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Anton Naegele

Johannes Chrysostomos und sein Verhältnis zum Hellenismus

Von, «Johannes Chrysostomus und sein Verhältnis zum Hellenism», Byzantinische Zeitschrift 13 (1904) 73-113.


II. Chrysostomos und die klassischen Studien.

Wer sich durch die hunderte, alle anderen christlichen Autoren an Zahl überragenden Schriften des größten Homileten des Altertums hindurchgearbeitet und auf diesem weiten Weg sein Augenmerk vor allem auf die unter der Fülle des theologiseh-homiletischen Materials verborgenen Spuren antik-profanen Wissens gerichtet hat, der staunt über die umfassende hellenische Bildung, die Johannes Chrysostomos mit gründlicher, längst gewürdigter Beherrschung der kirchlichen Wissenschaft vereinigt. Auf den Schultern der großen Alexandriner Klemens und Origenes hatten die führenden Geister der Kirche in Wort und Schrift die weltgeschichtliche Mission fortgesetzt, zwischen griechischer Gnosis und christlicher Pistis zu vermitteln und eine einheitliche christlich-hellenische Weltanschauung anzubahnen; solcher Aufgabe waren auch diese Glanzgestalten des 4. Jahrhunderts nur gewachsen, wenn sie die Grundlagen beider Kulturen umfaßten. Wie ein Gregorios von Nazianz, Basileios von Kaisereia, Gregorios von Nyssa, das kappadokische Dreigestirn, so hatte auch Johannes von Antiochien durch Erziehung und Unterricht Griechentum und Christentum gleichmäßig durchdringen gelernt. Die Kraft und Vielseitigkeit seines Geistes, ein Geschenk der echt hellenischen harmonischen Entwicklung der reichen Anlagen des vielgepriesenen Jünglings, befähigten ihn, alle Zweige antiker Kultur zu beherrschen und die Anleihe vom Besten und Edelsten des Hellenismus in den Dienst des Christentums zu stellen, zur Belehrung und Bekehrung, zur Christianisierung wie zur Reformierung der divergierenden Teile der damaligen bürgerlichen und kirchlichen Sozietät. Wie diese im 4. Jahrhundert eine scharfe Krisis zu bestehen hatte und mit ihr der gefeierte Sittenreformator selbst, ist bekannt.(87) In ihrem Schoße trug diese Gesellschaft die größten Kontraste infolge der Verschiedenheit dessen, was sie von der Vergangenheit herübergenommen und was für die Zukunft der christlichen Welt die feste Grundlage bilden sollte, durch die unglaubliche Diskrepanz der Glaubensüberzeugungen und der Sitten, durch die auffallendsten Gegensätze von tiefster Versunkenheit und edelstem Streben nach den höchsten Zielen, von der Indifferenz des Schwach- und Aberglaubens und der Glut eines aufgeklärten Offenbarungsglaubens. Wie hoch bei einem solchen welthistorischen, durch den Wechsel der Verhältnisse aufgedrängten Kompromiß zwischen Hellenismus und Christentum in der ganzen Kirche wie in ihren einflußreichsten Vertretern Gewinn und Verlust für christlichen Glauben und Glaubensgebräuche abzuschätzen ist, diese neuerdings viel erörterte Bilanz zu ziehen ist hier nicht der Ort.(88)

Der ursprüngliche Plan d. V. war es, all die weitzerstreuten Äußerungen des Autors über antike Kultur nach ihren wichtigsten Beziehungen zu sammeln und zu einem Gesamtbild zu vereinigen. Von besonderem Interesse mußte dieses Bild werden in der eigentümlichen Beleuchtung eines großen Predigers der neuen Weltanschauung, der durch ihre ernste Erfassung in vielfachen Gegensatz zu antikem Leben und Denken gestellt ward, immerhin wie kaum ein zweiter profaner oder kirchlicher Schriftsteller seiner Zeit für die geringste Bewegung in Welt und Kirche, im einzelnen Menschenherzen wie in der Gesellschaft Aug und Herz stets offen hatte und darum alle in seinen Reden und Schriften wiederspiegelte; doppelt reizvoll mußte diese Aufgabe werden bei der die bisherige Chrys.-Litteratur beherrschenden Voraussetzung, daß unter allen Trägern der damaligen kirchlichen Tradition unser Autor am meisten von allen Kulturelementen des heidnischen Altertums losgelöst, längst äußerlich wie innerlich die Grenzscheide von Griechentum und Christentum überschritten habe.(89) Indes die Fülle des unter manchem Schutt und Trümmern ausgegrabenen Materials nötigte, diese althergebrachte Anschauung von der durchaus negativen Stellung des berühmten Homileten der Antike gegenüber zu modifizieren. Namentlich sind es die vielbewunderten Vergleiche, Analogien und Metaphern, in denen der Redner wie aus einem unerschöpflichen Schatze(90) alles Schöne und Nützliche des antiken Kultur- und Geisteslebens den Zwecken der geistlichen Beredsamkeit dienstbar zu machen weiß. In diesen wie in anderen, zur Veranschaulichung, Beweisführung und Widerlegung verwandten τόποι καὶ τρόποι, der Rede finden wir den Niederschlag der wesentlichen Elemente und Erscheinungen der Welt des Hellenismus, gleichviel ob nur kurz gestreift oder eingehender beleuchtet, ob unwillkürlich angenommen oder mit Absicht und entschieden abgelehnt, ob in kompromißartiger Akkommodation oder in naturnotwendiger Verschmelzung mit den Grundlagen christlichen Denkens und Lebens.

Aber auch vom historischen und psychologischen Standpunkt aus betrachtet, muß jene selbst von dem geistvollen Historiker des Untergangs der römischen Welt, Gibbon(91), ausgesprochene These Zweifel erregen. Wie sollte auch eine so gründliche puritanische Christianisierung möglich sein, vollends bei einem nach allgemeinem Urteil so groß angelegten Geiste, der, an der letzten glorreichen Hinterlassenschaft des Hellenismus genährt und gebildet, doch ein Kind seiner Zeit geblieben ist. In der Tat bestätigt ein nicht bloß oberflächliches homiletisch-praktisches Studium der fast ausschließlich freilich praktischen Werke des orientalischen Kirchenvaters, daß der Christ gewordene Libaniosschüler wie die Kappadokier in seiner Person und Wirksamkeit die Verbindung klassischer Bildung und christlicher Religion, deren Vorzüge und Schattenseiten darstellt. Wie sehr er auch jener trotz mannigfacher Entfremdung in seiner späteren Lebensperiode nahe geblieben ist, zeigt ein Überblick über die umfangreiche homiletische Verwertung antik-hellenischer Kulturerscheinungen aus dem Gebiet der Religion und Mythologie mit bemerkenswerten Ausblicken auf das Fortleben des Heidentums in Denk- und Lebensweise einer äußerlich nur christlich gewordenen Gesellschaft; aus dem Gebiet der antiken Kunst, der Kultur- und Sittengeschichte, der Staats- und Privataltertümer, der Philosophie, der jüdischen, griechischen und römischen Geschichte, der Geographie, Naturwissenschaft und Medizin manch singuläres, vielfach unbeachtetes Detail, dessen Mitteilung zu anderer Zeit und an anderem Ort erfolgen, zur Dokumentierung des reichen Wissens unseres Kirchenschriftstellers von dem klassischen Altertum wie zum Erweis der unverwüstlichen Macht des Hellenismus dienen soll.

