. 614, fol. 110.

19. R.-J. Loenertz, Démétrius Cydonès, Correspondance II (Città del Vaticano 1960) 267.

20. A.a.O und Cod. Vat. gr. 514, fol. 1266.

21. E.Candal, Nilus Cabasilas et Theologia S. Thomae de Processione Spiritus Sancti (ST 116) (Città del Vaticano 1945) 188 ff. Auf den ersten Seiten dieses Werkes beschäftigt sich N.K. mit allgemeineren Problemen der Theologie, wie mit dem Problem der Möglichkeiten des menschlichen Geistes zum Erfassen der göttlichen Wahrheiten die den menschlichen Geist übersteigen, und dem Verhältnis der Philosophie zur Theologie (Cod. Iwiron 337, fol.1-7).

22. Entsprechende loci werden geboten bei Papadopulos, Griech. Übersetzungen 87-90; vgl. ders., Angelikoudes gegen Thomas von Aquin (oben Anm. 1) 29-71.

23. Siehe ders. Griech Übersetzungen 90-97.

24. Rackl, Die griechischen Augustinusübersetzungen: Miscellanea Ehrle I (ST 37) (Città del Vaticano 1924) 1-38. 34.

25. Das Werk des Herveus Natalis, das von Prochoros übersetzt worden ist, interpretiert das erste Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus; die Übersetzung ist erhalten in Cod. Vat. gr. 609, fol. 192-201.

26. Siehe G. Mercati, Notizie di Procoro (oben Anm. 1) 39.

27. Ebd.

28. PG 151, 1191-1942.

29. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 97-103.

30. Vor seiner Bekehrung zum röm. Katholizismus schrieb et die ep. 83, ed. R.-J. Loenertz, Correspondance de Manuel Calécas (ST 152) (Città del Vacicano 1950) 287-292, worin er die Gründe für seine bevorstehende Konversion angibt.

31. Zu diesem Kloster vgl. R.-J. Loenertz, Les missions dominicaines en Orient et la Société des Frères Pérégrinants: ArchFrPread 3 (1935) 5-55

32. Dieses Werk, das betitelt ist: "Über den Glauben und die Prinzipien des katholischen Glaubens nach der Überlieferung der Heiligen Schrift und der katholischen Lehrer der Kirche" ist in PG 152, 429-661 ediert.

33. Siehe auch H.Koffler, Die Lehre des Barhebräus von der Auferstehung der Leiber (OrChrA LXXXI) (Rom 1932) 80; J.Gouillard, Les influences latines (oben Anm. 1): EchOr 37 (1938) 36-52.

34. Vgl. z. B. das 5. Kap. dieses Werkes mit PG 152, 609-617; Kap. 6 mit 625BC; Kap. 7 mit 617B-620C.

35. Vgl. J.Gouillard, art cit. : EchOr 37 (1938) 40-42.

36. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 1-3.111.

37. Der volle Titel dieses Werkes lautet, hier lateinisch, nach der griechisch- lateinischen Edition von E. Candal: OrChrPer 4 (1938) 329-371(Text ab p.344/45): "Andreae Rhodiensis Archiepiscopi, de divina essentia et operatione ad sanctissimum Dominum Bessarionem, Metropolitam Nicaeae, ex commentariis beatissimi Thomae apodictica explicatio".

38. Andreae Rhod., Apologia: OrChrPer 4 (1938) griech. 348. 19-22; hier latein. 349: 'Si diligenter animadvertas, non, solum invenies divum illum nullatenus secum ipso dictis pugnare -quod extremae esset insipientiae-, sed illum quod verissimum est circa salutiferam fidem opinari'. Seine Apologie schließt Andreas mit der gleichen Versicherung: 'et etiam superne afflatum veraeque fidei patronum Thomam nullatenus sibi contradicere' (1.c. 371; griech. 370, 19-20).

