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Anton Naegele

Johannes Chrysostomos und sein Verhältnis zum Hellenismus

Von, «Johannes Chrysostomus und sein Verhältnis zum Hellenism», Byzantinische Zeitschrift 13 (1904) 73-113.


I. Chrysostomos im Wandel der Jahrhunderte.

Zu den gefeiertsten Vertretern der frühbyzantinischen Literatur gehört nach allgemeinem Urteil der Schriftsteller, dem eine Tübinger Dissertation erstmals eingehendere Untersuchungen über seine Stellung zur antiken Kultur und Literatur gewidmet hat. Durch sein hervorragendes kirchlich-soziales Wirken in den beiden Hauptstädten des Ostreichs zu einem Markstein an bedeutungsvoller Zeitenwende errichtet, glänzt der Name des Johannes Chrysostomos in den Annalen der Weltund Kirchengeschichte.(1)

Um die Mitte des 4. Jahrhunderts geboren(2), genoß der Sohn einer vornehmen Patrizierfamilie Antiochiens eine sorgfältige Erziehung; ausgestattet mit den reichsten Geistesgaben wie mit ausgezeichneten Charaktereigenschaften, in der christlichen Schule seiner Vaterstadt wie im Hörsaal des Verteidigers des untergehenden Heidentums, Libanios, in der Kirche wie auf dem Forum gleich gebildet, zum Redner geboren, vereinigte der Sophistenzögling alle Vorzüge der Beredsamkeit in sich, die er bald ausschließlich in den Dienst der Interessen des Christentums stellte, und ward so durch Zusammenwirken aller günstigen Faktoren der Fürst unter den Rednern der griechischen Kirche.

Von jeher hat der durch seinen Charakter, seine weltgeschichtliche Wirksamkeit und Lebensschicksale große Antiochener, der wie kein anderer Kirchenvater in der Beredsamkeit den Angelpunkt seiner glänzenden Erhöhung und tragischen Erniedrigung hat, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und nicht am wenigsten als ein noch auf dem Sterbebett von seinem Meister mit Wehmut gerühmter Libaniosschüler hat er auch in der Altertumswissenschaft einen Platz verdient, freilich nicht immer erhalten. Seine Beziehungen zur Antike, an deren Grenzscheide er steht, sind kaum je untersucht worden oder haben, auf flüchtige oder einseitige Beobachtung gestützt, eine wenig stichhaltige Darstellung gefunden, trotzdem das Interesse an Person und Schriften des großen byzantinischen Metropoliten zu keiner Zeit ganz erloschen zu sein scheint. Der gelehrte Herausgeber der Gesamtwerke des Homileten, Montfaucon, hat ältere Zeugnisse über Leben und Schriften unseres Autors zusammengestellt.(3) Weniger um diese äußerst dürftige Sammlung zu ergänzen als vielmehr unsere patristische Studie vor dem Forum der griechischen Altertumswissenschaft historisch zu rechtfertigen und zugleich einen nur skizzierten Beitrag zu dem Fortleben des Chrys. und den alten noch viel zu wenig erforschten Beziehungen von Patristik einerseits, Scholastik und Humanismus und Philologie andererseits zu geben, sei auch hier ein kurzer Überblick über Johannes Chrys. im Wandel der Jahrhunderte vorausgeschickt, ein Problem, zu dessen Lösung von der Menge einander ablösender und abschreibender alter und neuer Biographien bisher kein Beitrag zu erwarten war. Es geht daraus hervor, daß unser Kirchenschriftsteller trotz seiner fast ausschließlich kirchlich-religiösen Tätigkeit durch alle Jahrhunderte die gelehrte, auch nicht theologische Forschung beschäftigt hat.

Als unverdächtigsten ersten Zeugen, dessen Lob schon Isidor Pelusiota alle andere aufwiegen läßt(4), trage ich kein Bedenken, den heidnischen Lehrer selbst anzuführen. In einem kaum anzufechtenden Briefe obt Libanios einen Johannes ob der Eleganz seiner Rede und hofft von dem glänzenden ersten Auftreten des Schülers, der freilich bald die Tribüne des Forums mit der Kanzel vertauschen sollte, einen Herold seines eigenen Rhetorenruhmes erhalten zu haben. Mag die Erzählung des Kirchenhistorikers Sozomenos (Hist. eccles. 8, 2; Migne• P.-G. 67, 1514) vielleicht zu jenen sattsam bekannten Sterbebettinterpellationen gehören oder nicht(5), so charakterisiert doch Lehrer und Schüler trefflich die Äußerung des sterbenden Libanios: . .. ἀγαθὸς τὸν βίoν, λέγειν τε καὶ πείθειν δεινὸς καὶ τοὺς κατ' αὐτῶν ὑπερβάλλων ρήτορας, ὡς καὶ Λιβάνιος ὁ Σύρος σοφιστὴς ἐμαρτύρησεν• ἡνίκα γὰρ ἔμελλε τελευτᾶν πυνθανομένων τῶν ἐπιτηδείων, τίς ἀντὶ αὐτοῦ ἔσται, λέγεται Ιωάννην εἰπεῖν, εἰ μὴ χριστιανοὶ τοῦτον ἐσύλησαν. Der älteste christliche Literarhistoriker Hieronymus(6) widmet dem neuaufgehenden Stern der orientalischen Kirche bereits ein kurzes Kapitel am Schluß seines Buches de viris illustribus, c. 129: lohannes, Antiochenae ecclesiae presbyter, Eusebii Emeseni Diodorique sectator, multa componere dicitur, de quibus περὶ ἱερωσύνης tantum legi. Dessen Kürze, vermutlich eine Inspiration feindseliger Zurückhaltung(7), ergänzen durch gerechtes Lob seine Fortsetzer, so Gennadius (de vir. ill. c. 30 ed. Richardson S. 72): Johannes, Constantinopolitanus episcopus, admirandae scientiae vir et vita ac sanctitate in omnibus imitandus, scripsit multa et valde necessaria omnibus ad divina properantibus praemia; e quibus sunt illa: de compunctione liber unus, neminem posse laedi nisi a se ipso; in laudem beati Pauli apostoli volumen egregium; de excessibus et offensione Eutropii praefecti praetorio et multa alia, ut diximus, quae a diligentibus possunt inveniri(8), wie auch ein neuestens publizierter handschriftlicher Nachtrag, der des Chrys. Schriften wie leuchtende Strahlen den Erdkreis durchwandern läßt.(9) Augustin beruft sich gegen die Pelagianer, unter denen jener seinen ersten lateinischen Übersetzer gefunden zu haben scheint, bereits auf die Autorität des morgenländischen Kirchenlehrers und zitiert einige Stellen aus seinen Homilen.(10) Cassian spricht nach einem Zitat aus seinen Homilien in begeisterten Worten von dem Bischof von Konstantinopel, dessen Heiligkeit ohne jede Verfolgung des Paganismus zum Verdienst des Martyriums gelangt sei, dessen Schriften das Gremium des geistigen Wachstums seiner und seiner Schüler Seelen seien.(11) So sehr beschäftigte sich schon früh der Occident mit seinen Schriften, daß Papst Cölestin I. ihn den Lehrer des ganzen Erdkreises nennen konnte, der überall, wo er gelesen werde, sein Predigtwort immer noch erhebe. Daß des römischen Bischofs Lob nicht auf selbständiger Kenntnis von griechischen Schriften des Chrys. beruht, macht sein eigenes, viel verhandeltes Selbstzeugnis im nestorianischen Streit (Mansi IV 1026) ziemlich sicher.(12) Cassiodor, der ausgezeichnete Vermittler antiker Bildung an die mittelalterlichen Generationen, gibt dem gelehrten Mutian den Auftrag zur Übersetzung der Hebräerhomilien, die der Bischof von Konstantinopel in attischer Sprache niedergeschrieben habe; die Übersetzung Mutians ist auch in Montf.s Ausgabe aufgenommen (Chrys. opp. 13; S. 237ff.). Wie ein vielfach unbeachtetes, auch heute noch unentbehrliches Programm von Fr. Cramer über die griechischen Studien im abendländischen Mittelalter (Stralsund I 1847) p. 21 darlegt, mit Berufung auf Mabillon, Annales ord. s. Bened. I 125, hat Cassiodor auch die Briefe des Chrys. hochgeschätzt und in seiner Sammlung griechischer Handschriften aufbewahrt.(13) Indes könnten die an dieser von Mabillon und Cramer nicht belegten Stelle genannten Epistulae des Chrys. auch mit dem von ihm homiletisch bearbeiteten paulinischen Hebräerbrief identifiziert werden. Der älteste lateinische Übersetzer der Lobreden auf den Apostel Paulus, Anianus(14), glaubt, in ihnen sei der Apostel von seinem größten Lobredner gleichsam aus dem Grabe auferweckt, und er fürchtet zu sehr, hinter der Schönheit des Originals zurückzubleiben. Ob dieser Anian identisch ist mit dem Diakon von Celeda, dem Gegner des Hieronymus und Verteidiger des Pelagianismus, ist nicht sicher, aber höchst wahrscheinlich.(15) Schmitz will auch die von ihm herausgegebene Umschreibung der zwei Bücher von der. Buße (Monumenta tachygraphica cod. Paris, lat. 2718 fasc. 2: S. Ioh. Chrys. de cordis cumpunct. 1.2 lat. versus cont.) dem Anianus zuschreiben. Ja Isidor v. Pelusion urteilt über die Römerhomilien, denen schon das Altertum die Palme zuerkannt hatte: „Ich meine, und niemand darf glauben, ich rede jemand zu gefallen, wenn der göttliche Paulus in attischer Sprache sich selbst hätte erklären wollen, so würde er nicht anders erklärt haben, als jener berühmte Meister es getan. So sehr zeichnet sich seine Erklärung aus durch den Inhalt wie durch die schöne Form und den treffenden Ausdruck(16), ein Urteil, das, seitdem oft wiederholt, vom Enthusiasmus des Schülers eingegeben, die streng philologische Kritik in etwas modifizieren müßte. Nach den mutigen Äußerungen über den in der Verbannung gestorbenen Märtyrer seiner Überzeugung und Amtspflicht aus dem Munde eines Synesios(17), Neilos(18), Markos Diakonos(19) ist vor allem auch der gelehrte Photios zu nennen, der sich eingehend mit Leben und Schriften seines Vorgängers auf dem Patriarchenstuhl der Hauptstadt beschäftigt und neben den eigenen feinsinnigen Kritiken die Enkomien früherer Autoren und Exzerpte aus seinen Homilien anführt.(20) Selbst byzantinische Kaiser sind, das begangene Unrecht ihres Vorgängers auf dem Kaiserthrone zu sühnen, unter die Lobredner des gefeierten Predigers gegangen, so Leo I., Konstantin Porphyrogennetos(21) u. a.