Den Kreis unserer speziellen Untersuchungen eröffne ein näherer Blick auf jenes Wissensgebiet, auf dem die Wurzel und Blüte der klassischen Bildung einst wie heute noch ruht: die literarischen Denkmäler des Griechentums, in welchen all die genannten Kulturschätze niedergelegt sind als Vermächtnis für die vor- wie nachchristlichen Generationen. Daß Chrys. auch diese reichsten Bildungsmittel gekannt und geschätzt und verwertet hat, dürfte schon nach den vorausgegangenen Andeutungen sicher zu erschließen sein, mochte auch sonst die Stellung des Predigers zum Heidentum und seiner vielfach widerchristlichen Welt- und Lebensauffassung noch so feindlieh erscheinen. Dieselbe Annahme legen von selbst nahe die lakonischen Nachrichten der alten Biographen über die Erziehung des talentvollen Jünglings in den Philosophen- und Rhetorenschulen seiner Vaterstadt, unter Leitung des berühmten Libanios(92) und eines nicht näher bekannten Andragathios(93) und später in der auf aristotelischer Basis gegründeten Exegetenschule unter dem nachmaligen Bischof Diodor von Tarsos(94), sowie die Aussagen der Geschichte des gelehrten Unterrichts, die, in großen Zügen längst gearbeitet, neuerdings der Herausgeber des Baronius redivivus, der Annalen des Theodosios, für das Zeitalter der großen Kirchenväter dargestellt bat.(95) Darnach bildete die Klassikerlektüre den Mittelpunkt des gesamten höheren Schulwesens; der gefeiertste Rhetor des ausgehenden Heidentums selbst sagt uns heute noch, welche Schriftsteller seine Schüler, darunter auch der nach eigenem Zeugnis begabteste, seiner Nachfolge allein würdige, „von den Christen gestohlene" junge Johannes, besonders innehaben mußten: „Sie (meine Schüler) müssen mit großer Anstrengung durch die Dichter, die Redner und vielfältige andere Schriften sich hindurcharbeiten."(96) Zu der schmerzlichsten Enttäuschung seines Lebens, die einer der letzten großen Verteidiger einer schwindenden Weltanschauung erlebt(97), sollte wohl noch die andere, dem eitlen Rhetor ebenso schmerzliche Erfahrung kommen, die Desavouierung seines Ruhmes als glänzendsten Vermittlers hellenischer Bildung für das ganze Leben und Wirken der Edelsten des sinkenden Römerreichs? Wohl war die Nachwelt vielfach geneigt gewesen, das scherzende Wort des großen Basileios in der mehr geistreich erfundenen als authentischen Korrespondenz zwischen dem Kappadokier und seinem heidnischen Lehrer und Freunde gerade am meisten auf den bekanntesten Libaniosschüler anzuwenden: Ἀλλ' ἡμεῖς μὲν ὦ θαυμάσιε Μωσεϊ καὶ Ἠλία καὶ τοῖς οὕτω μακαρίοις ἀνδράσι σύνεσμεν, ἐκ τῆς βαρβάρου φωνῆς διαλεγομένοις ἡμῖν τὰ ἑαυτῶν καὶ τὰ παρ’ἐκείνων φθεγγόμενα, νοῦν μὲν ἀληθῆ, λέξιν δὲ ἀμαθῆ, ὡς ταῦτα δηλοῖ. Eἰ γάρ τί καὶ ἦμεν παρ' ὑμῶν δίδαχθέντες, ὑπὸ τοῦ χρόνου ἐπελαθόμεθα (Basil. ep. n. 339 Migne P. G. 32, 1083 = Liban. Epp. ed. Wolf p. 719)(98), aber es bleibt andererseits auch von dem späteren Jünger des antiochenischen Sophisten trotz aller bisherigen Ignorierung dieses Tatbestandes wahr, was Libanios dem nur scheinbar enthellenisierten Kirchenlehrer antwortet:
Εἰ πάνυ πολὺν χρόνον ἐσκόπεις, πῶς ἂν ἀριστα συνείποις τοῖς περὶ τῶν σῶν γραμμάτων ἡμετέροις γράμμασιν, οὐκ ἂν ἄμεινον τοῦτό μοι ποίῆσαι ἐδοκεις ἢ τοιαῦτα γράφων, ὁποῖα νῦν ἔγραψας . . . Βιβλίων μὲν οὖν, ὧν φὴς εἶναι χείρω μὲν τὴν λέξιν, ἀμείνω δὲ τὴν διάνοιαν, ἔχου καὶ οὐδεὶς κωλύει. Τῶν δὲ ἡμετέρων μὲν ἀεὶ σῶν δὲ πρότερον αἱ ρίζαι μένουσί τε καὶ μενοῦσιν, ἕως ἂν ἦς, καὶ οὐδεὶς μήποτε αὐτὰς ἐκτέμοι, χρόνος οὐδ'ἂν ἥκιστα ἄρδοις (Basil. ep. n. 340 (32, 1086); Lib. ep. 1585 (p. 720). Daß dieses Rhetorenwort auch auf unseren Antiochener zutrifft, daß auch er nicht als Presbyter und Bischof trotz allem Rigorismus vergessen und nicht hat vergessen können, was er als gefeiertster Rhetorenschüler gelernt, das sollen die berechtigten Schlüsse aus leider ganz dürftigen Jugendnachrichten bei den Alten(99), das sollen als ihr Äquivalent die folgenden Zeugnisse seiner Werke dartun: Johannes, der Goldmund der klassisch-christlichen Beredsamkeit, tritt auch mit ein in den Kreis jener weltgeschichtlich bedeutsamen Männer des 3. und 4. Jahrhunderts, welche mit der klassischen Bildung das Christentum als gleichzeitiges oder später angetretenes Erbe zu einem harmonischen Ganzen zu vereinigen erstrebt, welche diese christlich-klassische Erziehung und deren Bildungsschätze der Nachwelt überliefert haben, bald mehr bald weniger nach der einen oder anderen Seite hinneigend; die diese durch die Stürme der Völkerwanderung, durch das Todeserstarren des Orients und die Barbarei der neuen abendländischen Völcker gerettet und so in ihrer Person und Wirksamkeit die Vereinbarkeit christlicher Erziehung und klassischer Studien dokumentieren.

Während nun die Stellung der großen Alexandriner und Kappadokier zur antiken Bildung monographisch oder im Anschluß an ihre diesbezüglichen Reden und Abhandlungen längst untersucht worden ist(100), hat auffallenderweise ihr späterer Zeit- und Geistesgenosse, auch von Ed. Norden dem glänzenden Dreigestirn der Patristik zugezählt, in den massenhaften homiletischen und dogmenhistorischen Bearbeitungen aller Jahrhunderte kaum eine Berücksichtigung, höchstens negative Erwähnung erfahren. Nicht zu reden von den vielen Essays über die reizvolle, immer wieder aktuelle Frage vom Christentum und heidnischen Klassikern(101), hat auch der geistesverwandte Akademiker Villemain in seiner feinsinnigen rhetorischen Analyse der klassisch-christlichen Beredsamkeit nur einige panegyrische Schlußworte über den „Christ gewordenen Griechen, ausgestattet mit jener Phantasie, welche in Hellas zu so vielen entzückenden Mythen begeistert hatte, der man in dem klangvollen, lebendigen Worte des strengen Reformators zu begegnen glaubt, in dem poetischen Idiom, in dem ein gewisser Polytheismus der Sprache die neubekehrten Christen des Orients entzückt, in dem glänzenden Stil seiner alle Empfindungen des Menschenherzens darstellenden Sprache, dem Glanz des blendenden, sich immer gleich bleibenden Lichts, das auf den Gefilden Syriens leuchtet".(102) Verhallt sind wohl bald wieder in und außer Frankreich die begeisterten, wenn auch ganz allgemein gehaltenen Äußerungen des berühmten Kritikers über den „Syrohellenismus" des Chrys. Wenig hat von diesem Einfluß der antiken Kultur und besonders ihrer Literatur auch der neueste, von der französischen Akademie preisgekrönte Biograph des Heiligen, Aimé Puech(103), entdeckt, der sich durch kritischere Quellensichtung vor den früheren, meist auf dem offenkundig dichtenden Georgios von Alexandrien u. a. aufgebauten Hagiographien auszeichnet.(104) Wie noch mehr der ausführlichste anglikanische Biograph Steffens(105) steht er wohl im Banne des besonders durch den voreingenommenen Geschichtschreiber of the decline and fall of Roman empire, Gibbon(106), verbreiteten Märchens vom völligen „Detachement" der antiken Bildung, das wohl als psychologisches Rätsel der menschlichen Geistesgeschichte die zerstörende Macht der neuen Religion illustrieren sollte; unter dem Eindruck auch der öfteren, selbst bei einem Basileios und Gregor nicht fehlenden Invektiven gegen das Heidentum, bezw. dessen Auswüchse und Verirrungen, vielleicht auch der erdrückenden, oberflächlich überschauten Fülle der Homilien und homiletischen Abhandlungen des Chrys. Selbst Eduard Norden, der mit weitem Blick fast zwei Jahrtausende griechischer Prosa überschaut und in geistvoller Behandlung unseres Problems den Entwicklungsgang der klassischen Studien und die weltgeschichtliche Bedeutung der kirchlich-patristischen Vermittlertätigkeit zwischen antiker Bildung und christlicher Kultur, namentlich in der Epoche unseres Kirchenvaters, verfolgt, bestätigt durch das Resultat seiner, zufälligen Stichprobekritik aus Hunderten von stets Wechsel liebenden Werken unseres Autors nur zu sehr das eigene offene Eingeständnis.(107) Bei seiner Klage über den Mangel eingehender und zusammenfassender Darstellung jenes Traditionsproblems findet der Forscher den Grund hierfür teils in der Fülle des ungeheuren, ungesichteten Stoffs, teils in dem Widerstreben des klassischen Philologen, welcher auf .seinem eigensten Arbeitsfeld noch so viele Blumen in prangenden Farben mühelos pflücken kann, nur ungern auf dem Acker eines Fremden die zwischen Disteln und Dorngestrüpp sich durchwindenden Blüten der Antike sucht, sich nur gezwungen an eine, ihn doch nur mittelbar und unwesentlich berührende Aufgabe macht.(108) Ist nun Norden den sich scheinbar verlierenden „Verästelungen der Antike" nach eigenem Geständnis mit Liebe nachgegangen, ohne allen bedeutungsvollen Trägern jener weltgeschichtlichen Vermittlung auch nur nach der formellen Seite ihrer Beziehungen zum Hellenismus gerecht zu werden, so freut sich d. V., den Anregungen des geistvollen Historikers dreier Weltperioden griechischer Prosa folgend, der ihm gebliebenen Aufgabe, die Lösung der Frage nach der materiell-literarischen Seite zu versuchen und auf einem dem Theologen weniger fremden Acker die gar weit zerstreuten, nicht auf offenem Felde blühenden Blumen des Hellenismus zu pflücken, unverwüstlich fortwachsend auch zwischen dichtem Dorngestrüppe der nicht unhellenischen und doch ganz christlichen λόγοι προτρεπτικοί des größten Homileten der alten Kirche, das ihm nicht lauter Bornen zeigt. Aus dem Chaos ungezählter Stellen über und auch gegen Erscheinungen des antiken Kulturlebens zu einem Mosaikbild vereinigt, soll diese und folgende Abhandlungen die Stellung des Johannes Chrys. zur griechischen Literatur und Bildung überhaupt und speziell zur poetischen, historischen, rhetorischen und philosophischen Literatur des Hellenismus dartun, eine der edelsten Gestalten ihrer Zeit in die glänzende Kette der Kronzeugen für die historische Verbindung von Christentum und Hellenismus einfügen.

Im Besitze aller Bildungsschätze des klassischen Altertums, ist der reiche Patriziersohn, von innerem Drang und höheren Idealen ergriffen, vom Studium der Literatur und der Laufbahn des Forums zum Studium der Bibel und der hl. Wissenschaft übergegangen; beides vereinigt in einer großangelegten Natur mit glänzender Phantasie, tiefem Gemüt und unangefochtenem und stets unanfechtbar reinem Charakter, hat Johannes Chrys. zum gefeiertsten Redner und Hierarchen der griechischen Kirche des 4. Jahrhunderts gemacht: „Chrys. est le plus beau génie de la société nouvelle, enté sur l'ancien monde, il est par excellence le Grec devenu chrétien.(109) Als Leitstern für eine objektive Darstellung dieses Kompromisses von Hellenismus und Christentum in einer weltgeschichtlichen Persönlichkeit wie Chrys. scheint mir, sei ein Doppeltes festzuhalten: die strenge christliche Erziehung des jungen Patriziers und der scheinbare Rigorismus in der amtlichen Vertretung ihrer Prinzipien hat die Spuren der antiken Bildung nicht ausgetilgt, aus deren Born der Jüngling einst mit vollen Zügen geschöpft; er hat sie nicht abgegelegt und vergessen — wenn er es gewollt, hätte er es nicht vermocht, wie alle seine großen Zeitgenossen und die Menschheit selbst der immanenten Macht der antik-hellenischen Tradition unbewußt zuletzt sich beugten(110) —, nur hat der Mann der Providenz, berufen, die Christenheit zu erneuern und die ethischen Güter der neuen Religion in kritischen Zeiten einer untergehenden Welt den einen zu bewahren, den anderen zu übermitteln, der christlich-moralischen Erziehung das Wort vor der klassisch-intellektuellen Bildung geredet: beider Gegensätze, aber auch beider Vereinigung in der höheren Einheit des christlichen Ideals scheint mir nirgends so eigenartig sich widerzuspiegeln wie in des Chrys. Person, seinem Wirken sowohl, das der Welt- und Kirchengeschiehte angehört, wie in seinen Werken, die wie wenige Denkmäler der griechischen Literatur so sehr Gemeingut aller Jahrhunderte und Kulturvölker geworden und geblieben sind.(111)