39. S.c.G. I l6 und S.Th. I 25 a. 1.

40. Andreas Rhod., Apologia: OrChrPer 4 (1938) 350-352.

41. Ibid. 348. 370.

42. Ibid. graece 360, 4-6; hier latein. 361: ,Haec etiam (was Andreas dargelegt hat in bezug auf die göttliche Einfachheit und die Gottesprädikate) adhuc e sententia mirabilis Thomae vel potius e sententia Romanae Ecclesiae supponantur'.

43. G. Schirò, Ο Βαρλαάμ και η φιλοσοφία εις την Θεσσαλονικην κατά τον ιδ' αιώνα (Thessalonike 1959) 10.

44. Siehe in diesem Zusammenhang Papadopulos, Griech. Übersetzungen 108-109.

45. N.-G. Beck, Kirche und Theologische Literatur im Byzantinischen Reich (ByzHb, HAW II. Tl., 1. Bd.) (München 1959) 742; DictHistGéogrEccl XII 785.

46. Der zur Rede stehende Brief wurde u.a. auch kritisch herausgegeben von R.-J. Loenertz Démétrius Cydonès, Correspondance II (ST 208) (Città del Vaticano 1960) 266-268.

47. Loenertz, ebd. 266.

48. Ebd. 267.

49. Siehe N.V. Tomadakes, Ο Ιωσήφ Βρυέννιος και η Κρήτη κατά το 1400 (Athen 1947) 93-95; vgl. N.-G. Beck, Kirche und Theologische Literatur (oben Anm. 45) 742.

50. Ε.Vulgaris, Ιωσήφ μοναχού του Βρυεννίου τα ευρεθέντα I. (Leipzig 1768) 407-423.

51. Siehe den entsprechenden Paragraphen über Eugenikos in diesem Art.

52. Dieses Werk hat kritisch herausgegeben L. Petit: PO 17 (1923) 240-276. Kap. 25 siehe 256-258.

53. Die entsprechende Lehre steht bei Thomas in S. Th. I q. 36 und S.c.G. IV 24.

54. Dieses Werk ist herausgegeben in PG 161, 137-224, und hat den Titel (hier latein.): Sapientissimi Cardinalis Domini Bessarionis Responsio ad Ephesii Capita petente Patriarcha D. Gregorio concinnata (ed. J. Hergenröther).

55. Siehe den Barlaam betreffenden Paragraphen dieses Art.

56. PG 161, 196A.

57. Ebd.

58. Ebd.

59. Ebd.

60. PG 161, 12-137

61. N: G.-Beck, Kirche und Theologische Literatur (oben Anm. 45) 767. 62. Siehe z. B. PG 161, 56-57.

63. PG 161 57B, hier latein. 58B: ,Tu etenim, ut caeteros magistros omittam, inter quos differentiam et gradum, quantum ad veritatis demonstrationem et vim ratiocinationum pro ipsa prolatarum, statuere licet, tu, inquam haud cuncta approvaberis Cabasilae, neque omnibus eodem modo veluti necessitate logica disputatis adhaeresis, imo sunt nonnula, quae praeterire malueris ut ex magna abundantia dicta..., sed non propterea et illationem et alias eiusdem rationes ad idem tendentes spernis, pro quibus etiam vitam profundere paratus es.

64. PG 161, 53D. 56A.

65. Ebd. 57A.

66. Siehv Verf., Griech. Übersetzungen 117-120.

67. Siehe S. 280, 299 f. dieses Art.

68. G. Schirò, a a. O. (oben Anm. 43) 14.

69. Dieser Abschnitt wiederholt sich in dem Brief Barlaams an Neilos Kabasilas, wie er sich im 5. Buch gegen die Lateiner findet Cod. Paris. gr. 1278, fol. 84b; vgl. G.Schirò, Barlaam Calabro: Epistole Greche I. Primordi episodici e dottrinali della lotta esicasta (Palermo 1954) 273-274,

70. Cod. Paris. gr. 1278 fol.141. Siehe auch J. Meyendorff, Un mauvais théologien de l'unité au XIVe siècle, Barlaam le Calabrais: 1054-1954. L'Eglise et les Eglises II (Chevetogne 1955) (47-64) 54.

71. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 121-128.

72. PG 149, 684-730. Auf diese Schrift hat der röm-kath. Bischof von Ikonion Matthaios Karyophyles geantwortet. Er widerlegt die Schriften des Neilos Kabasilass durch eines seiner Werke, das dem Papst Urban VIII. (1626) gewidmet war, hrsg. in PG 149, 729-878.

73. E.Candal, Nilus Cabasilas et theologia S. Thomae de processione Spiritus Sancti (ST 116) (Città del Vaticano 1945) 188-385. Neben dem griechischen Text wird eine lateinische Übersetzung geboten, die vom Herausgeber gemacht ist. Bemerkenswert ist, daß Neilos K. wegen seiner Autorität und der mangelnden Kenntnis der Überlieferung oft Werke zugeschrieben werden, die in Wirklichkeit keinen Bezug zu ihm haben, so z.B. ein Werk über das Fegfeuer (Neilos zugeschrieben durch F. Vernet, DictThCath II [1296] oder durch den Hrsg. Bon. Vulcanius [Leiden 1595]).

74. Siehe jetzt G.Schirò, Il paradosso di Nilo Cabasila: StudBizNeoell 9 (1957) 362-388.

75. Gennadios Scholarios, Opera omnia III, p. 2, 37; p. 22, 17; p. 40, 11-12; p. 127, 22 u. ö.

76. Vera historia unionis non verae (Hagae Comitis 1660) 50.257.u. ö. Neue Ausgabe v. V. Laurent Les "mémoires" du Grand Ecclésiarque de l'Eglise de Constantinople Sylvestre Syropulos sur le concile de Florence (1438-39) (Paris 1971) (= Conc. Florentinum, vol. 9) 170, 602-604.

77. Cod. Vat. gr. 1093, fol. 25-32b.

78. Cod. Vat. gr. 1109, fol. 1-66b.

79. E. Candal, Nilus Cabasilas et theologia s. Thomae de processione Spiritus Sancti nr. 76 (oben Anm. 1) 248, 21-27 (griech.), hier latein. nach S. 249: ,Ex fundamentis autem syllogismi, aliud quidem, minor nempe praemissa depromitur ex Scriptura et vi necessitatis pollet; aliud vero, quod maiorem constituit, neque ex doctrina Spiritus desumpsit Thomas, qui talium auctor est, neque ex Oecumenicis Synodis vel ex Doctoribus quibusvis ipse unquam audivit. Sed, videlicet, quod ex sensibilibus haustum, tanquam verum simpliciter de rebus naturalibus invenit, illud ipsum admodum audacter, ne dicamus insipienter, ad res theologicas adaptavit.' Ferner ebd. nr. 98: Candal 266, 1-10; hier latein p. 267:, Adhuc autem clariori in luce collocanda est (nescio quo illam nomine appelem) discrepantia, vel contentio, vel perversitas Latinorum erga fidem Ecclesiae. Etenim Thomas in capite septimo aiebat: "Non potest autem secundum aliam habitudinem Spiritus Sanctus dici Spiritus Filii Dei, nisi secundum aliquam originem: quia haec sola distinctio in divinis invenitur." Et in praesenti capite: "Relinquitur igitur- ait-, quod divinae Personae distingui non possunt, nisi oppositione relativa secundum originem." Sed haec quidem ille; Ecclesiae vero Doctoribus, si quis ex Apostolis initia inquisitionis sumit, nullatenus huiusmodi res veritati conformes esse videntur.'

80. Ebd. 194, 18; 198, 22 u. ö.

81. Siehe Vesf., Griech. Clbersetzungen 129-135.

82. Cod. Sinait. 500 (s. 17.). Eine nicht streng kritische Ausgabe dieses Textes hat C. Buda (op. cit. oben Anm. 1) erstellt.