Die vielfach unerforschte Masse der Katenen und Florilegien(22) sowie die mannigfachen späteren, fast wertlosen byzantinischen Biographien und Panegyrici(23) auf den fast am meisten verehrten Heiligen der griechischen Kirche, dessen Fortleben in der griechischen Liturgie als des dritten ökumenischen großen Lehrers Nilles mit interessanten Erörterungen über die Entstehung des Kirchenlehrer-Kanons dargestellt hat(24), trifft auch Preuschens Schlußwort in seinem Artikel über Chrys. in der R.-E. f. prot. Th. 3 (1897) 111: „Die Erstarrung des griechischen Kirchenwesens hat freilich auch sein lebensvolles Wort nicht bannen können, aber er ist für sie ein Heiliger geworden mit Gloriole und studierter Miene, sein Geist aber ist gewichen. „ Mehr Interesse erwecken die mitunter verborgenen Spuren gelehrter oder rhetorisch-philologischer Beschäftigung der Byzantiner mit dem antiochenischen Homileten; deren Tradition hat wohl ihren Niederschlag in dem kurzen Suidasartikel gefunden, wo der Lexikograph nach einer kritischen Übersicht über seine Hauptwerke erklärt, niemand habe seit Weltbeginn solche Redefülle besessen wie Chrys., der allein jenen goldenen und göttlichen Namen mit Recht erlangt, dessen Rede gewaltiger niederrausche als die Wasserfälle des Nil.(25) Was die byzantinischen Historiker über Chrys. berichten, beruht meist auf kompilatorischer Verarbeitung des von Sokrates (Hist. eccl. 6, l ff.) und Sozomenos (H. e. 8, l ff.) gebotenen Stoffes. Nur dem Nikephoros (13, 2 ff. p. 344 ff.) glaubt Jeep in seinen Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern (Jahrb. f. Phil. Suppl. 14 (1885) S. 100) selbständige Kenntnis der Werke des Heiligen in seiner biographischen und literarhistorischen Skizze zuschreiben zu müssen. Der berühmte Polyhistor des 11. Jahrhunderts Psellos stellt stilistische Vergleiche zwischen Chrys. und den Meistern der antiken Beredsamkeit an und kommt in seinen Χαρακτῆρες der drei größten griechischen Kirchenväter des 4. Jahrhunderts zu dem Resultat: τούτων ἕκαστος αὐτάρκης οὕτῳ δὴ βούλει τῶν παρ’ Ἕλλησι σοφιστευσάντων παραβαλεῖν.(26) Sein gelehrter Zeitgenosse Mauropus, der in Draeseke seinen Biographen gefunden hat(27), desgleichen der letzte Polyhistor von-Byzanz, Theodor Metochites(28), und der bedeutendste Philologe der Paläologenzeit, Demetrios Triklinios(28a) u. a. verfassen Enkomien, Epigramme, epische Dichtungen auf den einen aus dem glänzendsten Dreigestirn des Orients.(29) In den Gedichten des Johannes Kyriotes, „der interessantesten Persönlichkeit der byzantinischen Literaturgeschichte des 10. Jahrhunderts", sehen wir neben heidnischen Dichtern, Philosophen und Rhetoren, wie z. B. Libanios, auch- dessen bedeutendsten christlichen Schüler gefeiert(30); und Johannes Eugenikos, der Imitator von Philostratos, dichtet Jamben εἰς εἰκόνα τοῦ μεγάλου Χρυσοστόμου.(31) Johannes von Damaskos stützt sich besonders• in seinem Kommentar zu den paulinischen Briefen auf unseren Homileten(32), ebenso Euthymios Zigabenos unter Alexios Komnenos in seiner Panoplia, der Rüstkammer der damaligen Orthodoxie.(33) Wie weit die späteren Byzantiner und Neugriechen, über das neue Abschreiben der alten Katenen dann und wann hinausgehend, auf die so reich fließenden Quellen zurückgriffen, darüber vermag Legrands Bibliographie hell. (1885 für das 15. u. 16. Jahrhundert und 1894—1896 für das 17. Jahrhundert) kaum Aufschluß zu geben. Keineswegs glänzend hebt sich aus dem Dunkel jahrhundertelanger Vernachlässigung die patristische Arbeit des Neugriechen Daniel Demetrios über die Ethik des Chrys. in ihrem Verhältnis zur hellenischen 1894, der in seinem reichen Verzeichnis benützter deutscher und französischer Literatur aus der eigenen nationalen nichts von Belang für die Chrysostomosforschung gekannt oder gefunden zu haben scheint.(34) Was die byzantinische Zeitschrift neuestens als ein erfreuliches Zeichen der Besserung meldete [8 (1899) 262], die Ankündigung einer Gesamtausgabe der Werke des Heiligen mit neugriechischer Übersetzung in 26 Bänden, scheint bislang die seit Jahren erwünschte, Bestätigung vergeblich zu erhalten. Dem Osten ward eben nicht der Aufschwung beschieden, der auf abendländischem Boden die griechische Patristik und unter ihren ersten Vertretern auch den Klassiker der christlichen Beredsamkeit zu neuem Leben erstehen ließ nach der dürren Kompilationsarbeit der byzantinischen Epoche und der fast ausnahmslosen patristischen Unkenntnis der mittelalterlichen Schultheologie.