Die Rätsel, welche die allen großen Predigern einer neuen Weltanschauung gemeinsame, je nach den didaktischen oder polemischen Zwecken wechselnde Stellungnahme zu dem geistigen Gegner aufgibt, dünkt für unseres Autors scheinbare Inkonsequenz jene Stelle zu lösen, die auch für die vielerörterte Streitfrage über Paulinismus und Hellenismus(112) der Beachtung nicht unwerte Fingerzeige gibt: die Rechtfertigung des Apostels Paulus wegen seiner Benützung heidnischer Literatur, des Epimenides (Tit. l, 12), des Aratos und der athenischen Altarinschrift in der Areopagrede (Apg. 17, 28 u. 23): Τί δήποτε ἀπὸ τῶν Ἑλλήνων ἄγει τὰς μαρτυρίας; ὅτι μάλιστα τούτοις ἐντρέπομεν αὐτούς, ὅταν οἴκοθεν ἐνέγκωμεν τὰς μαρτυρίας καὶ τὰς κατηγορίας, ὅταν τοὺς παρ’αὐτοῖς θαυμαστοὺς τούτους ἐπιστήσωμεν αὐτοῖς αἰτιωμένοις . . . Τοῦτο καὶ ὁ Θεὸς ποιεῖ.... πανταχοῦ συγκαταβαίνει (hom. in Tit. 3, l = Migne, Chrys. opp. 11, 677 sq.).

Bemerkenswert ist auch die weitere Begründung des ζητούμενον: Ἀλλὰ πόθεν ἐχρῆν αὐτοῖς διαλεχθῆναι; ὑπὸ τῶν προφητῶν; ἀλλ' οὐκ ἂν ἐπίστευνσαν• ἐπεὶ καὶ Ἰουδαίοις οὐδὲν ἀπὸ τῶν Εὐαγγελίων φθέγγεται, ἀλλ' ἀπὸ τῶν προφητῶν (Ι Cor. 9, 11...). Τοῦτο καὶ ὁ Θεὸς ποιεῖ, οἷον ἐπὶ τῶν Μάγων, οὐ δι’ἀγγέλου, οὐ δι’ἀποστόλου, οὐ δι’εὐαγγελιστοῦ, ἀλλὰ πόθεν; ... Διὰ ἄστρου, ἐπειδὴ γὰρ περὶ ταῦτα τὴν τέχνην εἶχον, ἐκεῖθεν αὐτοὺς εἵλκυσε . . . Οὐδαμοῦ γὰρ τὴν ἀξίαν ὁρᾷ τὴν ἑαυτοῦ, ἀλλὰ πανταχοῦ τὸ ἡμῖν χρήσιμον. Εἰ γὰρ πατὴρ οὐχ ὁρᾷ τὴν ἀξίαν τῆς ἑαυτοῦ, ἀλλά συμψελλίζει τοῖς παιδίοις καὶ τροφὴν καὶ ἐδέσματα καὶ πόματα οὐχ Ἑλληνικοῖς ὀνόμασι καλῶν, ἀλλὰ παιδικῇ τινι διαλέξει καὶ βαρβάρῳ, πολλῶ μᾶλλον ὁ Θεός... πανταχοῦ συγκατάβασις (h. Tit. 3, 2 = Μ. 11, 678 im Anschluß an das Epimenides-Zitat des Paulus); eine ähnliche Apologie der Paulinischen Zitationen und der Verwertung hellenischer Stoffe in seinen eigenen Predigten findet -sich weiter in des Chrys. Homilie auf die Altarinschrift hom. in inscr. alt. 3 (M. 3, 73) und hom. in Act. Ap. 4, 4 (M. 9, 48).

Überhaupt dürfte für die gegenwärtige Streitfrage über Hellenismus und Christentum nicht ohne gewisses aktuelles Interesse die Untersuchung der eigenartigen Rolle sein, welche in den Väterschriften gerade diese „hellenischen Zitate" Pauli spielen, und nicht weniger auch der Hinweis auf die Bedeutung, welche die Frage ihrer Echtheit und ihres literarischen Charakters in der neueren Bibelkritik und Koineforschung erlangt hat. Schon Klemens von Alexandrien, der zuerst den großen Kompromiß zwischen Hellenismus und Christentum angebahnt, „die größte Geistestat der alten Kirche und der gewaltigste Akt in diesem Weltendrama überhaupt''(113), hat diese Anleihen des Apostels bei der Antike in apologetischem, persönlichem Interesse gesammelt(114); ebenso hat Hieronymus, der „bedeutendste Stilist der abendländischen Kirche", in des Apostels Schriften möglichst viele klassische Autoren herauszubringen sich bemüht, Pauli Stellung zum Hellenismus zu erweisen und sich gegen neue Anwandlungen seines, in der Geschichte der klassischen Studien psychologisch denkwürdigen Traumes und gegen Feinde solcher Bildung abzuhärten(115) desgleichen Augustin.(116) Aus denselben Motiven erklären sich offenkundig die Zusammenstellung der hellenischen Entlehnungen Pauli und die merkwürdigen Exkurse dazu in den Homilien unseres Kirchenvaters.(117)

So hat er mit der jedesmaligen Apologie des apostolischen Verfahrens sein eigenes inneres Verhältnis zur hellenischen Kultur und Literatur zeichnen und intra muros et extra verteidigen wollen, demgemäß er, wie sein hochgepriesenes Vorbild, trotz aller Polemik die Blüten griechischen Geisteslebens überall pflückte, wo immer er sie der christlichen Religion dienstbar machen konnte. Die Rechtfertigung der hellenischen Zitate des Apostels ist auch die seine, und der gefeierte Prediger scheint einmal sogar solch indirekte Selbstverteidigung wegen Zusammenstellung biblischer und profaner Literatur, von Christus und heidnischen Autoritäten vor seinen Zuhörern für nötig zu halten: Μηδεὶς ὕβριν εἶναι νομιζέτω τοῦ Χριστοῦ, ὅτι ἐν τοῖς περὶ αὐτοῦ λόγοις Πυθαγόρου καὶ Πλάτωνος, Ζήνωνος καὶ τοῦ Τυανέως μεμνήμεθα• οὐ γὰρ ἐξ οἰκείας γνώμης • • •ἀλλὰ τῇ ἀσθενείᾳ τῶν Ἰουδαίων συγκαταβαίνοντες (hom. adv. Ιud. 5, 3 = Μ. l, 886 sq.), und beruft sich dabei wieder auf Paulus und die göttliche Pädagogik des Alten Testamentes.

Dadurch hat sich der große Homilet, der nach dem Zeugnis der Alten den Völkerapostel auf einzig vollkommene Weise erklärt und gefeiert hat(118), ebenso wie Klemens, Augustinus und Hieronymus der gleichen „Perversität" schuldig gemacht, deren Ed. Norden letzteren anklagt mit der Argumentation subjektiven Empfindens(119); und weil der Forscher den Apostel auf eigene Art „liebt und bewundert", scheidet er durch kühne Athetese der drei Pastoralbriefe das eine hellenische Zitat aus dem Beweismaterial für Pauli Hellenismus aus, athetesiert ferner zur Wegräumung des klassischen Schmuckes der Apostelgeschichte die Areopagrede(120), über deren Echtheit und Wert noch jüngst Ernst Curtius in der Berliner Akademie die schönen Worte gesprochen: „Wer den geschichtlichen Wert des Berichts über Paulus in Athen in Abrede stellt, reißt eines der wichtigsten Blätter aus der Geschichte der Menschheit".(121) Während indes der feinsinnige Kritiker der antiken Kunstprosa die von der ganzen patristischen und späteren Tradition unbeanstandeten klassischen Zitate, einem „unhellenischen Paulus" zuliebe, als unpaulinisch verwirft und damit auch die autoritative Stütze der Kirchenväter für ihre Stellung zur heidnischen Literatur wegzuräumen sich anschickt, ist er dem Mißgeschick verfallen, ein durchaus unhellenisches biblisches Zitat zu einem hellenischen, dem Menandervers vorangehenden „einzig paulinischen Zitate in der Ep. ad Cor. I 15, 32 f." zu stempeln.(122) Über Ursprung und Bedeutung dieser allerdings im Sinne antiker Denk-und Lebensart gesprochenen, von Norden ohne Quellennachweis der griechischen Literatur zugesprochenen Sentenz hätte der bibelfestere Libaniosschüler bessere Aufklärung geben kennen: τοῦτο λοιπὸν τὸ ρῆμα κωμῳδοῦντος• διὸ οὐδὲ οἴκοθεν αὐτὸ παρήγαγε, ἀλλὰ τὸν προφήτην ἐπέστησε τὸν μεγαλοφωνότατον Ἠσαΐαν, ὅς περί τινων ἀπηλγηκότων διαλεγόμενος καὶ ἀπεγνωσμένων (Is. 22, 13) (h. I Cor. 40, 3 = Μ. 10, 350).