83. Cod. Moscov. 245 (s. 16.) fol. 18-207.

84. Vgl. die Tomi Synodici in PG 151, 679-692; 717-764.

85. Er starb um das Jahre 1350.

86. Er starb zwischen 1348 u. 1350 (ΘHE I) 1028.

87. Er starb Ende 1359 oder Anfang 1360 (siehe Artikel vom Verf. ebd. 4, 690- 695).

88. Siehe V. L. Dentakis, op. cit (s. oben Anm. 4).

89. Siehe Artikel von Papadopulos: ΘHE 7, 225-229.

90. PG 151, 714A u. 698A.

91. Ebd. 1192-1241 (nur ein Teil des ganzen Werkes).

92. Siehe S. 282 dieses Artikels.

93. PG 151, 699B.

94. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 138 f.

95. Patr. Dositheos v. Jerusalem, Τόμοπς Καταλλαγής (Jassy 1962) 1-205.

96. Ebd. 100.

97. S.c.G. IV 21.

98. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 139-142.

99. "Erste Disputation über den Hervorgang des Heiligen Geistes mit dem Lateinisch gesinnten Maximos aus dem Predigerorden, die auf der berühmten Insel Kreta vor dem ganzen Volk des dortigen Erzbistums stattgefunden hat." Dieses Werk wurde von Eugenios Vulgaris herausgegeben in der (oben, Anm.50) erwähnten Ausgabe der noch vorhandenen Werke des Mönchs Joseph Bryennios (Leipzig 1768) 407-423.

100. E.Vulgaris erwähnt, daß Bryennios viele Bücher aus der Weisheit und der Sprache der Lateiner ins Griechische übersetzt hat. Ebd. 496. Trotzdem wurde bis heute kein solches "Buch" gefunden. Dies zeigt, daß Vulgaris ziemlich schlecht informiert war.

101. R.-J. Loenertz, Correspondance de Manuel Calécas (Città del Vaticano 1950) 62. 37. 100; N. Tomadakes, Σύλλαβος βυζαντινών μελετών και κειμένων (Athen 1961) 524.

102. Dieses Werk wurde vom Verf. herausgegeben (siehe oben Anm. 1). 103. Siehe Verf. Griech Übersetzungen 144-147.

104. Dieses Werk ist erhalten in den Cod. Vat. gr. 1109, fol. 78-135; Laurentianus, XII. Plut.V. (s. 15.).

105. Siehe S. 281 f. dieses Artikels.

106. M.Jugie, Démétrius Cydonès et la théologie latine a Byzance: EchOr 27 (1928) 399, 3.

107. Cod. Vat. gr. 1109, fol. 84-87.

108. Ebd., fol. 83b.

109. Ebd. fol. 134b.

110. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 147-149.

111. G. Koepgen, Die Brücke zwischen den Konfessionen Eckart 28 (1959) 13.

112. Hrsg von W. Gass in dem Werk über Nikolaus Kab.: Die Mystik des Nikolaus Cabasilas vom Leben in Christo (Leipzig <2> 1899) 220. Das ganze Werk des Markos findet sich S. 217-232. Vgl. Thomas Aqu., S. Th. I q. 25 a. 1.

113. Hrsg. von L. Petit, PO 15, 143, 28-38.

114. Siehe Verf. Griech. Übersetzungen 150-155.

115. M.Jugie, Georges Scholarius, professeur de philosophie: StudBizNeoell 5 (1939) 485.

116. M.Jugie, ebd. 483-484. Zur Frage der Beeinflussung des Scholarios in bezug auf das Thema von der göttlichen Vorsehung und der Prädestination durch das Studium des Aquinaten vgl. M.Pharantos, Περί θείας Προνοίας και Προορισμού κατά την διδασκαλίασν Γενναδίου του Σχολαρίου (Athen 1968) 249-255.

117. Vgl. L. Petit, Χ. A. Sideridès, M.Jugie, Oeuvres complètes de Georges (Gennade) Scholarios III (Paris 1930) 253.

118. Ebd. VI (Paris 1933) 177, 18-19.

119. Ebd. 77, 26.

120. Ebd. 178, 4-5.

121. Ebd. II (Paris 1929) 94, 15-26.

122. Ebd. VI 179, 29-31; 180, 21-22.

123. Ebd., S 1. Diese Bemerkung findet sich am Rande des Cod. Vat. gr. 433, fol. 81, wo auch die Zusammenfassung der Ia IIae der S Th. gegeben ist.

124. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 156-172, und ders., Συναντησις... (oben Anm. 1 ).

125. Kallistos Angelikudes, Κατά Θωμά Ακινάτου (Athen 1970).

126. Siehe z. B. G. Mercati, Callisto Angelicudes Meleniceota: Bessarione an. 19. vol. 31 (1915) 83 f.; M. Jugie: EchOr 27 (1928) 400; H.-G. Beck, Kirche und theologische Literatur (oben Anm. 45) 784.

127. Siehe in Bessarione 31 (1915) 83-84.

128. Siehe in EchOr 27 (1928) 400; vgl. Beck, a.a. O. 784.

129. Siehe S. 293 f. dieses Artikels.

130. Vgl. Verf., Griech. Übersetzungen 24-43.

131. Apologie des Kydones: G. Mercati, Notizie di Procoro (oben Anm. 1) 363.

132. Ebd.

133. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 28-32.

134. Ebd.34-42.

135. Siehe E.Trapp, Manuel II. Palaeologos Dialog mit einem "Perser" (Wiener ByzStudn Bd. 2) (Wien 1966) 35-43.

136. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 43-52.

137. Ebd. 46.

138. Ebd.53-60.

139. Ebd.55-56.

140. Ebd. 56-60.

141. S. Lampros, Κατάλογος των εν ταις βιβλιοθήκαις του Αγίου Όρους ελληνικών κωδίκων, A' (Cambridge 1895) p. 61.

142. G. Mercati, Opere minori (1917-1936) IV (Città del Vaticano 1937) 58-59.

143. Siehe den entsprechenden Abschnitt zu Panaretos in diesem Artikel 290 f.

144. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 60. Zum originären kurzen Titel De rationibus fidei ad Cantorem Antiochenum siehe die ed. Lenonina t. XL, p. B-C (Romae 1968) B 55-6.

145. Ebd. 60.

146. Ebd.61.

147. Montfaucon, Bibl. Bibliothecarum Mss. nova I (1739) 505E.

148. R.-J. Loenertz, Correspondance de Manuel Calécas (Città del Vaticano 1950) 7.

149. M. Jugie, Theologia Dogmacica Orientalis I (Parisiis 1926) 479.

150. G. Mercati, Notizie di Procoro (oben Anm. 1) 506.

151. H.-G. Beck, Kirche und theologische Literatur (oben Anm. 45) 734.

152. Siehe A. Pertusi, Di alcune traduzioni Greche di inni attributi a S. Tomaso e a S Ambrogio: Bolletino della Badia Greca di Grottaferrata 12 (1958) 142. Pertusi schlägt als wahrscheinliche Übersetzer vor: Demetrios Kydones, Manuel Chrysoloras, Manuel Kalekas.

153. G. Mercati, Notizie di Procoro (oben Anm. 1) 33.

154. Siehe Verf., Griech. Übersetzungen 65-70.

155. L. Petit, etc., Oeuvres complètes de Georges (Gennade) Scholarios V (Paris 1931) 1-2.

156. Εξωτερικαι επιδράσεις επί της ορθοδόξου θεολογίας κατά τον ιστ' και ιζ' αιώνα: Επετηρίς της Θεολογικής Σχολής του Πανεπιστημίου Αθηνών (Athen 1936-1937) 20.

157. Siehe J. Karmires, Thomas des Aquinaten Summa Theologica I (Athen 1935) (griech. angeführt oben Anm. 1) 38: "Nach der Eroberung unterscheidet man zwei Richtungen: (1) die Richtung derer, die bei der Auslegung der Dogmen der alten Methode der Väter folgen; (2) die Richtung derer, che wenigstens teilweise die scholastische Methode des Westens rezipiert haben."

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