Der mittelalterlichen Wissenschaft hatte in den meisten ihrer bedeutenderen Vertretern die Kenntnis der griechischen Sprache gefehlt. Ob es nach dem Resultat der bisherigen Untersuchungen, deren geringe Ausdehnung neuestens Steinacker [Festschrift für Th. Gomperz 1902 S. 325) beklagt, nicht noch verfrüht ist, die fast allgemein verbreitete Meinung von dem Abhandenkommen der Kenntnis der griechischen Sprache und Literatur im Mittelalter für eine Fabel zu erklären(35), wage ich, auf die Geschichte der Chrysostomosstudien gestützt, noch nicht zu bejahen. Ist ja doch die Streitfrage, ob der Fürst der Scholastik, St. Thomas, die griechische Sprache beherrschte(36)], nicht entschieden, und wenn die Entscheidung je sicher im positiven Sinne ausfallen wird, so werden jene recht behalten, die wie Mausbach (Wetzer und Welte, Kirchenlexikon 11, 2. A., 1563) das Maß dieser griechischen Kenntnisse kaum für nennenswert taxieren. Weit sichereren Aufschluß über die Frage, will uns dünken, vermag die Geschichte der Beziehungen zwischen Orient und Occident zu geben, deren Markstein, die Niederlegung der Bannbulle Leos IX. auf den Altar der Hagia Sophia in Konstantinopel (16. Juli 1054) nur den abschließenden symbolischen Akt der schon seit dem 4. Jahrhundert anhebenden und unter Chrys. bereits symptomatisch werdenden Entfremdung zwischen Rom und Byzanz bildet. Es dürfte ein unbestreitbares Verdienst der beachtenswerten Abhandlung Steinackers über die römische Kirche und die griechischen Sprachkenntnisse des Frühmittelalters sein, unter den trennenden Momenten das sprachlich-philologische als eine der bedeutendsten Ursachen des griechischen Schismas an der Hand besonders der Konzilsakten ins rechte Licht gestellt zu haben: „Man konnte sich in Byzanz und Rom nicht mehr verständigen, weil man sich —ganz wörtlich genommen— nicht mehr verstand. Die lateinischen Sprachkenntnisse in der griechischen und die griechischen in der lateinischen Kirche waren zu selten und unzureichend geworden" (a. a. O. S. 325). Freilich zeigt auch diese Abhandlung, daß jene kirchenrechtlichen Texte ebenso wie die literarischen Quellenzeugnisse eine widerspruchslose Entscheidung nicht zu geben vermögen.(37) Ob es mit den literarischen Kenntnissen besser oder schlimmer stand, als die Geschichte der diplomatischen Verhandlungen zeigt, ergibt sich bei der regelmäßigen Identität der Repräsentanten der kirchlichen Diplomatie und der kirchlichen Wissenschaft von selbst. Immerhin ist für unsere Frage nicht weniger im Auge zu behalten, daß der fast gänzliche Mangel griechischer Sprachkenntnisse kein Hindernis für die mittelalterliche Wissenschaft im Abendlande war, ihr geistiges Leben fast ausschließlich mit den Werken griechischer Denker zu fristen.[38]) Sollte das andere Paradoxon nicht noch verwunderlicher erscheinen: hinter dem griechischen Peripatetiker und Neuplatoniker, wenn auch im christlichen Gewand, treten in dieser neuen christlichen Wissenschaft die Dokumente edelster Vereinigung von Christentum und Hellenismus, von christlicher Lehre und hellenischer Spekulation besonders auch der großen byzantinischen Kirchenväter, fast ganz zurück, sowohl die Originale wie die lateinischen Übersetzungen? Das Schweigen aller einschlägigen älteren und neueren Literatur über das Verhältnis der Scholastik zur Patristik, abgesehen von der bekannten stereotypen geringen Zahl der verwerteten lateinischen und griechischen Väter und der exegetischen Katenen und dogmatisch-ethischen Sentenzensammlungen, spricht auch eine beredte Sprache. Was selbst Willmann, Geschichte des Idealismus II.S. 341, zu dieser eminent wichtigen, der Spezialuntersuchung würdigen und bedürftigen Frage(39) in einem Satz nur vermutungsweise vorzubringen weiß: die Kirchenlehrer dürften doch den Vortritt vor den Schulhäuptern der Akademie und des Lyceums gehabt haben, wird die nicht erst im letzten Jahrhundert laut gewordenen Vorwürfe gegen die Scholastik über ihre Vernachlässigung der Patristik[40]) keineswegs verstummen machen; ebensowenig Kleutgens Theologie der Vorzeit (IV 2. A. 1867 S. 29), in deren 4. umfangreichen Band über die
Geschichte der Theologie und die Beschuldigungen der Scholastik man vergeblich eine historische Rechtfertigung gerade gegen diese Anklage sucht, und Pesch, der im ersten Band seiner trefflichen Dogmatik mehr auf dieses Problem eingeht, glaubt die großen Theologen des Mittelalters durch den Hinweis auf des Lombarden Verwendung von 22 biblischen und sogar 7 patristischen Stellen ins rechte Licht stellen zu müssen; und je weniger er damit vielleicht zu erreichen hoffen kann, um so schärfer faßt er deren Epigonen mit den bekannten kräftigen Worten von Canus (de loc. theol. 8, 1) an.[41]) Die für die Erhaltung der patristischen Literatur ebenso nützliche als verhängnisvolle Sammelarbeit der Katenen- und Florilegienschreiber, die zudem bald auf jede Angabe der Quellen verzichtet, macht diese Unterlassungssünde durch den Vorgang des einflußreichen Kommentars des Petrus Lombardus noch mehr zur Tugend.(42) Der Geist der Katenen, dieser reichsten Blüten späterer byzantinischer Geistesarbeit, blieb ebenso für die Exegese des Westens maßgebend wie ihr Stil: ein Chrysostomosflorilegium erscheint unter den ersten lateinischen Drucken.(43) Neben den lateinischen Hauptquellen sind griechische Autoren äußerst spärlich vertreten trotz der Übersetzungsliteratur aus früheren Jahrhunderten.(44) Trümmerhafte Denkmäler späterer Übersetzertätigkeit und zugleich Spuren näherer Beschäftigung mit den Werken des antiochenischen Kirchenlehrers im deutschen Mittelalter zeigt die unbedeutende Übersetzungsliteratur auf, deren handschriftlichen Niederschlag Looshorn kurz aufgezeichnet hat.(45) Für die älteste deutsche Übersetzung von Werken des Chrys. hält Paniel (Pragmatische Geschichte der christl. Beredsamkeit I 1839 S. 591) die in schwäbischer Mundart bearbeitete, 1551 zu Straßburg gedruckte Ausgabe der Homilien zum Matthäus- und Johannesevangelium; indes auf der Stuttgarter Königlichen Öffentl. Bibliothek befindet sich eine solche schon vom Jahre 1540. Die wirklich erste scheint der von Hoffmann, Lex. bibliogr. 2, 565, aufgeführte Druck von 1520 zu sein: des allerseligsten Joannis Chrysostomi ain trostlicher tractat von widerbringung des sinders, augspurg Grimm. Für die Literatur vor und nach dem Saeculum obscurum scheint das Resultat ein ziemlich negatives zu sein. So enthält selbst der Regelkommentar Hildemars, der noch auf „wissenschaftlicher Höhe" stehen soll, trotz seines Reichtums an patristischen Zitaten kein einziges aus unserem Kirchenvater. Wie bei dem häufigen Verzicht auf Autorenangaben oft ganz willkürlich die anonymen Zitate berühmten Schriftstellern zugeteilt wurden, ist bekannt. Z. B. wird in dem von P. Hilarius Walter O. S. B. edierten Speculum Bernardi I. Abbatis Casinensis fälschlich statt Chromatius Chrysostomus angeführt, die beiden anderen Chrys.-Zitate sind aus dem pseudepigraphen Opus imperfectum in Matthaeum entlehnt.(46)