Indes nicht bloße συγκατάβασις oder Akkommodation an das hellenisch-heidnische Bildungsniveau ist es, die ihn auch später bewog, den Boden des Hellenismus zu betreten und nicht wieder ganz zu verlassen. Aus apologetischem Interesse spendet der Redner der griechischen Weisheit volle Anerkennung: Ὅταν oὖν Ἕλληνες κατηγορῶσι τῶν μαθητῶν ὡς ἰδιωτῶν (a. l. ἀγραμμάτων), πλέον ἡμεῖς ἐκείνων κατηγορῶμεν αὐτῶν. Μηδὲ λεγέτω τις, ὅτι σοφὸς ἦν ὁ Παῦλος, ἀλλ' ἐπαίροντες ἐπὶ σοφίᾳ τoὺς μεγάλους παρ'ἐκείνοις καὶ ἐπὶ εὐγλωττίᾳ θαυμασθέντας, τοὺς πὰρ ἡμῖν ἅπαντας λέγωμεν ἰδιώτας γεγονέναι (hom. I Cor. 3, 4 = Μ. 10, 27 sq.).(123) Daran schließt sich die reservierte Bemerkung: ὁ τοίνυν μὴ δεηθεὶς εὐπαιδεύτων ἐκ προοιμίων, εἰ μετὰ ταῦτα λογίους ἐδέξατο, οὐχ ὡς δεόμενος τοῦτο ἐποίησεν, ἀλλ' ὡς οὐ διακρινόμενος; wie diese Distinktion gemeint sei, geht aus den von Chrys. für die späteren Verkündiger des Gotteswortes aufgestellten Bildungsansprüchen hervor, die er besonders im vierten Buch de sacerdotio darlegt.(124)

Was der Kirchenvater bei dem Eindringen der Scharen in die weitgeöffnete Pforte der christlichen Gemeinschaft infolge des politischen Umschwungs besonders in den Großstädten zu beklagen hat, ist die Vernachlässigung der moralischen Erziehung und die Fortpflanzung der rein weltlichen, heidnisch-materialistischen Grundsätze; diese verurteilt er als schlechte Früchte des Hellenismus, nicht die klassische "Bildung an sich, wie zu deutlich aus einer vortrefflichen pädagogischen Homilie im Anschluß an Ephes. 6, 4 ff. hervorgeht: Πάντα ἡμῖν δεύτερα ἔστω τῆς προνοίας τῶν παίδων καὶ τοῦ ἐν παιδείᾳ καὶ νουθεσίᾳ Κυρίου αὐτὰ ἐκτρέφεσθαι . . . οὐδὲν τοσοῦτον ἐργάσῃ τέχνην διδάσκων αὐτὸν καὶ παιδείαν τὴν ἔξωθεν(125), δι’ἧς χρήματα κτήσεται, ὅσον ἐὰν διδάξῃς αὐτὸν τέχνην, δι’ ἧς χρημάτων καταφρονήσει (h. in Ephes. 21, l u. 2 = M. 11,150 sqq.); nach einer, mit den kynisch-stoischen Diatriben wetteifernden Belehrung über den wahren Reichtum der Bedürfnislosigkeit, den wahren Ruhm und die echte Philosophie der Lebenskunst fährt der Prediger weiter: Μὴ ρήτορα αὐτὸν σπούδαζε ποιῆσαι, ἀλλὰ φιλοσοφεῖν παίδευε. Ἐκείνου μὲν γὰρ οὐκ ὄντος οὐδὲν ἔσται βλάβος• τούτου δὲ ἀπόντος οὐδὲν ἔσται κέρδος μυρίας ρητορείας. Τρόπου χρεία, οὐ λόγων, ἤθους, οὐ δεινότητος, ἔργων, οὐ ρημάτων. Μὴ τὴν γλῶτταν ἀκονήςῃς, ἀλλὰ τὴν ψυχὴν ἐκκάθαιρε. Und als wollte der weitblickende Homilet nach beiden Seiten der Kritik bei Mit- und Nachwelt sich vorsehen, fügt er ein kostbares Wort zum Abschluß an, das den Christen und Griechen gleich ehrt und mit einem Schlag die Wahnidee von seiner Bildungsfeindlichkeit und Abschließung gegen die antike Kultur zerstören muß: Οὐ κωλύων παιδεύειν [τὴν ἔξωθεν παιδείαν] ταῦτα λέγω, ἀλλὰ κωλύων ἐκείνοις μόνοις προσέχειν. Ob nach dieser Ausführung der Verfasser der antiken Kunstprosa die Beschuldigung des Fanatismus noch aufrecht erhalten will, die er in seiner früheren Schrift mit Berufung auf Puech und unsere und die folgende, von keinem offenbar gelesene Stelle ausgesprochen hat, bleibe dahingestellt.(126) Unsere Schlußfolgerung aus der Epheser-Homilie bestätigt das ähnliche Wort über heidnische und christliche Schulen in der Abhandlung adv. oppugn vit. mon. 3, 11 (M. l, 367): Tί τὸ ὄφελος πέμπειν εἰς διδασκάλους, ἔνθα πρὸ τῶν λόγων κακίαν εἴσονται καὶ τὸ ἔλαττον βουλόμενον λαβεῖν, τὸ μεῖζον ἀπολέσουσι τῆς ψυχῆς τὴν ἰσχὺν καὶ τὴν εὐεξίαν ἅπασαν; Τί οὖν; κατασκάψομεν τὰ διδασκαλεῖα, φησίν; οὐ τοῦτο λέγω, ἀλλ' ὅπως μὴ τὴν τῆς ἀρετῆς καθέλωμεν οἰκοδομὴν καὶ ζῶσαν κατορύξωμεν τὴν ψυχήν• σωφροσυνούσης μὲν γὰρ ταύτης οὐδεμία ἀπὸ τῆς τῶν λόγων ἀπειρίας ἔσται ζημία, διεφθαρμένης δὲ μεγίστη ἡ βλάβη, κἄν σφόδρα ἡ γλῶττα ἠκονημένη τυγχάνῃ. ... Ἡ μὲν γὰρ τῶν λόγων σπουδὴ τῆς ἀπὸ τῶν τρόπων ἐπιεικείας δεῖται, ἡ δὲ τῶν τρόπων ἐπιείκεια οὐκέτι τῆς ἀπὸ τῶν λόγων προσθήκης. Den Maßstab für seine eigene Beurteilung scheint der Sittenprediger des 4. Jahrhunderts nahelegen zu wollen, wenn er mit Emphase schließt, die meisten Weisen Griechenlands hätten sich wenig oder gar nicht um die literarische Bildung, vielmehr nur um die moralische bekümmert (so Anacharsis, Sokrates, Κrates, Diogenes): τὸν ἅπαντα βίoν ἐν τῷ τῆς φιλοσοφίας ἠθικωτέρῳ διατρίψαντες μέρει σφόδρα ἔλαμψαν καὶ γεγόνασι περιφανεῖς (adv. οpp. vit. mon. 3, 11 = Μ. l, 367).

Dem widerspricht nicht des christlichen Pädagogen Warnung an die Eltern, von frühester Zeit an die Kinder mit den heidnischen Mythen bekannt zu machen oder gar ihr Ohr daran zu gewöhnen, besonders aber sie in die dramatischen Aufführungen des auch nach Profanschriftstellern längst entsittlichten Theaters zu führen.(127) Seine eigene Praxis bezeugt ja, daß der Redner trotz der geäußerten Bedenken gegen die Mythologie des Hellenismus sich nicht abhalten ließ, solche Produkte dichterischer Phantasie, Reminiszenzen aus dem alten Epos und Drama zu verwenden zu Vergleichen und anderen homiletischen Zwecken und dieselben auch seinen Zuhörern zur Lehr und Wehr mitzuteilen, ja ganz instinktiv ihre Kenntnis z. B. in dem großen mythologischen Kapitel der 5. Titushomilie(128) bei den Christen allen und selbst als Bestandteil der klassisch-christlichen Frauenbildung vorauszusetzen. Ein kleines, aber wertvolles κειμήλιον zur Geschichte der altchristlichen Frauenbildung enthält die in mehr als einer Beziehung hellenisierende Consolatio ad vid. iun. 6 (l, 607), vgl. hom. in Matth. 8, 4 (7, 87): ein Kompliment an die edle Gattin des frühverstorbenen Therasios wegen ihrer Vertrautheit mit Literatur und Geschichte über Paradeigmata von falscher δόξα τοῦ πλούτου• καὶ τούτους οὐ παρ' ἐμοῦ δεήσῃ μαθεῖν, ἀλλ'ἀκριβέστερον ἡμῶν oἶδας τὸν Ἐπαμεινώνδαν, τὸν Σωκράτη κτλ.(129)

Und wie staunen wir erst, dem ernsten Prediger und unerschöpflichen Lobredner und Interpreten der Offenbarungsschriften einmal das Wort entschlüpfen zu hören, das auf die mit Inhalt und Form der Bibel vielfach wenig befreundeten(130) Hellenisten wie ein Zauber wirken mußte: Τόσοι πολλάκις καὶ μῦθοι ἀπὸ τούτων (θλίψεις καὶ ταλαιπωρίαι der alten Herrscher) ἐπλάσθησαν, πᾶσαι σχεδὸν αἱ ἐπὶ τῆς σκηνῆς τραγωδίαι ἀπὸ τῶν βασιλέων ὑφαίνονται καὶ οἱ μῦθοι. Τὰ γὰρ πλείονα τῶν ἐν τοῖς μύθοις ἀπὸ τῶν γενομένων πέπλασται• οὕτω γὰρ ἔχει καὶ ἡδονήν• οἷον τὰ Θυέστεια δεῖπνα καὶ ὡς πᾶσα ἐκείνη ἡ οἰκία διὰ συμφορῶν κατέστρεψεν (hom. Phil. 15, 5 = Μ. 11, 296).(131)