Art und Umfang des Wissens der Scholastiker von den griechischen Kirchenvätern überhaupt und besonders von Chrys. mag —unus pro ceteris— die berühmte Äußerung des Fürsten der Scholastik beleuchten, die, wenn übrigens authentisch, ein zweischneidiges Schwert zur Abwehr älterer und neuerer Ankläger der Schultheologie wegen Vernachlässigung der Patristik sein dürfte. Thomas v. Aquin will ganz Paris oder nach einer anderen Fassung Lissabon umtauschen gegen das sog. Opus imperfectum in Matthaeum, einen Torso eines lateinischen Kommentars zum Matthaeusevangelium, der, den Chrys.-Ausgaben (Migne, Chrys. opp. 5, 611—946) von jeher eingefügt, als das Werk eines lateinisch schreibenden Arianers des 5. oder 6. Jahrhunderts sich so offenkundig verrät, daß der Germanist Kaufmann dieses Werk dem Wulfilas zuzuschreiben wagte.(47) Ein untrüglicher Reflex des tatsächlichen Verhältnisses der Scholastik zur Patristik ist nicht weniger die Beobachtung, daß länger als ein Jahrtausend selbst für Trithemius(48) und Ba-ronius(49) die erste kleine theologische Literaturgeschichte, das Buch des Hieronymus de viris illustribus, die einzige Quelle jeglicher Kenntnis der literarhistorischen Tätigkeit der Väter bildete.(50) Welcher Anteil in diesen dürftigen biographischen und bibliographischen Notizen den griechischen Kirchenvätern und besonders unserem Autor zufällt, läßt die oben angeführte Probe aus Hieronymus a priori ermessen. Ganz symptomatisch scheint mir, was Isidor v. Sevilla (de vir. illustr. c. 29 M. P. L. 84, 1093 f.) über den Goldmund des Orients und seine Schriften seinen Zeitgenossen und der Nachwelt mitzuteilen weiß. Beachtenswert ist darin einmal sein Zeugnis über das Alter des Beinamens Chrysostomos(51), ferner spricht er von lateinischen Übersetzungen des Homileten, cuius quidem studii, et si non omnia, tarnen quam plurima eloquentiae eius fluenta de Graeco in Latinum sermonem translata sunt; und doch zählt er in demselben Kapitel mit zum Teil recht umständlichen Detailangaben opuscula Graeca auf, e quibus utitur Latinitas, nämlich die zwei Bücher de lapsis ad Theodorum, Neminem laedi posse nisi a se ipso, und zu guterletzt weiß das Mirakel der Gelehrsamkeit seiner Zeit noch anzufügen: est etiam et alius liber eiusdem apud Latinos de compunctione cordis, alter quoque scriptus ad quendam Eutropium. Die wenigen Zitate aus Chrys. sind meist dem pseudepigraphen Matthäuskommentar entnommen oder stammen aus der Exzerpten-Literatur, einige vielleicht auch aus den im Abendland vielbenützten Schriften des Johannes Damascenus. Immerhin hat selbst das Haupt der Schultheologie solche in einem Maße nur verwertet, daß Harnack (Dogmengeschichte III. 1890 S. 425) die Behauptung aussprechen konnte, Thomas erkenne nur die Heilige Schrift, nicht die Tradition als Glaubensquelle, als maßgebend in Glaubenssachen an.(52) Bezeichnend für die Willkür der hagiographischen Literatur, selbst der besseren unter der guten, sind die Versionen des Chrysostomus-Diktums des „Heiligen der Schule". Bei Voughan, R. B. The Life and labours of S. Thomas of Aquin 2 vol. London 1876 I. p. 119 wird es wieder anders formuliert als bei den angeführten: What would you give, Brother Thomas, läßt er den General fragen, to be king of that city? I would rather have S. John Chrysostom's treatise on the Gospel of St. Mathew than be king of the whole of our France. Derselbe Verfasser führt durch dieselbe Auktorität von des Kardinals Agostino Valerio Schrift de cautione in edendis libris gedeckt, noch eine andere von diesem zum Beweis für St. Thomas' vorsichtige penmanship verwendete Erzählung an: S. Thomas, sanctissimorum virorum doctissimus, cum commentarium S. Chrysostomi in s. Evangelistum Matthaeum in eius manus pervenisset, thesaurum se repperisse existimans, sua manu illud totum descripsisse fertur industriam Demosthenis imitatus, qui Thucydidis scripta non semel sed octies descripserat. —Wie die früheren, so spricht auch Grabman, der Genius der Werke des hl. Thomas, S. A. Paderborn 1899, S.17 nur ganz allgemein τοη der Pietät, mit der die Lehrer der Kirche darin benützt seien. Des größten Scholastikers großer Lehrer, Albertus Magnus, hat in seinen theologischen Werken die Kirchenväter häufig herangezogen und unter den am häufigsten augeführten befindet sich nach der allzudürftigen Bemerkung über die ganze Frage in Sigharts, Albertus Magnus, sein Leben und seine Wissenschaft 1857 S. 369 auch Chrysostomus. Mancherlei Anzeichen deuten daraufhin, daß diese Zitate aus zweiter Hand stammen, und im einzelnen Fall gilt die fürs ganze Mittelalter mehr oder weniger charakteristische Maxime, die im Munde eines Albertus doppelt schiefes Licht auf patristische Zitate und deren Quellen wirft: Quod de auctore quidarn quaerunt, superracuum est et numquam ab aliquo philosopho quaesitum est, nisi in scholis Pythagorae (Opp. I 239b; s. v. Hertling, Albertus Magnus, Köln 1880 S. 28).

Schon in den letzten Jahrhunderten des ausgehenden Mittelalters führte in manchen Kreisen die Antipathie gegen die scholastische Spekulation der Epigonen dazu, die alten, frischeren Quellen der christlichen Glaubenserkenntnis wieder mehr aufzusuchen(53), und der große Aufschwung des geistigen Lebens im Abendlande im 15. Jahrhundert, Humanismus und Renaissance, Buchdruckerkunst und Handschriftensammeleifer, Studium der griechischen Sprache und Schulung in geschichtlicher Forschung und Kritik kamen nicht am wenigsten auch der griechischen Kirchenväterliteratur zu gute. Wie ein Frühlingswind scheint durch die Kloster- und Kirchenbibliotheken und deren meist nur zum Exzerpieren und Verarbeiten von Florilegien und Sentenzenwerken gebrauchte Handschriften zu fahren der Eifer im Aufsuchen, Edieren, Kommentieren und Übersetzen patristischer Schriften in lateinischer und dann auch griechischer Sprache. Das Morgenrot einer besseren Zeit sollte auch bald für den gefeiertsten Homileten des Altertums anbrechen, dessen Lob, elegans sermo, vere aurea interpretatio und ähnl. schon in Bücherüberschriften eine über die neuen Funde begeisterte Generation preist. Mochten auch die Überraschungen
von Neuauffindungen aus langer Vergessenheit bei der Entdeckung der griechischen Klassiker des Heidentums größer gewesen sein als bei den Werken des großen „Christ gewordenen Hellenen", so muß doch auf seinen literarischen und epigraphischen Entdeckungsreisen Ciriaco von Ancona, der „Schliemann des 15. Jahrhunderts", es der Aufzeichnung für besonders wert erachtet haben, auf Thasos die Werke des hl. Johannes Chrys. gesehen zu haben.(54) Den ersten Übersetzer, auf den ich bei Nachforschungen in der Geschichte des Humanismus gestoßen bin, scheint Chrys. wieder im Abendland in Angelo di Cingulo, einem italienischen Minoritenbruder und Zeitgenossen Petrarcas, gefunden zu haben, der nach dem Bericht der Zeitgenossen „von Gott die griechische Sprache empfangen" —der prometheische Funke in dem ungeheuren Dunkel, aus welchem dieser Franziskaner die hellenische Literatur nach Voigts Urteil herausgezogen.(55) Des ersten Humanisten Freund Guglielmo da Pastrengo von Verona, der in den historischen Darstellungen der Humanistenzeit leider noch keine Stelle erhalten zu haben scheint, verbreitet sich in seinem von Montfaucon (Migne, P. G. Chrys. opp. 19, 114f.) zufällig entdeckten, aber wieder vergessenen, äußerst seltenen Buche de viris illustribus sehr beachtenswert über die Schriften unseres Autors. Einiger Aufschluß fand sich nach langem Suchen über Leben und Schriften dieses merkwürdigen Mannes und seine Freundschaft mit Petrarca(56) in dem heute noch unentbehrlichen Werke des Abbate Girolamo Tiraboschi Storia della letteratura italiana Firenze V 1807 e. 2 c. 6 (Storia p. 401 ff. p. 435), der auch Montfaucons Auffindung und Editorentätigkeit dort gedenkt. Chrysoloras' bedeutendster Schüler Palla de Strozzi übersetzte mit dem Griechen Argyropulos, wie berichtet wird, sämtliche Werke des Chrys.(57), Traversari einen Teil und die Biographie des Heiligen in Palladios' Dialog, die er Papst Eugen IV. widmete.(58) Ähnliche Humanistenarbeiten sind die späteren Übertragungen der Vita des Symeon Metaphrastes durch Gentianus Hervetus und des Georgios Pachymeres durch Casau-bonus.(59) Was Georgios von Trapezunt in seiner Vermittlerrolle zwischen Orient und Occident auch für unseren Autor geleistet hat, trifft nach dem Historiker des italienischen Humanismus derselbe Vorwurf der Willkür und Liederlichkeit, die sich „bei einem flüchtigen Lohnarbeiter ohne Kontrolle" leicht erklären lasse.(60) Als wünschenswerteste Arbeit bezeichnet Papst Nicolaus V., der Humanist auf dem päpstlichen Stuhle, der für kirchliche Autoren doch weniger eingenommen war als für die antiken Klassiker, die Übersetzung der Homilien über das Matthäusevangelium, in der Erinnerung wohl an des Thomas von Aquin berühmten Ausspruch, und übertrug sie dem Trapezuntier, „der vor anderen den Vorzug hatte, mit allem bald fertig zu sein, hier indes sein Vertrauen so wenig rechtfertigte, daß er später Theodor von Gaza dafür gewann".(61)