Der ganzen Geistesrichtung unseres Autors, nicht am wenigsten den Prinzipien der antiochenischen Exegetenschule entspricht dieses Verfahren, und ein Einblick in seine Beweisführung bestätigt oft genug die Methode der historisch-grammatischen Richtung, die Argumente für eine ethische oder dogmatische Wahrheit meist nicht nur aus der heiligen Schrift und der vom Glauben erleuchteten Vernunft zu schöpfen, sondern auch aus der Geschichte, der Religion und Kultur jenes Volkes, dessen Literatur eine unerschöpfliche Quelle der Wahrheit und Lebensweisheit trotz aller Verirrungen auch ihm gewesen und geblieben ist. Anerkannter Meister der historischen Beweise für die Wahrheit des Christentums, stellt Chrys. sehr häufig die geschichtlichen Argumente den andren voran(132), z. B. hom. Phil. 15, 6 (M. 11, 296) Ἀλλὰ ταῦτα μὲν ἀπὸ τῶν παρὰ τῶν ἔξωθεν συντεθέντων (Beispiele aus Geschichte, Epos und Drama des Hellenismus)• εἰ δὲ βούλεσθε, καὶ ἀπὸ τῶν Γραφῶν ἐροῦμεν; ja er läßt den profangeschichtlichen manchmal den Vorrang bei Belehrung der den biblischen Argumenten nicht zugänglichen Hellenen bezw. Juden. Daß es nicht bloße Phrase des Rhetors ist, wenn er auf jedem Blatt auch der Profangeschichte Beweise zu ethisch-didaktischen Redezwecken zu finden und zu verwerten bereit ist, geht aus seiner Erklärung hervor: Τὰς ἱστορίας ἐκλέγω πάσας, ἐν αἷς πειρασμοὶ καὶ βασιλέων ὀργαὶ καὶ ἐπιβουλαί, ἵνα μηδὲν φοβώμεθα ἀλλ'ἤ τὸ προσκροῦσαι Θεῷ (h. ad pop. Antioch. 6, 6 = M. 2, 89).(133) Einmal empfiehlt er sogar seinen Zuhörern das Studium der Dichtungen, der philosophischen, historischen und rhetorischen Werke der Griechen als solche Fundgrube der Lebensphilosophie und als Verstärkung der biblisch-homiletischen Worte: Ἀνάγνωθι, εἰ βούλει, καὶ τὰ παρ’ἡμῖν καὶ τά. ἔξωθεν• καὶ γὰρ ἐκεῖνα γέμει τοῦτων τῶν παραδειγμάτων, εἰ τῶν ἡμετέρων καταφρονεῖς ἐξ ἀπονίας• εἰ τὰ τῶν φιλοσόφων θαυμάζεις, κἄν τούτοις πρόσιθι• ἐκεῖνοί σε διδάξουσι συμφορὰς παλαιὰς διηγούμενοι, καὶ ποιηταὶ καὶ ρήτορες καὶ σοφισταὶ καὶ λογογράφοι πάντες. Πάντοθεν εὑρίσκεις, εἰ βούλει, τὰ ὑποδείγματα (h. ΙΙ Thess. l, 2 = Μ. 11, 472). Wer vermöchte wohl bei solchen Grundsätzen, die selbst die edelsten Geister des späteren Griechentums vertreten(134), einen Johannes Chrys. einen Feind des Hellenismus und all seiner Kulfrurschätze zu nennen, wenn dieser selbst mit den trüben Lichtern einer fernen, fremden Sagenwelt erhabene Wahrheiten des Evangeliums zu beleuchten wagt und weiß?

Jeden Zweifel endlich muß die Opposition gegen Julians Dekret über die christlichen Schulen zerstreuen. Ist die Polemik des antiochenischen Presbyters auch nicht so stürmisch und leidenschaftlich wie bei einem Gregor v. Nazianz, so beleuchtet sie doch nachdrücklichst die Konsequenzen dieses indirekten, hinterlistigen Vernichtungskriegs gegen die „Galiläer" (hom. in luvent. et Max. [Märtyrer unter Julian] l = M. 2, 573): Ἐδεδοίκει φανερῶς τὸν πρὸς ἡμᾶς κινῆσαι πόλεμον• μὴ τρόπαια, φησίν, ἀλλεπάλληλα στῆσαι καὶ νίκας ἐργάσασθαι,, συνεχῶς καὶ στεφάνους ἀναδήσασθαι, παρασκευάσωμεν. Kaὶ τί ποιεῖ; Σκοπεῖτε τὴν κακουργίαν. Ἰατροὺς καὶ στρατιώτας καὶ σοφιστὰς καὶ ρήτορας ἅπαντας ἀφίστασθαι τῶν ἐπιτηδευμάτων ἤ τὴν πίστιν ἐξόμνυσθαι ἐκέλευσεν• οὕτω πρὸς ἡμᾶς τὸν πόλεμον ἀκροβολιζόμενος,ἵνα, ἂν μὲν εἴξωσι) καταγέλαστος ἡ ἧττα γένηται, ὅτι χρημάτων τὴν εὐσέβειαν οὐ προετίμησαν• ἂν δὲ στῶσι γενναίως καὶ περιγένωνται, μὴ πάνυ λαμπρὰ ἡ νίκη μηδὲ περιφανὲς τὸ τρόπαιον γένηται• οὐδὲν γὰρ μέγα τέχνης καὶ ἐπιτηδεύματος ὑπὲρ εὐσεβείας καταφρονῆσαι. Am diesen und anderen unverächtlichen patristischen Beiträgen zur Geschichte und Charakteristik Julians ist selbst Auer, Julian im Kampf mit den Kirchenvätern seiner Zeit 1855, ganz vorübergegangen.(135)

Und wie durch jene in der Entwicklungsgeschichte der klassischchristlichen Erziehung hochberühmte patristische Fehde, so reiht sie unser Kirchenlehrer den Vorkämpfern um ein Palladium der christliche Gesellschaft weiterhin an durch die Verwendung der origenistischen Allegorie von dem Raub der Ägypterschätze durch die Israeliten (Exod. 12, 35 vgl. 11, 2), die das ganze Mittelalter hindurch zur Rechtfertigung der heidnischen Literatur in Christenhänden gedient hat.(136) In einem seiner Erstlingswerke, περί ἱερωσύνης (l, 9 = M. l, 632), verwendet Chrys. das Bild zu seiner eigenen Verteidigung in etwas anderem Sinne. Öfters spricht er von des gefeierten alttestamentlichen Patriarchen Bildung in der ägyptischen Wissenschaft: cum presb. ordinat. 3 (l, 697), in ps. 11, l (5, 144), in genes. 2, 3 (4, 29), cum presb. Goth 2 (12, 503), und besonders in Dan. l, 3 (6, 195 sq.), wo Moses um Daniel wegen Aneignung der fremden ägyptischen und babylonischen Bildung und Sprache gelobt und wie von Paulus (Hebr. 11, 25), den Christen als Muster vorgehalten werden, da die heidnische Bildung ihrem religiös-sittlichem Leben keinen Schaden zufügen konnte. Wie von den alttestamentlichen Heiligen rühmt der Prediger in einem anderen Panegyrikus auf den Märtyrer Lukian von Antiochien, daß er τῆς ἔξωθεν παιδεύσεως μετέσχεν, aber vor dem heidnischen Richter statt seiner Rhetorik seinen Glauben, statt der Redegewalt die gottliebende Seele gezeigt habe (hom. in S. Luc. M. 3 = M. 2, 524). Wie in den mehrfach variierenden Anklängen an jenes kühne Bild, das eine wirkliche Geschichte hat(137), so zeigt sich der Homilet von der altpatristischen Idee beherrscht, die in der Literatur und Kultur des Hellenismus Spuren des Offenbarungsglaubens, des Monotheismus und der Jenseitshoffnung, Analogien christlicher Gedanken und Gebräuche aufsucht und bei diesem Suchen und Finden schließlich ebenfalls den ägyptischen, d. h. mosaisch-jüdischen Ursprung griechischer Weisheit statuiert.(138) Letztere findet denn auch an einer dunklen, textkritisch unsicheren Stelle ihren Ausdruck: Εἰ γὰρ καὶ μετὰ ἀληθείας, ὡς ἔχει ταῦτα εἰπεῖν οὐκ ἐδυνήθησαν Ἕλληνες ἀπὸ λογισμῶν κινηθέντες καὶ παρασκευασμάτων τῶν παρ’ἡμῖν, ἀλλ' ὅμως εἰκόνα τινὰ κρίσεως ἔλαβον• καὶ ποιητὰς καὶ φιλοσόφους καὶ λογοποιοὺς καὶ πάντας εὑρήσεις ὑπὲρ τούτων φιλοσοφοῦντας τῶν δογμάτων (adv. opp. v. mon. 2, 10 = Μ. 1, 347).

Die Beobachtungen, verstärkt durch die Ergebnisse, zu denen längst ersehnte formalrhetorische Untersuchungen des gesamten Schrifttums des größten altchristlichen Redners gelangen müßten, und bestätigt durch die folgende Darstellung der materiell-literarischen Anspielungen und Entlehnungen, — diese Beobachtungen mögen offenkundig das Band altkirchlicher Tradition zwischen dem großen Antiochener und dem noch größeren Alexandriner wieder knüpfen, dessen Verehrung und geistige, Jahrhunderte überdauernde Freundschaft bereits einem Chrys. die Verfolgung einer unduldsamen orthodoxen Partei eintrug.(139) Die veränderten Zeitverhältnisse und Geistesrichtungen haben auch in seinem späteren Verehrer das Vermächtnis des Origenes(140) nicht auszutilgen vermocht; der Jünger des Libanios hat ebenfalls wie von einem älteren zeitgenössischen Rhetorenschüler gesagt ward, „die weltliche Wissenschaft gleichsam als Weihgeschenk zur Kirche Gottes gebracht, den ägyptischen Reichtum(141), den er in seiner Jugend erworben, Gott dargebracht und mit solchem Reichtum das wahre Zelt der Kirche geschmückt". Trotz des Schwindens jener Weitherzigkeit in der Vereinigung der heiligen und der profanen Wissenschaft hat der biblische Homilet die schönen Worte des einzigartigen Lehrmeisters der Bibelwissenschaft durch die Tat noch mehr als in der Rede sich zu eigen gemacht: Unde et nos, si forte aliquando invenimus aliquid sapienter a gentilibus dictum, non contiuuo cum auctoris nomine spernere debemus et dicta, nee pro eo, quod legem a Deo datam tenemus, convenit nos tumere superbia et spernere verba prudentum, sed sicut apostolus dicit: omnia probantes, quod bonum est tenentes (I Thess. 5, 2l).(142)





Notizen

87. Das Interesse des Historikers, des Nationalökonomen und Theologen an dieser Übergangsepoche zeigt sich in einer Menge von Monographien u. Abhandlungen, s. Schultze, Gesch. d. Untergangs d. griech.-röm. Heidentums I (1887) S. V f. Vgl. besonders dessen II. Band Jena 1892; Puech, S. Jean Chrys. et les moeurs de son temps 1891 (Un reformateur de la société chrét, au IVe s. — ouvrage couronné par l'Acad. d. sciences mor. et polit.; dem Werke wäre die Beachtung des in vielem exakteren älteren Schriftchens v. P. E. Müller, De genio, moribus et luxu aevi Theodos. I—II 1797/98 sehr zu statten gekommen); Birt, De moribus christianis qui Stilichonis aetate in aula imper. occid. val. 1885 u. a.

88. Gegen manche schiefe Ergebnisse des modernen Lösungsversuchs von E. Hatch. The influence of Greek ideas and usages upon the Christian church 1891, deutsch: Griechentum u. Christentum v. Preuschen 1892, s. Anrich, D. antike Mysterienwesen in s. Einfluß auf d. Christent. 1894 S. 235 f.; H. Koch, Ps.-Dionysius Areop. in s. Beziehgen z. Neuplat. u. Mysterienwesen 1900 S. 93 ff., besonders auch Schultze, Wochenschr. f. Klass. Philol. 1893 Sp. 731 f. Gegen Auswüchse älterer Vertreter des nicht neuen Problems, z. B. von Havet, s. Heinrici, Anhang z. Kommentar z. II. Korintherbrief 1900 S. 439 f. Eine mehrfach zu hohe Schätzung dieses Buches konstatiert auch Überweg-Heinze, Grundriß d. Gesch. d. Philos. II8 S. 8.

89. Noch Puech rät, sowohl in s. sittengeschichtl. Werke a. a. O. S. 121 ff. als in s. neuesten kritischen Hagiographie S. Jean Chrys. („Les Saints" Paris Lecoffre) 1900 p. 84, keine Belehrung über beider Verhältnis bei Chrys. zu suchen,

90. Was Hieronymus von den Syrern einmal sagt: Familiare est Syris, uti parabolis et similitudinibus, gilt κατ’ ἐξοχήν von der „edelsten Blüte der syrohellenischen Zivilisation" (Puech a. a. Ο. p. 7; die Belegstelle: com. in Matth. 3,20 (!) ist unauffindbar).

91. History of the decline and fall of Roman empire 1782—88, deutsch VIII (1792) S. 44.

92. Sokrates hist. eccl. 6, 3; Sozomenos h. e. 8, 2; vgl. dazu das höchst wahrscheinlich auf Libanios zu beziehende Selbstzeugnis in des Chrys. Werken: de sacerd. 1, 1 u. 4 (Chrys. opp. l, 633 sq.) u. ad vid. iun. 2 (l, 601); vgl. Sievers, Leben des Lib. 1868. '

93. Ed. Zeller, Philosophie d. Griechen 3. A. 1892 kennt diesen Namen nicht.

94. S. Kihn, Bedeutg. d. antioch. Exegetenschule (1866), Förster, Chrys. in s. Verh. z. ant. Exegentenschule 1869 u. neuestens Harnack, Diodor v. Tarsus, Texte u. Unters. N. F. VI, 4 (1901).

95. Rauschen, D. griech.-röm. Schulwesen z. Zeit d. ausgehd. Heidentums, Progr. Bonn 1900, separat vermehrt 1902; vgl. dazu Allard, Le clergé" chrétien au milieu du IVe s., Rev. d. quest. hist. n. s. 13, 5 ff.

96. Liban. opp. ed. Reiske III p. 438, s. Sievers, Leben des Lib. S. 95; nach Lib. ep. 828: Homer, Demosthenes, Plato, nach or. 1, 34: oἱ σοφισταὶ καὶ οἱ ἀμφὶ τοὺς ποιητάς.

97. Zur Konversion seines besten Schülers Johannes u. mit ihm noch anderer s. Sievers a. a. O. S. 150 u. 290; Güldenpenning, Gesch. d. oström. Kaiserreichs 1885 S. 86; Christ, Griech. Litgesch. 3. A. S. 804.

98. Nach Bardenhewer, Patrol. S. 244, trägt dieser Briefwechsel unverkennbare Spuren der Unechtheit an sich; vgl. Sievers a a. O. S. 294 ff. gegen Pauly, Realencykl. IV Sp. 1010. Z. Frage der Echtheit u. der Chronologie d. Basiliusbriefe s. d. Kontroverse von Ernst (Z. f. Kirchgesch. 16 (1895) 626 ff.) u. Loofs, Eusthatios v. Sebaste 1898.

99. Was einige spätere Byzantiner außer dieser antiochenischen Schulung von des Chrys. Studienaufenthalt in Athen wissen wollen, beruht sicherlich auf Imitation des kappadokischen Freundespaares Basil. - Gregor oder fälschlicher Identifizierung des de sacerd. 1, l (l, 623) genannten Studienfreundes Basileios mit dem großen Kappadokierbischof; über letzteres Problem s. Puech a. a. O. p. 7, Tillemont, Mémoires XI p. 13, Preuschen, Realencykl. f. prot. Theol. III3 S. 102; eine überraschendere Lösung s. bei Jacoby,' Prakt. Theologie in d. a. K., Theol. Stud. u. Krit. 63 (1890) S. 307 ff.

100. So Klemens v.. Alex, von Christ, Philol. Studien zu Clem. Al., Abh. d. bayr. Akad. 21, 3 (1900); gegen deren prinzipielle u. sachliche Mängel s. Draeseke, Wochschr. f. kl. Philol. 1900 Nr. 33 u. 34, u. Lietzmann, Deutsche Lit.-Ztg. 1900 Nr. 49 Sp. 3176, neuestens Wagner, Wert u. Bedeutg. d. griech. Bildung im Urteil des d., Z. f. wiss. Theol. 45 (1902) S. 2 ff.; Origenes von Brinkman, Gregors Thaum. Panegyr. auf Orig., Rh. Mus. N. F. 56 (1901) S. 55 ff.; Basileios von Doergens, D. hl. Basilius u. d. klass. Studien 1857, u. dazu die zahlreichen Ausgaben u. Abhandlungen über dessen Traktat πρὸς τοὺς νέους ὅπως ἂν ἐξ ἑλληνικῶν ὠφελοῖντο λόγων (Ρ. G. 31, 563—590) von des alten Scurz, Basilii or. ad adol. Gera 1791, bis z. neuesten Edition von Back Münster 1900; Eickhoff, 2 Schriften des Basil. u. August. als gesch. Dokumente d. Vereinigg. v. kl. Bildg. u. Christt., Prg. Schleswig 1897, ignoriert alles über die alte Frage bisher Erschienene u. würdigt auch die Dokumente ungenügend.

101. Selbst Daniels S. J. einst sehr aktuelles Buch Les études dass, de la société chrét. 1853, deutsch v. Gaisser 1865 (gegen Gaume, D. Heident. i. d. Erziehg., dtsch. 1851), hat kein Wort f. d. Sohn d. strengchristl. edlen Anthusa (deren Lob durch Libanios s. ad vid. iun. 2 (1, 601)) u. den Schüler eines ebenso festgläubg. Heiden; desgleichen Kickh, Ansichten d. K.schriftsteller über d. griech.-röm. Heident. u. klass. Stud., Progr. Wien 1863; Kleutgen, Über d. alten u. neuen Schulen, Kl. W. IΙI3 1869; Krabinger, D. klass. Studien u. ihre Gegner 1855; Charpentier, Studien über d. Kirchenväter, dtsch. 1855; Stelzer, Quemodmodum nos, cum christiani simus, in Gr. et Lat. script. legendis ... affectos esse Progr. Sigmaringen 1860; Guggenheim, Stellung d. liberalen Künste (!) im Altert., Pgr. Zürich 1893; Meier, G. (O. S. B), D. 7 freien Künste im MA., Progr. Einsiedeln 1885/86 (nach Norden, Antike Kunstprosa S. 662, die beste Arbeit); Delaporte, Les classiques paiens et chrétiens 1894; die 2 Curiosa: Disselhoff, D. klass. Poesie u. d. göttl. Offbg., Beitr. z. Litgesch. 1898, Podivinsky, D. alten Klassiker u. d. Bibel in Zitaten 1901 (s. Wochschr. f. kl. Ph. 1902 Sp. 1124); unzugänglich Stephinsky, D. heidn. Klassiker als Bildgsmittel f. d. christl. Jugend, Progr. Trier 1866 (Pohle, Kirchlex. IIΙ2 1884 S. 431 s. v. Klassiker); Arsenius Mentschikow, De eruditione et re litt. Graecorum aet. Byz., Moskau 1849. Leider hat auch d. neueste treffl. Skizze Wendlands, Hellenism. u. Christent. (N. Jahrb. f. d. kl. Altrt. 5 (1092) S. 1—18) keinen Platz für den, einen Markstein d. Entwicklg, bezeichnenden Namen des Joh. Chrys.

102. Mélanges historiques et littér. III (1827) p. 293 ss.: Tableau d’ éloquence chrét., auch deutsch v. Köster 1856 S. 131 f.

103. S. Jean Chrys. et les moeurs de s. temps 1891, wo einmal der schon durch seine, französischen Essays eigene, rhetorische Generalisierung gekennzeichnete Satz steht (p. 125): Chrys. beklage es stets, daß die klass. Erziehung der kirchlichen entgegen sei; bei dem beredtesten K. vater sei kein Wort zu Gunsten der Literatur, kein Satz der Anerkennung ihres zivilisatorischen Einflusses zu finden. Diese exorbitante Behauptung gründet er auf Eph. hom. 21 (gemeint soll nach dieser immer so beliebten Zitationsmanier 21. hom. in Pauli ep. ad Ephess. c. l, Migne, Chrys. opp. 11, 150, sein) u. eine in Wirklichkeit das Gegenteil besagende Paraphrase dieser Stelle der Eph. Hom., od. mehr geistreich als zutreffend p. 121: Chr. habe nicht mehr die Konkupiszenz des Geistes gefühlt, den berühmten Traum des Hieronymus zu träumen (gemeint ist wohl der bei Kickh a. a. O. S. 38 trefflich besprochene Traum: Ciceronianus es etc.), vgl. denselben Autor in S. Jean Chrys. 1900 p. 84.

104. Treffliche Kritik der Quellen u. älterer Literatur bei Tillemont, Mém. XI, p. 3. 563 ff. 586 f., in dessen Lob selbst Gibbon a a. O. VIII p. 40 einstimmt.

105. S. Chrysostom, his life and times 1872 p. 447, weiß in seinem Kapitel Classical Allusions als einzige literarische Trümmer der Antike bei Chrys. neben zwei Zitaten nur eine fragwürdige Anspielung auf ein homerisches Gleichnis und eine platonische Reminiszenz zu verzeichnen. Noch weniger wissen die zwei größten deutschen Biographien von Neander (D. hl. Joh. Chrys. u. die Kirche I3, 1848, S. 17) u. Böhringer (Joh. Chrys. u. Olympias 2. A. 1876 S. 4) darüber anzugeben.