Alle Glanzgestalten seiner Zeit, die ihre Begeisterung für die griechische Literatur auch zu Johannes Chrysostomos führte, wie Justus Scaliger (De loco Chrys. in Acta Mus. crit. Cantabr. I 207 und Ep. II 84), Germanus Brixius, Polybius Vergilius, Bernardus Donatus, Christophorus Persona, Theodorus Peltanus, Martinus Gromerus von Krakau, Gregorius de Gregoriis, Urbanus Begius, Cochlaeus u. a. mit ihren Ausgaben, Übersetzungen, Abhandlungen und Briefen über Leben und Schriften des „Divus Chrysostomus"[62]), überragt nach Bedeutung und Umfang seiner Chrysostomosstudien Desiderius Erasmus.(63) Eine Vorstellung davon vermag uns hier wenigstens die neueste Publikation Vanderhäghens zu geben, der in seiner Bibliotheca Erasmiana, dem ersten möglichst vollständigen bibliographischen Versuch, 27 verschiedene Arbeiten des Humanisten über unseren Autor, Editionen, Kommentare, Übersetzungen, Biographisches, Briefe aufzählt.(64) Von besonderem Interesse dürfte die Entdeckung sein, zu welcher neuestens Handschriftenforschungen eines schwedischen Gelehrten Paulson geführt haben; danach befindet sich die von Erasmus benützte Chrys.-Handschrift in der Kgl. Bibliothek zu Stockholm.(65) Über die besonderen Sympathien, die Erasmus gerade mit dem nach manchen Beziehungen ihm kongenialen Antiochener verknüpften, äußert sich sein englischer Biograph Drummond (Erasmus, his life and character as shown in his correspondence and works 1873 2, 181 ff.).

Diese mächtigen Anregungen alle, die das Studium der kirchlichen Literatur durch jene Renaissance der klassischen Studien erfuhr, steigerten die Glaubensstreitigkeiten der Reformationszeit, in denen beide Parteien sich vor allem die Autorität des Doctor Eucharistiae nicht entgehen lassen wollten. Bekannt ist Luthers Stellung zur Patristik, der Ton seiner Urteile und der Umfang seiner Kenntnisse.(66) Wie den Hieronymum, so mag er auch den Chrysostomum nicht leiden. Seine Vertrautheit mit dem „biblischsten" Prediger des Altertums steht im umgekehrten Verhältnis zu dem Maß seiner Schmähungen auf den gefeierten Kirchenlehrer.(67) Allen geschichtlichen Berichten zum Trotz urteilt der Reformator über die Hebräerhomilien, die er gelesen: „Ich gläube doch, er als der fürnehmeste Rhetor der Zeit, werde sehr viel Zuhörer gehabt haben, hat aber ohn Frucht und Nutz gelehret. . .". Wenig Anklang scheint er in der ganzen späteren Literatur der Reformationstheologie gefunden zu haben mit seiner auch etymologisch singulären Äußerung in einer anderen Tischrede(68): „Weil er beredt und gewäschig war, hatte er bei den Leuten ein groß Ansehen und ward hoch gehalten, machte viele Bücher, die ein großen Schein hatten, war aber nur ein großer wüster unordentlicher Haufe und Gemenge und ein Sack voll Wort, da nichts hinter ist"; er führt dann des Hieronymus Schurf Wort an: „Ich lese viel, lerne aber nichts. Denn er konnte mit seinem Geschwätz und Redenheit das Volk fein schlichten und streichen wie ein gulden Kettlin, daher er auch Johannes mit dem gulden Munde genannt wurde, er mag Geld im Klange und Gesange, aber nicht in der Würde gehabt haben". Berechtigter ist des Reformators Vorgehen gegen ein Falsifikat dunkelsten Ursprungs, eine unsinnige wohl im Parteikampf ersonnene Legende, die er trefflich „die Luegend vom S. Jo. Chrysostomo" nennt und an die Väter in dem vermeinten Concilio zu Mantua als Schrift (gedruckt 1537 bei Hans Luft) schickt.(69) Objektiver auch in diesem Gebiet zeigt sich Melanchthon, der die patristischen Studien dringend empfiehlt und in seinen Sententiae patrum de coena Domini 1539 und seinem Libellus de scriptoribus ecclesiasticis 1539 auch dem großen Kirchenlehrer von Konstantinopel eine Stelle anweist. So sehr war schon im ersten Stadium der Reformationsbewegung der horror patristicus überwunden, daß Oecolampadius Werke des Chrys. übersetzt und herausgibt, so 1523 Ain Sermon S. Ιο. Chrysostomi von dem Almusen über die Worte Pauli in der ersten Epistel von Korinth im Latein von Ιο. Oecolampadio anzeigt und durch Ιο. Diebolt zu Ulm verdeutscht; als Streitschrift gegen des Oecolampadius Übersetzung der Rede gegen die Heiden gab Germanus Brixius dieselbe Schrift 1528 heraus contra loa. Oecolampadii translationem; bei den Mainzer Schöffer erschien aus der Feder des Humanisten und Reformators 1522 die Comparatio regis ac monachi.(70) Noch über ein Jahrhundert nach der Reformation hat der Streit um die Autorität des Kirchenvaters manche bibliographisch wie dogmengeschichtlich interessante Geistesprodukte ans Tageslicht gebracht. Da auch die neuesten Darsteller der Eucharistielehre des hl. Chrys., die nachgerade allmählich inhaltlich erschöpft sein dürfte(71), an dieser geschichtlichen Stellung des Doctor eucharisticus in den Kontroversen der früheren Perioden vorübergegangen, seien hier wenigstens die Haupterscheinungen namhaft gemacht: die beiden Loewener Schriften von 1551 und 1561 loa. Chrysostomi sententiae de veritate corporis et sanguinis Domini in Eucharistia von J. Costerus; ferner die offenbar auch im Dienste der Polemik herausgegebene Homilia in illum locum fides sine operibus mortua ... primum Graece' et Latine interpret. Paris 1590; Erh. Kappii Dissert. de celeberrima S. loa. Chrysostomi ad Caesarium epistola veritatis evangelicae contra pontificiorum transsubstantiationem insigni teste Lips. 1723, und besonders bezeichnend J. F. Mayerus, Chrysostomus Lutheranus Jena 1680, und gegen diese Streitschrift Heidelberger S. J., Chrys. Catholicus, und Hacki J. F., D. Ιο. Chrys. aureus ecclesiae doctor Romanae catholicae veritatis ... incorruptus assertor ... a Lutheranis ... vindicatus. Monst. Oliv. 1683, ferner die bemerkenswerte Kontroverse zwischen Spencer und Waechtler über den Ursprung der mosaischen Riten und Gesetze in den Acta erudit. Lips. 1693 p. 110 sqq. Als Pendant aus der Neuzeit mag beachtenswert sein die Usurpation des Chrys. Socialista durch Pflieger, Der Sozialismus der Kirchenväter (Schweiz. Bl. f. Wirtsch. 8, 1900,
753 ff.).