106. Deutsch von Wenk VIII 1792 c. 32 (Arkadius) S. 40—58 über Chrys., in dessen zahlreichen Predigten er nach eignem Geständnis (S. 43 A. 42) beinahe ein Fremdling sei, der neben anderen bewunderungswürdigen Vorzügen die Fähigkeit besessen, „die Vorteile, die er der Redekunst u. Philosophie verdankte, klüglich zu verbergen" (S. 44). Trotz der Anerkennung seines Hauptgewährsmanns Erasmus wegen seines gemäßigten Urteils über Leben u. Schriften des Chrys. (Ep. 1050 t. III p. 1331 sqq. ed. Lugd.) wirft er diesem „Irreleitung durch übertriebene Liebe des Altertums" vor (S. 43 A. 42).

107. Antike Kunstprosa, besonders S. 569 ff. In seiner früheren Arbeit, Beiträge z. Gesch. d. griech. Philos. (Fl. Jahrb. f. cl. Phil. Suppl. 19, 1893, 367—462) läßt sich N. leider einmal durch Puechs inkorrekte Darstellung, die er. ungeprüft hinnimmt, gegen Chrys. stark beeinflussen.

108. a. a. O. S. 657.

109. Villemains (Mélanges III p. 391) Wort sehe ich nachträglich von Norden, a. a. O. S. 570 acceptiert u. von Rothe, Geschichte d. Predigt 1881 S. 90, bestätigt durch den Hinweis auf einige nicht näher dargelegte Symptome der Phantasiefülle u. des Maßhaltens, in welchen man die griechische Natur in ihrer Veredelung durch den christl. Geist, den mit orientalischen Geisteselementen durchsetzten Hellenen erkenne.

110. Vgl. hierüber die feinsinnigen Ausführungen in Ed. Nordens A. Kunstprosa S. 654 ff. — Apologet.-pädagogische Tendenzen, wie etwa gegen die neueste, schon durch ihren Titel gerichtete Versündigung an den histor. Grundlagen von Humanismus u. Christentum in R. Förster (O. S. B. Congreg. Beuron.), Schulklassische Verirrungen 1900, liegen unserer Untersuchung fern.

111. Über das Fortleben der Chrys.schriften in den meisten alten u. neuen Kultursprachen vgl. die unvollständigen, z. T. sich ergänzenden Angaben der Chrys. bibliographien in Bardenhewer, Patrol. 2. A. S. 303 (1. A 328 ff.); Preuschen, R.-E. f. prot. Th. III 3 S. 101 ff.; Fabricius, Bibl. Gr. VIII p. 460; Tillemout, Μémoires XI p. 404 s., Hoffmann, Lex. bibliogr. II p. 563 sqq. Über slav. Übersetzungen von im Griech. verlor. Schriften neuestens Abicht u. Schmidt, Archiv f. slav. Philol. 18 (1896).

112. S. Norden, A. K. S. 471 ff. u. seine Polemik gegen Heinrici; dessen Replik im Anhang z. s. Kommentar zu 2. Kor. 1900: Zum Hellenismus des Paulus S. 436 ff. 441 ff.; vgl. Hicks, St. Paul and Hellenism (Studia bibl. et ecclesiastica Oxford. IV. 1896).

113. Norden, A. K. S. 460; vgl. S. 674 ff.

114. S. Strom, l, 14 (vgl. Paedag. 2, 50), dazu Maaß, Aratea (Philol. Unters. H. v. Kießling u. Wilamowitz XII. 1892) S. 255 f.; Zahn, Einleitung in d. N. T. I (1897) S. 50; Norden, A. K. S. 498, wo nirgends die Behandlung der „hellen. Zitate" Pauli durch Chrys. erwähnt wird.

115. ep. 70 (1 426 Vall.); comm. in Gal. 4 (7, 471); Eph. 5 (7, 647); Tit. l (7, 567); weitere Belege bei Zahn a. a. O. I S. 50 A. 19. Zu d. Traum über die Klassikerlektüre (Ciceronianus es) s. neuestens Grützmacher, Hieronymus, I. (Stud. z. Gesch. d. Theol. u; Kirche VI, 3) 1901 S. 153 f.

116. de civ. Dei 8, l ff.; s. Kleutgen, Theol. d. Vorzeit IV2 1867 S. 161 ff.

117. Als besonders bezeichnende Parallele zu Chrys. h. Act. Ap. 4, 4 (9, 48); h. Tit. 3, l (11, 677); h. inscr. alt. 3 (3, 73) führe ich Hieronymus ep. 70, 2 ad Magn. orat. (P. L. 22, 665) an: Sed et Paulus Ap. Epimenidis poëtae abusus versiculo est (Tit. l, 12) ... In alia quoque Epistula Menandri ponit senarium (I Cor. 15, 32) ... Et apud Athenienses ... Aratum testem vocat (Act. 17, 28) ... Ac ne parum hoc esset, ductor christiani exercitus et orator invictus pro Christo causam agens etiam inscriptionem fortuitam arte torquet in argumentum fidei.

118. Z. B. Isidor Pelus. ep. 6, 8 (P. G. 78, 1348); Anianus, Übersetzer der homil. de laud. Pauli (Chrys. opp. M. 2, 471), s. Bardenhewer, Patr. 1. A. S. 315.

119. A. K. S. 498: „Wer P. liebt u. bewundert, würde ihn der sich lieber wie etwa einen Clemens Al. denken, geschmückt mit den Floskeln platonischer Diktion u. gewappnet mit dem Rüstzeug hellenischer Sophisten . . . ?" Vgl. damit desselben Autors Verwunderung über das Echthellenische seiner Kunstprosa u. Rhetorik S. 502 ff. Gegen Nordens Widersprüche s. jetzt Heinrici a. a. O. S. 441 ff.; 449: Flüchtigkeit, mit der N. mit den paulinischen Problemen sich abfinde.

120. a. a. O. S. 475, 1: ,,die, wenn einmal ein wissenschaftl. Buch über die Beziehungen d. Christentums z. griech. Philosophie geschrieben wird, als frühester kathol. Kompromißversuch zwischen Christent u. reinhellenischer Stoa, wie der Prolog des Joh.-Evgl. zwischen Christent. u. jüd.-hellen. Stoa, zu gelten hat". — Vgl. gegen Mommsens Kritik der Apg: Weber, Katholik 1901 S. l ff.

121. Sitzber. d. Berl. Akad. 1893 S. 925 ff., wo ich unter den vielleicht zu sehr gepreßten Spuren hellenischer Bildung Pauli gerade die Besprechung der wichtigsten, d. Klassikerzitate, vermisse; auch hat C. nicht, wie Maaß (Orpheus 1895 S. 8) behauptet, den Theologen d. Verständnis der Rede erst erschlossen, vielmehr mit seiner archäol.-topogr. Hypothese einen Fehlgriff getan (s. Norden A. K. 475, A. l; Zahn, Einltg. II 1899 S. 437).

122. A. K. S. 498 A. 10. Sollte dieser lapsus philologi in theologicis nur ein lapsus calami philologici sein? Über das Menanderzitat I Cor. 15, 33 (vgl. Chrys. h. I Cor. 40, 3 = M. 10, 351) s. Zahn, a. a. O. I S. 50, der mit Unrecht (s. Norden, A. K. 498, 3) den sprichwörtl. Charakter leugnet; Maaß, Aratea 256, 13; W. Nestle, Euripides, d. Dichter d. Aufklärg. 1901, S. 476, A. 20.

123. Vgl. dazu die Erzählg. d. Chrys. v. einer Disputation zwischen einem Christen u. einem Hellenen über Paulus u. Plato u. beider profane Bildung h. I Cor. 3, 4 (10, 27 sq.) u. zur Geschichte d. zwei Stiltheorien Norden, A. K. S. 513 ff.

124. Das Argument für die Göttlichkeit des Christentums aus d. Erfolg der Predigt der ἀγράμματοι kehrt oft in s. Homilien wieder, z. B. h. I Cor. 3, 5 (M. 10, 288 sqq.).

125. οἱ ἔξωθεν, τὰ τῶν ἔξωθεν,ἡ ἔξ. παιδεία etc. wechselt häufig mit Ἕλληνες, Ἑλληνικοί etc. zur Bezeichnung des heidnischen Charakters der Lebenserscheinungen des Hellenismus; vgl. z.B. h. ΙΙ Thess. l, 2 (M. 11, 472): τὰ παρ’ἡμῖν καὶ τὰ ἔξωθεν; h. Tit. 3, 1 (11, 367) Ἑλληνικοί (Dichter); zu Ἑλληνισταί und dessen vielumstrittenem Bedeutgswechsel vgl. de sacerd. 4, 7 (l, 669) u. hom. in Act 14, l (9, 113), dazu Zahn a. a. Ο. I, 50 ff., Z. f Kgesch. 15 (1895) S.137; Politis, Ἕλληνες ἤ Ρωμιοί•1901 (s. Berl. phil. Wochschr. 1902 Sp. 181); neuestens Kukula, Festschr. f. Gomperz 1902 S. 359—63.

126. Norden, Beitr., z. Geschichte d. griech. Philosophie, Suppl. 19 Fleck. Jahrbb. f. cl. Philol. 1893 S. 389 A. 1. Puech, S. Jean Chrys. 1891 p. 131. In eben dieser an Aufschlüssen über d. heidnisch -christl. Schulwesen reichen Abhandlg, gegen d. Bestreiter des Mönchtums finden sich an d. gleichen Stelle noch manche treffliche pädagog. Aphorismen u. Antithesen, wie Πονηρία τὴν τοῦ λέγειν προσλαβοῦσα ἐμπειρίαν, πολλῷ χείρονα τῆς ἀμαθίας ἐργάζεται τὰ δεινά; Σωφροσύνην καὶ χωρὶς τῆς παιδεύσεως ταύτης κατορθῶσαν ἔτι, λόγων δὲ δύναμιν χωρὶς τρόπων χρηστῶν oὐδεὶς ἂν προσλάβοι ποτέ, παντὸς τοῦ χρόνου εἰς κακίαν . . .ἀναλισκομένου; vgl. h. Ι Cor. 20, l (10, 161),• de fato 5 (2, 768) u. a.