In die Reihen ihrer großen Vorfahren treten denn auch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Vertreter der Altertumswissenschaft, Philologen und Historiker. Wohl haben die fast ausschließlich praktisch-homiletischen Zwecken dienenden Schriften unseres Autors die Blicke der Altertumsforscher selten auf ihre Beziehungen zur Antike gelenkt; immerhin dürfte für Joh. Chrys. nicht weniger berechtigt sein, was Krabinger in einer akademischen Apologie der klassischen Studien vor 50 Jahren schon ausgesprochen: „Das Studium der Kirchenväter ist nicht nur für Theologen von höchster Wichtigkeit, sondern auch dem Philologen und Geschichtsschreiber, die sich vom gesamten Altertum genaue und umfassende Kenntnis verschaffen wollen. Darin sollte uns das Beispiel eines Petrarca, Scaliger, Bentley, Hemsterhuys, Valckenaer, Ruhnken Wyttenbach, Al. v. Humboldt, Joh. v. Mueller, Niebuhr u. a. vorleuchten".(72) Ich erinnere speziell an manche von Bursian, Boeckh, Bardenhewer u. a. übergangene berühmte Vorbilder, wie Chr. Fr. Matthäi, dessen großartige handschriftliche Forschertätigkeit durch den neuerdings erhobenen Vorwurf des Handschriftendiebstahls an der Stätte seines Wirkens, Moskau, verdunkelt zu werden scheint(73); an Valckenaer, der zwei Reden auf den hl. Paulus mit neuem Text und Kommentar herausgab, öfters die Eleganz der griechischen Wendungen der chrysostomeischen Homilien hervorhebend(74); an Gibbons auf Erasmus Autorität gestützte Beschäftigung mit Chrys.(75); an das herrliehe Lob über Chrys. in Joh. v. Müllers und Rankes eingehenden patristisch-historischen Studien(76) an Bernhardy s, Boeckhs und Bursians weiten Blick(77); an Draesekes Verteidigung der patristischen Literatur gegen die prinzipiell und in vielem Detail auch Chrys. gegenüber inkorrekte Behandlung durch Christs Griech. Literaturgeschichte(78); an die Arbeiten und Äußerungen von Cobet(79), Usener(80), Norden(81), Wilcken(82), Schiller(83), an Krumbachers prinzipielle Ausführungen.(84) Diese u. a. litterarische und monumentale Zeugnisse aus dem modernen Betrieb der klassischen Philologie beleuchten den neuesten Rückblick und Ausblick auf das Gebiet der Altertumswissenschaft, die nach Zeit und Raum weit über die früheren Grenzen des Klassizismus hinausgewachsen ist(85) „An die Stelle einer einseitigen Bevorzugung der gewöhnlich als 'klassisch' bezeichneten Autoren und der 'Blütezeit' des Altertums ist das Bestreben getreten, zu einer Erkenntnis der historischen Entwicklung des antiken Lebens in weitestem Umfang durchzudringen. Daher ist das Forschungsgebiet nach allen Seiten hin bedeutend erweitert, Erscheinungen, die man früher als an der Peripherie der Wissenschaft liegend verachten zu dürfen glaubte, in den Kreis der Betrachtung gezogen. Die Zeiten des Werdens und des Verfalls bieten dem Historiker nicht minder lohnende Forschungsobjekte und Probleme als die der höchsten Vollendung, welche der früheren mehr ästhetischen Betrachtungsweise allein wertvoll erschienen. So hat die Altertumswissenschaft begonnen, mit der orientalischen Philologie ... mit den historischen Zweigen der Theologie enge Fühlung zu suchen."

Solch weitherziger Fühlungsnahme seitens hochverehrter akademischer Lehrer und Gelehrten der Alma mater Eberhardo-Carolina verdankt Ansporn und Förderung diese Arbeit, deren Resultat, zunächst auf die materiellen Beziehungen eines Christ gewordenen Hellenen zur Antike und speziell der griechischen Literatur beschränkt, die altehrwürdige Verbindung von Hellenismus und Christentum, von Philologie und Patristik in neuer Festigkeit manifestieren mag an vielbewunderten schriftlichen Denkmälern eines der hervorragendsten Vertreter jener Zeit, von der Eduard Norden bekennt —sein Bekenntnis sei auch das unserige —: „Immer und immer wieder zieht es uns in jene Zeiten, wo eine tausendjährige greisenhafte Kultur, die den Menschen das Herrlichste in Fülle gebracht hatte, in den Kampf trat mit einer jugendfrischen Gegnerin, einen Kampf, wie er gewaltiger nie ausgefochten ward, und der mit einem Kompromiß endete, wie er großartiger nie geschlossen worden ist."(86)





Notizen

1. Über die weltgeschichtliche Bedeutung des Homileten und Bischofs vgl. besonders H. Gelzer in Krumbachers Geschichte d. byzantinischen Literatur, 2. A. (1897) S. 914 ff.; Funk, Kirchengeschichtliche Abhandlungen und Untersuchungen II (1899) S. 23 ff.; Güldenpenning, Geschichte des oströmischen Kaiserreichs, (1885) S. 12 ff. 37 ff. u. a.

2. Über die Streitfrage des Geburtsjahres des Chrys. s. Tillemont, Mémoires pour servir à l'histoire eccléciastique XI (1723) p. 553 ff. Ich zitiere die Werke des Chrys. nach Bd. l—13 der Opera s. Ιο. Chrysostomi in der Patrologia Graeca Mignes, XXXVII—LXIV, 1848—1862.

3. Dessen Edition abgedruckt mit wenigen Zugaben von Migne P.G. 47—64. Kritik derselben bei Bardenhewer, Patrologie, 2. A. (1901) S. 302.

4. S. Chrys. opp. 13, 107: Τοῦ καταπληχθῆναι οὔ φημι τοὺς ἄλλους•μικρὸν γὰρ ἴσως τοῖς πολλοῖς τοῦτο, ἀλλὰ καὶ αὐτὸν Λιβάνιον τὸν ἐπ’ εὐγλωττίᾳ παρὰ πᾶσι βεβοημένον. Vgl. Libanii epist. n. 1576 p. 714 ed. Wolf, dazu Tillemonts Exkurs Mém. 12, 355 n. III.

5. Vgl. Sievers, Leben des Libanius (1868) S. 203. Allein steht mit seiner Kritik dieses Diktums Steffens, S. Chrysostom, his life and times 1872 p. 13: it did not immediately appear that the learned advocate of Paganism was nourishing a traitor!

6. De vir ill. c. 129, ed. Richardcon, Texte und Untersuchungen z. Geschichte d. altchristl. Literatur 14, l (1896) S. 64. Nicht einmal dieses testimonium führt Montfaucon an.

7. S. Grützmacher, Hieronymus 1901 S. 177; vgl. auch Sychowski, Hier, als Literarhistoriker 1894 (Kirchengeschichtl. Studien II, 2) und Bernouilli, D. Schriftstellerkatalog des Hier. 1895.

8. S. Looshorn, Z. f. käth. Theol. 4 (1880) S. 788.

9. Vgl. Czapla, Gennadius als Literarhistoriker 1898 (Kgschtl. Stud. 4, 1).

10. De nat. et grat. c. Pel. 64 (P. L. 10, 159), op. imperf. 7 (10, 1296).

11. De incarn. Dom. 7, 30 (Migne P. L. 50, 266)

12. Epist. ad cler. et pop. bei Migne, Chr. opp. 13, 111; s. Steinacker, Die röm. Kirche und die griech. Sprachkenntnisse im Frühmittelalter, Festschr. f. Th. Gomperz 1902 S. 324—341. Zu der Aufnahme des Chrys. in das gelasianische Dekret (D. 15 c. 3 § 6) vgl. Looshorn a. a. O. S. 788; über die dort angedeutete Möglichkeit der Kenntnis griechischer Schriften des Chrys. vgl. Steinacker a. a. O. S. 333.

13. Cramer, De Graecis per occid. studiis —usque ad Carolum M. p. 21: Chrysostomi epistolas Attico sermone expositas in octavo armario dereliqui, ubi sunt Graeci Codices congregati.

14. Über A. s. Chrys. opp. 2, 471 f.

15. S. näheres bei Schönemann, Bibl. hist. lit. Patr. lat. 2, 473—80, und Bardenhewer, Patrol. S. 303.

16. Ep. 5, 32 (P.G. 78, 1348), s. Chrys. opp. praef. Rom. hom. 9, 387.

17. Ep. 66 an des Chrys. Hauptrivalen Theophilos v. Alexandrien, s. Chrys. opp. 13, 109. — Tillemont, Mém. 11, 347.

18. Ep. 3, 279 (P.G. 79, 521) und ep. 2, 265 (P.G. 79, 476), s. Bardenhewer, Patrol. 1. A. 319 f.

19. Vita Porphyr. Gaz. Acta SS. Boll. 26. Febr. p. 650. S. z. d. Bonner Ausg. 1895 Nuth, De Marci Diac. vita Porph. Diss. Bonn. 1897; Bardenhewer 305.

20. Bibl. cod. 273 b .Migne Chrys. opp. 13, 89 ff., vgl. auch die ganz nach d Sophistik riechenden Panegyrici des Theodoret (Chrys. opp. 13, 90 f.: χρῆσον ἡμῖν ὦ πάτερ τὴν λύραν . . . δάνεισον πλῆκτρον...).

21. S. Tillemont, Mém. 11, 553.

22. Vgl. Krumbacher, Byz. Lit. 137 f., 206 f., Heinrici, R.-E. f. prot. Theol. 3 (1897) 754 f.; Lietzmann, Katenen 1897; besser Faulhaber, Die Prophetenkatenen (Bibl. Stud. 4, 2 u. 3, 1899).

23. S. Fabricius, Bibl. Graec. 8, 456 und neuestens Bollandiani, Catalogi hagiogr. Gr. 1894 S. 62 f., Krumbacher, B. L. 39. 69. 83. 168; einige bei Migne, Chrys. opp. l, XXIII.

24. Z.f. kath. Theol. 18 (1894) S. 742 f. s.auch Weyman Hist. Jahrb. 1894 S. 96 f. und Revue d'hist. et de Lit, rel. 3 (1898) p. 562.

25. Lex. l, 2, 1024 B. u. Migne, Chrys. opp. 13, 113.

26. Ed. Boiss. p. 125, s. Krumbacher, B. L. 433 ff. Weitere ähnliche Parallelen s. b. Walz, Rhet. Gr. 3, 573; 6, 451. 467. 472; 7, 2. 147. Treffliche Kritik solcher Spielereien bei J. Bauer, Trostreden Gregors v. Nyssa in ihr. Verhältn. z. antiken Rhetorik, Diss. Marbg. 1892 S. 2 f. Noch Matthaei stellt solche für Chrys. an (Chrys. opp. 13, 115 f.).

27. Byz. Ztschr. 2 (1892) S. 461—93.

28. S. Krumbacher, B. L. S. 553.

28a. S. Krumbacher, B. L. S. 486.

29. Z. B. Tetrastiche auf Chrys. von anonymen Rhetoren» od. Dichtern s. Fabricius, Bibl. Gr. 8, 456.

30. S. Krumbacher, B. L. S. 731.

31. S. Krumbacher, B. L. S. 496.

32. Ehrhard in Krumbachers B. L. S. 69.

33. Ebenda S. 83.

34. Δανιὴλ Δημήτριος, Ἰωάννου τοῦ Χρυσ. ἡ γενικὴ ἠθικὴ ἐν τῇ σχέσει αὐτῆς πρὸς τὴν τῆςἑλληνικῆς φιλοσοφίας. Διδακτορικὴ διατριβή. Bάρνη 1894.

35. So L. Stein, Archiv f. Gesch. d. Philos. (1896) S. 241, u. ihm beistimmend Überweg-Heinze, Grundriß d. Gesch. d. Philos. II 8. A. 1898 S 276.

36. S. Überweg-Heinze a. a. O. S. 276; Werner, D. hl. Thomas I, 88; Willmann, Gesch. d. Idealism. II, 450; weiteres bei J. J. Berthier, Le triomphe de St. Thomas, 1897, p. 127

37. S. besonders Charakteristisches bei Steinacker a. a. O. S. 322 ff. Vgl. z. diesem sprachgeschichtl. Problem, dessen Vernachlässigung von Seiten d. philol. Forschung Steinacker a. a. O. S. 325 beklagt, kurz Ehrhard in Krumbachers B. L. S. 37ff.; Harnack, Dogmengeschichte II, l, 31 f.; Traube, O Roma nobilis, Abh.. d. bayr. Akad. 64 (19) 1891, bes. 346 ff.

38. Vgl. Paulsen, Geschichte d. gelehrten Unterrichts I2 1896 S. 66.

39. Vgl. Harnacks Andeutung eines solchen Desiderats; (Dogmengesch. III3 337 A. 1.) ebenso rechnet Voigt, Wiederbelebung d. klass. Altertums II3 (1893) S. 105 A. 2, die Geschichte des Fortlebens d. griech. Literatur im M.-A. zu „den frommen Wünschen der Wissenschaft". Eine „gewisse Kenntnis der alten Klassiker u. d. Kirchenväter in d. mittelalterl. Wissenschaft" statuiert Harnack, Dogmengesch. III3 S. 335 ohne weitere Detailangaben.

40. Z. B. die Angriffe von Hermes wegen fast allgemeiner Vernachlässigung des Studiums der Kirchengeschichte, der Väter und Konzilien s. Kleutgen a. a. O. S. 29.

41. Intelligo fuisse in schola quosdam theologos adscripticios, qui universas quaestiones theologicas frivolis argumentis absolverint, vanis validisque ratiunculis magnum pondus rebus gravissimis detrahentes ediderint . . . commentaria in theologiam vix digna lucubratione anicularum; et cum in his sacr. bibliorum testimonia rarissima sunt . . . nihil ex antiquis sanctis oleant . . ., s. Pesch, Prael. dogm. I2, 24 f. (1897).

42. Aufs Geratewohl machte z. B. der Verfertiger einer Katene selbst Chrysostomos zum Verfasser, s. Heinrici, Katenen, R.-E. f. prot. Th. III S. 762.

43. Cfr. Hoffmann, Lex. bibliogr. II, 572; eine Chrysostomoskatene zum Lukas-evangelium in London, Cod. Ev. S, s. Krumbacher, B. L. S. 216. Zur Katenen-literatur ebenda S. 137 ff. 286 ff.

44. Zusammenstellg. d. älteren Übersetzungsliteratur bei Harnack, Gesch. d. altchrl. Lit. I 1893 S. 835 ff. Über spätere lat. Übertragungen durch vertriebene byz. orthodoxe Mönche u. hochbedeutsame irische u. normännisch-staufische Übersetzungsliteratur s. Steinacker a. a. O. S. 340 f.

45. Die lat. Übersetzungen des hl. J. Chrys. im Mittelalter nach den Hss. in der Münchener Staatsbibliothek. Innsbrncker Z f. k. Theol. 4 (1880) 788 ff.

46. Letztere Mitteilung verdanke ich der Güte des Beuroner Dogmatikprofessors Dr. Cyrillus Welte O. S. B.

47. Bedenken gegen diese zuerst in d. Beil. z. Allg. Ztg. 1897 Nr. 44 (vgl. Texte u. Untersuchungen z. altgerman. Religionsgesch. I 1899) geäußerte Vermutung besonders von Vogt, Wulfilas, A. d. B. 44 (1898) S. 270 ff. Über Thomas' Äußerung s. Voigt, Wiederbelebung II, 198; Jansen (O. S. D.), D. hl. Thomas v. A. 1898 S. 66; Jojon, Leben d. hl. Th., aus d. Französ. 1891 S. 191 f. Selbst in dem langen Traktat de Eucharistia in der Summa des hl. Thomas P. III q. 73—83 Sp. 695—852 ed. Migne 1863 sind nur die Homilien zum Johannesevgl. (P. III q. 73 a 1; q. 75a 4; q. 79a l u. 6) u. zum Matthäusevgl. (d. h., wie die Herausgeber (?) bemerken, [alius auctor h. 43 in Op. imperf.] q. 83a 1) zitiert, Zitate, die, wie bei anderen patristischen manchmal angegeben wird, in größerer Zahl auch in der Catena aurea des Aquinaten stehen. Der Mignesche Index enthält nur einen Catalogus doctorum mit bloßer Angabe der Autorennamen.