127. hom. de Anna 6 (4, 642); h. II Thess. 2, 4 (11, 478): παρακαλῶ, ἀπὸ τῆς τίθλης τὰ παιδία λαμβάνοντες μὴ μύθοις γραικοῖς αὐτὰ ἐθίζωμεν, ist m. E. nicht einmal notwendig auf heidnische Mythen zu deuten, mit Beziehung auf die vorhergehende Homilie (h. II Thess. l, 2 = M. 11, 470), wo gegen die der Jugend erzählten (wohl gemischt heidnisch-christlich) abergläubischen „Ammenmärchen" vom Antichrist polemisiert wird. Letztere ist auch die einzige von den vorhergehenden u. nachfolgenden Belegstellen, die von einigen Biographen beachtet, als genügende Selbstzeichnung des antihelleniechen Kirchenlehrers kühn ins Feld geführt worden. Indes ist dies überhaupt, wenn anders so verstanden, nur ein einzelner Punkt der hellen. Literatur, in dessen Abschätzung Chrys. mit vielen Altgriechen u. christl. Lobrednern d. Antike übereinstimmt. — Als Gegengewicht gegen die Gefahren des Weltlebens u. Profanstudiums, als Gegengift gegen die Bedenklichkeit der heidn. Mythen u. der mit erschütterndem Ernst u. Sarkasmus häufig geschilderten Theateraufführungen, deren massenhaftes Detail nur teilweise von von Puech, Neander u. a. verwertet ist (s. unten) empfiehlt Chrys. die hl. Schrift und deren Gestalten; interessant ist die Widerlegung des Einwürfs, das Bibellesen sei Sache der Mönche und mache zu Mönchen: Οὐκ ἔστιν ἀνάγκη, γενέσθαι αὐτὸν μονάζοντα. Τῖ δέδοικας πολλοῦ κέρδους ἀνάμεστον; Χριστιανὸν αὐτὸν ποίησον (hom. in Eph. 21, l = M. 11, 150).

128. Z. B. hom, in Tit. 5, 4 (11, 692—694) τάχα ἴστε τὸ διήγημα οἱ πολλοί p. 693. Nur der mattesten Anspielungen auf die Greuelsagen des griech. Epos und Dramas scheint es zu bedürfen, um bei der Erinnerung an die insinuierten Sagen die Zuhörer das Glück des Apostelwortes Tit. 2, 4 ff. fühlen zu lassen, aber auch ταῦτα λέγω ἀπὸ τῶν ἔξωθεν, ἵνα τοὺς Ἕλληνας πείσω πόσα κατεῖχε τὴν oἰκovμένην κακά ibid. p. 693; vgl. h. Eph. 12, 3 (11, 92); 19, 3 (11, 13); nicht aufgehoben durch h. Eph. 23, l (11, 164); h. Phil. 15, 6 (11, 296).

129. Vgl. dürftige Nachweise zu diesem Kapitel antiker Bildungsgeschichte bei Friedländer, Sittengesch. I2 S. 409.

130. Das Widerstreben gegen das Barbarische der Bibelsprache und biblischen Lektüre überhaupt wird oft bei den Kirchenvätern beklagt; häufig auch bei Chrysost: vgl. besonders h. Ioan. 2, 2 (8, 31); s. Seitz, Apologie des Christent. b. d. Griechen 1895 S. 115; Norden, A. K. S. 521 ff.

131. Hier ist also jede Spur jenes urchristlichen Abscheus gerade vor diesen, zur Verspottung des Heiligsten (Eucharistie und Agape) verwendeten, von den alten Apologeten zurückgewiesenen Mythen (Athenag. Legat. 31; Theophilos Autol. 3, 4; Tertull. Apol. 7. 9 u. a.) verschwunden.

132. Vgl. h. II Thess. l, 2 (11, 472); hom. Born.. 16, 5 (9, 554 sq.); h. I Cor. 7, 7 (10, 63 sq.); adv. opp. vit. mon. 2, 5 (l, 339 sq.) u. ö.

133. Mutet das uns nicht wie ein Vorbote der byzantinischen Florilegienliteratur an? Daß der biblischste aller Kirchenlehrer keine Sammlung biblischer Geschichten anzulegen brauchte, ist wohl klar.

134. Vgl. Strabo geogr. l, 23: οὐ ψυχαγωγίας χάριν δήπουθεν ψιλῆς, ἀλλὰ σωφρονισμοῦ; Plutarch de aud. .poet. 4; Dio Chrysost. or. I (l, 3 Dind.) und viel Frühere legen denselben sittlichen Maßstab selbst an die „Griechenbibel" an, s. Hatch, Griechentum S. 22. Gleichwohl stempelt Norden (Beiträge a. a. Ο. S. 397, 1) bei seinem schnellen Vorübergehen an einem einzigen Chrys.diktum ihn zum „erbittertsten Gegner des Heidentums im 4. Jahrhdt".

135. Vgl. zu der den Konsequenzen entsprechenden Formulierung des Dekrets Schiller, Gesch. d. röm. Kais. II (1887) S. 335. Mehr beachtete patrist. Parallelen sind: Aug. conf. 8, 3, civ. D. 18, 52; Gregor Naz. or. 4; Socr. h. e. 3, 12; Theodoret h. e. 3, 8 u. a.; s. luliani c. Christ. 1. ed. Neumann 206 A. 229 D. 230 A. 235 C; Hänel, Corp. Leg. p. 214. Selbst einsichtsvolle Heiden verwerfen die harte, ungesetzl. Maßregel: Ammian. Marc. 22, 10, 7; 25, 4, 20.

136. S. Norden, A. K. S. 676; andere ähnl. Allegorien, wie Davids Schwert, bei Hieron, ep. ad Magn. 70 (P. L. 22, 665) od. d. israelitischen Ägypterfrauen (Deut. 21) ebenda, u. dazu Willmann, Gesch. d. Idealism. II (1896) S. 145; Kleutgen, Theol. d. Vorzeit IV 1867 S. 161 f.

137. Skizze der historischen Verwendung der berühmten Allegorie bei Norden, A. K. S. 676 f.; dazu noch Willmann, a. a. 0. S. 145.

138. Vgl. hom. Ephes. 12, 3 (11, 92); h.Coloss. 2, 6 (11, 317); adv. opp. v. mon. 2, 10 (l, 347); h. II Cor. 26, 5 (10, 581 sq.); h. Rom. 2, 5 (9, 407); h. Phil. 15, 5 (11, 296); h. II Thess. l, 2 (11, 472); in anderem Sinne h. Rom. 3, 3 (9, 414) οὗτοι τοὺς ταῦτα ἐφευρόντας Αἰγυπτίους διδασκάλoυς ἔχουσι καὶ Πλάτων ἐγκαλλωπίζεται τούτοις (cfr. Herodot 2, 77 u•. 121); besonders aber wird obige dunkle Stelle erläutert durch hom. in Ιoan. 67, 3 (8, 370): εἰ δήποτε καὶ ὕστερον ἔλαβον (Wahrheiten von Gott bei den Hellenen) μετὰ τὸ συγγενέσθαι ἐν Αἰγύπτῳ τοῖς ἡμετέροις. Andere Parallelen bei Ebers, Ägypten und die Bücher. Mosis I, 86 ff.; Harnack, Altchrl. Lit. I, 876f.; Christ, Philol. St. a. a. O. S. 461 ff.

139. S. Kraus, Lehrb. d. Kirchengeschichte 4. A. 1896 S. 146 f.; Eberhard, Die Beteiligung des Epiphanius an d. orig. Streitigkeit, 1859.

140. Niedergelegt u. a. in der herrlichen Dankrede des Gregorios Thaumaturgos, neu ediert von Koetschau 1894; dazu Brinkmann, Rh. Mus. N. F. 56 (1901) 55—76; vgl. die Berufung auf die klass. Studien der früheren griech. Kirchenschriftsteller, Klemens, Origenes bei Aug. de doctr. Christ. 2, 40: non aspicimus, quanto auro et argento et veste suffarcinatus exierit de Aegypto Cyprianus . . . quanto innumerabiles Graeci?

141. Genau so drückt sich Chrys. de sac. l, 9 (l, 632) aus: τὸν τῶν Aἰγυπτίων πλοῦτον μετήνεγκε... s. Gregor v. Nyssa, vit. Μοs. I 360 B.

142. Origenes, hom. in exod. 11, 6 (9, 138 f. Lom.); vgl. dazu Norden, Antike Kunstprosa S. 676 und den kürzesten und schönsten Ausdruck des Verhältnisses von HellenAndere Parallelen bei Ebers, Ägypten und die Bücher. Mosis I, 86 ff.; Harnack, Altchrl. Lit. I, 876f.; Christ, Philol. St. a. a. O. S. 461 ff.

139. S. Kraus, Lehrb. d. Kirchengeschichte 4. A. 1896 S. 146 f.; Eberhard, Die Beteiligung des Epiphanius an d. orig. Streitigkeit, 1859.

140. Niedergelegt u. a. in der herrlichen Dankrede des Gregorios Thaumaturgos, neu ediert von Koetschau 1894; dazu Brinkmann, Rh. Mus. N. F. 56 (1901) 55—76; vgl. die Berufung auf die klass. Studien der früheren griech. Kirchenschriftsteller, Klemens, Origenes bei Aug. de doctr. Christ. 2, 40: non aspicimus, quanto auro et argento et veste suffarcinatus exierit de Aegypto Cyprianus . . . quanto innumerabiles Graeci?

141. Genau so drückt sich Chrys. de sac. l, 9 (l, 632) aus: τὸν τῶν Aἰγυπτίων πλοῦτον μετήνεγκε... s. Gregor v. Nyssa, vit. Μοs. I 360 B.

142. Origenes, hom in exod 11, 6 (9, 138 f. Lom.); vgl. dazu Norden, Antike Kunstprosa S. 676 und den kürzesten und schönsten Ausdruck des Verhältnisses von Hellenismus und Christentum in Origines c. Cels. 6, 13 (Die griech. christl. Schriftsteller h. v. d. Berliner Kirchenväter-Kommission II 1899 ed. Koetschau S 83)• Γυμνάσιον μέν φαμεν εἶναι τῆς ψυχῆς τὴν ἀνθρωπίνην σοφίαν, τέλος δὲ τὴν θείαν. — Wie ein anderes Paulinisches Wort über die weltliche Wissenschaft (I Cor. l, 27; 2, 1) wollen auch des Chrys. Worte verstanden werden, vgl. de incomprehens. l, 2 (l, 702).

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