48. De script. ecclen. c. 877; über des Trith. patrist. Kenntnisse vgl. Silbernagl, Joh. Trith. 2. A. 1885 S. 59 ff.

49. Annales i. a. 362. 382. 397, cfr. Chevalier, Répertoire I, 1178.

50. Vgl. Bardenhewer, Patrol. S. 7 f.

51. Zu d. Streit über diese Frage s. Jeep, Quellenuntersuchungen a. a. O. S. 100 gegen Preuschen, R.-E. f. prot. Theol. III3 S. 102; Bardenhewer, Kirchenlexikon III2 S. 1028. Mehr als bezeichnend für die Entstehungsart mancher Legenden und Ketzerhistorien ist der des Phantasten Georgios von Alexandrien würdige Roman, den eine eben in einer Berliner Dissertation von F. Cöln publizierte jakobitische anonyme Schrift „über den Glauben der Syrer" mit köstlichem Anachronismus über den Ursprung des Namens Chrysostomos zu erzählen weiß. S. 36 f., dazu des V. Bemerkungen S. 55 mit Berufung auf das Rom. Brevier!

52. Vgl. dagegen Mausbachs Verteidigung des Aquinaten, Kirchenlex. XI2 S. 1653.

53. Wie z. B. bei Gerson u. seiner Schule, s. Wagenmann, R.-E. f. prot. Theol. 112 (1883) S. 305.

54. S. Voigt a. a. O. II3 S. 279.

55. A. a. O. S. 105. Welche Schrift des Chrys. von Angelo übersetzt wurde, wird nicht angegeben.

56. Cl. Bäumker, Quibus antiq. auctoribus Petrarca usus sit 1882, schweigt über die Stellung P.s zu den griech. Schriftstellern des christl. Altertums.

57. Voigt a. a. O. I S. 290, vgl. II S. 163.

58. Voigt a. a. O. I S. 318, II S. 28; Fabricius, B. G. VIII S. 456.

59. S. Fabricius, B. G. VIIl S. 456.

60. S. Voigt a. a. O. II S. 141.

61. Ebenda II S. 198. Eine 1487 in Köln gedruckte Inkunabel mit gotischen Typen u. der Widmung an Papst Nikolaus V. verzeichnet Hoffmann a. a. O.

62. Unvollständige, teilweise sich ergänzende bibliographische Notizen bei Hoffmann, Lex. bibliogr. II (1833) 544—572; Fabricius, Bibl. Gr. VIII, 460 ff.; Tillemont, Mémoires XI p. 404 ff.; Chevalier, Répertoire I (1877—80) p. 1178 ff.

63. Über des E. patrist. Arbeiten urteilt Drummond, E., his life and character . . . II (1873) p. 171 ff.; über des E. Chrysostomosstudien ebenda II, 283 u. 323.

64. II (1893) p. 37 ff. Sehr dürftig behandelt od. ganz übergangen sind diese bei Fronde, Life and letters of E. 1805; Durand de Lour, E. II (1872) 182 ff.; Bursian, Gesch. d. kl. Phil. 1883 S. 142 ff.; Fabricius, B.G. VIII, 460; vgl. Kirchenlex. IV2 729 ff; R.-E. f. prot. Th. V3 434 ff.

65. Notice sur un manuscrit de St. Jean Chrys. utilisé par E. et conservé à la bibl. roy. de Stockholm, Lund 1890; s. Bardenhewer, Patrol. S. 302.

66. Vgl. Wagemann, R.-E. f. prot. Th. XI2 (1883) S. 306, geht zu schnell über diese Frage hinweg; s. jetzt W. Koehler, Luther und die Kirchengesh. I. (1900) enthält noch nicht einschlägiges Material.

67. Besonders in seinen Tischreden, vgl. Nr. 57 (Bd. 67 S. 97 der Frankfurter Ausg. von Luthers sämtl. Werken 1854 ff.): „Chrys. gilt bei mir auch nichts, ist nur ein Wäscher."

68. Ebenda Nr. 2640 (s. Werke 62 S. 209 f.). Eine Äußerung des Chrys. über das Gebet zitiert L. (Sämtl. Werke 21 S. 207) ebenfalls.

69. S. Sämtl. Werke 25, 217: L. hält diese für „erdichtet, um den Papst u. seine Teufelskirche zu bestätigen"!

70. S. Wagenmann, a. a. O. S. 306; Herrlinger, Theologie Mel.s 1879 S. 464 ff.

71. Lauchert, Innsbr. Z. f. k. Theol. II (1878) 420 ff.; Michaud, Etudes Euchar. R. J. Theol. IIΙ, 751 ff.; Sorg, Katholik II, 1898, 137 ff.; Tübing. Theol. Quart. 1897, 259 ff; A. Naegle (nicht, wie Bardenhewer Patr. 305, Naegele), Die Euch.-Lehre d. hl. J. Chr. Straßbg. Theol. Stud. 3 (1900) 4—5.

72. Die klass. Studien u. ihre Gegner. Akad. Festr. München 1853 S. 20.

73. S. v. Gebhardt, Chr. Fr. M. u. s. Sammlg, gr. Hss. S.-A. aus Centralbl. f. Bibl.-Wesen 1898; über s. Schriften s. Fabricius B. G. VIII, 575; Bardenhewer, Patr. 1. A. S. 326 (mehr als in der 2. A.); über diesen Schüler Ernestis s. Bursian a. a. O. S. 506, 1; 561.•,

74. Opuscula philol. crit. orat. II (1809) p. 171—229; v. Bursian a. a. O. S. 502 Übergangen.

75. History of the decline and fall of Rom. empire, deutsch Lpzg. 1792, VIII S. 40 ff.

76. Gesamm. Werke 1835, Bd. 32 S. 251; 33, 64. 68 ff.; Rankes Weltgesch. IV2 (1888) 222 f.

77. Grdriß d. gr. Litt. I4, S. XIV. 650; II, 3; Lit. Centralbl. 1884 Sp. 318; Encykl. u. Method. 1877 S. 273 u. 676; vgl. jener Philologen Lob bei Draeseke, Z. f. wiss. Theol. 33, 185; 34, 109 ff.

78. Z. f. wiss. Tbeol. 33, 185 ff.; 34, 109 ff.; Wochenschr. f. kl. Ph. 1900 N. 33 u. 34; vgl. Ehrhard, Erf. d. altchrl. Litt. I (1900) S. 17. Weitere Exempla selbst in d. 3. A. noch, z. B. S. 905 über die Schrift des Chrys. περὶ ἱερωσύνης!

79. Mnemosyne IX (1860) p. 48; vgl. auch Döhner, Satura crit. Prg. Flauen 1879.

80. Besonders Religionsgesch. Unters. I (1889) IX ff. 225 ff.

81. Antike Kunstprosa 1898 passim, bes. 465 ff.; Beitr. z. Gesch. d. Philos. 19. Suppl. d. Jahrb. f. Phil. 1893 S. 307.

82. N. Jahrb. f. kl. Altert. 4 (1901) 688 über „die f. d. sprachgeschichtl. Forschung unglückselige Scheidung nach profanen u. christl. Autoren u. unberechtigte Isolierung d. späteren griech. Denkmäler", vgl. auch Archiv f. Pap. I (1901) 419 ff.; ähnlich Preuschen über Wendland in Berl. Philol. Woch. 1903 N. 1.

83. Gesch. d. röm. Kaiserzeit II (1887) S. 11 (Chrys. als Geschichtsquelle); S. 466 (schiefes Urteil).'

84. Gesch. d. byz. Lit., bes. S. 14 ff.

85. Bursians Jahresbericht 1901. Prospekt z. Jahrgang XXVII.

86. Antike Kunstprosa 1898 S. 452. — Ich möchte diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne den Professoren des Tübinger philologischen Seminars, besonders meinem Promotor H. Prof. Dr. Wilhelm Schmid, sowie L. v. Schwabe u. Otto Crusius, auch an dieser Stelle meinen innigsten Dank für reiche wissenschaftliche Förderung, nicht am wenigsten auf dem Gebiet der christlichen lat. und griech. Literatur, auszusprechen.

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